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Zwei auf Achse

Zwei auf Achse

Titel: Zwei auf Achse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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indessen gaben ihr Bestes, um einen guten Eindruck zu machen und sich vor dem einäugigen Mann nicht zu blamieren. Sie arbeiteten pausenlos und gerieten in Schweiß dabei. So war schon nach zwei Stunden sämtliches Holz gespalten und die neue Miete fast fertig. „Das habt ihr großartig gemacht“, sagte der Mann anerkennend. „Dazu hätte ich eine halbe Woche gebraucht. Habt ihr noch länger Zeit, daß ihr mit mir essen könnt, oder müßt ihr schon nach Hause?“
    „Zeit haben wir genug!“ rief Joachim. „Den ganzen Tag, wenn’s sein muß!“
    „Fein“, sagte der Mann, „dann kommt herein!“
    Er trug Axt und Beil in den Schuppen zurück und ging den Jungen voran ins Haus. Ein großer schwarzer Hund trottete ihnen entgegen, beschnupperte Lutz, der ihn sofort streichelte, knurrte Joachim aber böse an, als der ihm ebenfalls die Hand auf den Kopf zu legen versuchte, und legte sich dann wieder brav unter den Tisch.
    „Nehmt Platz“, forderte der Mann sie auf. „Ich werde das Essen machen. Wenn ihr Kartoffeln schälen könnt, geht es noch schneller.“
    „Wer Holz hacken kann, sollte auch wohl Kartoffeln schälen können!“ rief Joachim.
    Der Mann lächelte, stellte ihnen eine Schale mit Kartoffeln und einen Topf mit Wasser auf den Tisch und legte zwei Schälmesser daneben. Während die Jungen nun mit dem Schälen begannen, machte er Feuer im Herd, nahm eine Pfanne von der Wand und schnitt Speckwürfel hinein.
    „Müssen Sie zum Kochen immer Feuer machen?“ fragte Lutz. „Haben Sie keinen Elektroherd?“
    „Nein“, antwortete der Mann, „den hab’ ich nicht. Ich könnte auch gar nichts damit anfangen, es gibt nämlich keinen Strom im Haus.“
    „Keinen Strom?“ rief Joachim. „Was machen Sie denn da am Abend, wenn es dunkel ist?“
    „Dann laß ich es dunkel sein und geh zu Bett.“ Er lächelte Joachim an. „Im Winter früher, im Sommer später.“ Nach diesen Worten nahm er einen kleinen Korb vom Wandbord und ging hinaus. „Ich weiß nicht, ob mir das gefallen würde“, flüsterte Joachim. „Ohne Strom kannste ja überhaupt nicht fernsehen!“
    „Ich glaube, daran könnte man sich gewöhnen“, sagte Lutz. „Statt dessen kannste ja ein Buch lesen.“
    „Ja, im Dunkeln“, spottete Joachim, „wenn der Mond durchs Fenster scheint!“
    Der Mann kam wieder herein.
    „Die Hühner waren fleißig“, sagte er, „jeder von uns kann zwei Eier essen.“ Er hielt ihnen den Korb hin.
    „Oh, sind das aber dicke Eier!“ rief Lutz. „So große hab’ ich überhaupt noch nicht gesehen! Die passen bestimmt nicht in den Eierbecher!“
    Der Mann nickte.
    „Ja“, sagte er, „die sind nicht gerade klein. Meine Hühner sind aber auch keine Zwerge. Ihr könnt sie euch nach dem Essen mal ansehen. Wie weit seid ihr mit den Kartoffeln? Schon fertig?“
    „Fast“, antwortete Joachim, „bis auf drei Stück.“
    Der Mann stellte die Pfanne mit dem Speck auf den Herd, nahm die Kartoffeln, wusch sie ab und schnitt sie in Scheiben. „Es gibt Schmorkartoffeln“, sagte er. „Die sind eine Delikatesse, wenn man sie richtig zubereitet.“
    Als alle Kartoffeln geschnitten waren, schüttete er sie vorsichtig auf die Speckwürfel in der Pfanne.
    „So“, sagte er, „die brauchen ihre Zeit. Mögt ihr lieber Bohnen dazu oder Erbsen?“
    Die Jungen entschieden sich für Bohnen.
    Da nahm der Mann eine Taschenlampe vom Bord, bückte sich, öffnete eine im Fußboden liegende Klapptür und stieg eine Treppe hinunter. Die Jungen standen auf und blickten ihm nach. Sie sahen einen winzigen Kellerraum, nicht größer als ein Doppelbett. Rundum an allen vier Wänden standen Gläser und Dosen sehr ordentlich und übersichtlich in hölzernen Regalen aneinandergereiht.
    „Meine Wintervorräte“, erklärte der Mann. „Die brauchen wir schon, meine Frau und ich. Manchmal liegt hier nämlich soviel Schnee, daß wir wochenlang nicht in die Stadt fahren können.“
    Er knipste die Taschenlampe aus, nachdem er die Bohnen gefunden hatte, und kletterte die Treppe wieder hinauf.
    „Ist es Ihnen denn nicht zu einsam hier draußen?“ fragte Lutz. Der Mann schüttelte den Kopf.
    „Nein, wir haben doch unsere Tiere, den Hund, das Pferd und die Hühner! Die brauchen Pflege und machen Arbeit. Wie soll es da einsam sein?“
    Die Kartoffeln brutzelten in der Pfanne, bräunten allmählich und verbreiteten einen angenehmen Duft. Der Mann hackte zwei große Zwiebeln und streifte sie von dem Brettchen in die Pfanne. Mit einem

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