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Zwei auf Achse

Zwei auf Achse

Titel: Zwei auf Achse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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hier?“
    „Nein, nein! In der Augustenstraße, eine knappe halbe Stunde zu Fuß. Ihr könnt aber auch mit dem Bus fahren.“
    „Och, wir haben ja Zeit und laufen gern ein Stück“, sagte Joachim. „Bei dem Wetter!“ Und als die Frau ins Haus zurückgegangen war, fügte er hinzu: „Und dem Loch im Portemonnaie! Weißt du, daß wir noch genau neun Mark und ein paar Gehackte besitzen?“
    „Kein Wunder!“ rief Lutz. „Wenn wir dauernd Torten und Windbeutel essen!“
    „Dauernd ist geprahlt“, verteidigte sich Joachim, „einmal und nicht wieder. Ich stoße immer noch nach dieser komischen Herrentorte auf. Darin haben sie wohl sauren Käse und ranzige Butter verbacken. Und der Kaffee plätschert pausenlos durch meine Eingeweide, als ob er sich schnellstens von mir verabschieden möchte und den Ausgang nicht finden kann! Nee, geh mir los! In Zukunft halten wir uns an Brathähnchen und andere Soliditäten. Da weiß man doch wenigstens, was man hat.“
    Sie erkundigten sich nach der Augustenstraße und wanderten los. Plötzlich zog Lutz Joachim am Ärmel und blieb stehen.
    „Du, hör mal!“ rief er. „Müßten wir meinem Vater nicht eine Kleinigkeit mitbringen? Wer einen Besuch macht, hat doch immer ein Geschenk dabei.“
    Joachim grinste.
    „Wir kaufen ein Brot und stecken ‘ne kleine Feile rein, wie sie das in den alten Stummfilmen immer gemacht haben“, sagte er. Aber darüber konnte Lutz nicht lachen.
    „Ob er sich über einen Blumenstrauß freut?“ überlegte er laut. „Oder wären Zigaretten besser?“
    Da klopfte ihm Joachim auf die Schulter.
    „Ich schlage vor, wir kaufen beides“, sagte er, „dann ist es bestimmt richtig. Blumen in der Zelle sind immer angebracht, und Zigaretten sind das beste Mittel gegen Einsamkeit und Langeweile. Sollte er Nichtraucher sein, kann er sie ja gegen was anderes eintauschen.“
    Um halb fünf standen sie mit einem bunten Sommerstrauß in der Hand und einer Schachtel Zigaretten in der Tasche vor dem Tor der Strafanstalt.
    „Wir möchten einen Gefangenen besuchen“, sagte Lutz zu dem Beamten, der Schließdienst hatte, „Herrn Schnüpfing.“
    „Na, dös geht nimmer!“ antwortete der Mann.
    „Nimmer?“ wiederholte Lutz. „Wieso nicht? Dürfen die Gefangenen keinen Besuch empfangen?“
    „Schon, schon“, sagte der Mann, „aber heit nimmer. Besuchszeit von acht bis zwölf und dreizehn bis sechzehn Uhr.“
    „Ach, du Scheiße!“ entfuhr es Joachim. „Das ist aber doof! Na, dann kommen wir eben morgen etwas früher.“
    „Na, dös geht a net. Morgen ist koane Besuchszeit. Kommt übermorgen, am Samstag. Entweder in der Früh von acht bis zwölf oder am Nachmittag von dreizehn bis fünfzehn Uhr.“
    Die Jungen bummelten langsam in die Stadt zurück.
    „Bis übermorgen müssen wir zweimal übernachten“, sagte Lutz, „das ist vielleicht blöd!“
    „Bis übermorgen müssen wir auch noch ein paarmal essen“, rief Joachim, „das ist noch blöder, denn fünf Mark dürften dafür wohl kaum ausreichen.“
    „Ob wir die Blumen wieder zurückbringen?“ fragte Lutz. „Bis in zwei Tagen sind die doch bestimmt verwelkt.“ Joachim schüttelte den Kopf.
    „Nee“, sagte er. „Wenn die Tante uns tatsächlich den Gefallen täte und sie zurücknähme, brächte uns das auch nicht weiter. Was sind schon eine Mark achtzig! Damit kannste dir ja kaum deine hohlen Zähne stopfen! Nee, wir müssen aufs Ganze gehen, wir haben gar keine andere Wahl.“
    „Was meinst du damit?“ fragte Lutz.
    „Na, begreif doch! Jetzt kommt unser großer Auftritt als arme Kinder, die einen Zwanzigmarkschein verloren haben und dafür zu Hause durchgeprügelt werden.“
    Lutz wiegte unsicher den Kopf hin und her.
    „Mensch, das schaff’ ich nie“, sagte er. „Ich werde immer rot, wenn ich lüge.“
    „Du brauchst gar nicht zu lügen!“ rief Joachim. „Du heulst nur und guckst mit tränenverschleierten Augen aufs Straßenpflaster, wo der böse Zwanzigmarkschein sich ja irgendwo verkrochen haben muß. Alles andere besorge ich. Aber Mühe geben mußt du dir schon, sonst fängst du ab morgen an zu verhungern.
    Lutz sah ihn an.
    „Ich hab’ schon Herzklopfen, wenn ich nur daran denke! Stell dir vor, es kommt ein Polizist und fragt, was wir da machen!“
    „Na und?“ rief Joachim. „Unter Umständen zückt der sein Portemonnaie und drückt dir so’n hübsches kleines Scheinchen in die Hand. Polizisten sind ja auch Menschen. Und verboten ist es doch nicht, nach verlorenem Geld

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