Zwei auf Achse
Holzlöffel rührte er alles durcheinander. Danach schlug er die Eier in einen großen Becher, gab eine Prise Salz dazu und verquirlte sie. Nachdem er eine Kartoffelscheibe gekostet und für gar befunden hatte, goß er die Eier in die Pfanne.
„Kannst du mal ein Stück Holz aufs Feuer legen?“ forderte er Lutz auf, der ihm am nächsten saß. „Nimm das rote, das ist harzig und brennt schneller an.“
Wenige Minuten später war das Rührei fest geworden. Der Mann nahm drei Teller aus einem kleinen Schrank, stellte sie auf den Tisch und verteilte Kartoffeln und Ei gleichmäßig darauf. Dann setzte er die Pfanne auf den Herd zurück, tat noch einige Würfel Speck hinein und schüttete die Bohnen dazu. Als die heiß waren und jeder seinen Teil bekommen hatte, konnte die Schmauserei beginnen.
Die Jungen langten zu, als hätten sie seit vierzehn Tagen gefastet.
„Daß man Kartoffeln ungekocht in die Pfanne hauen und braten kann, hab’ ich gar nicht gewußt“, sagte Joachim. „Die schmecken ja viel besser als die knusprigsten Pommes frites!“
„Natürlich“, sagte der Mann, „und sie sind bekömmlicher. Eßt nur zu!“
Da die Portionen riesengroß waren, hatten die Jungen Mühe, alles aufzuessen. Aber sie schafften es.
„So ist es richtig“, sagte der Mann. „Wer gut arbeitet, muß auch gut essen.“
Er räumte die Teller ab und zündete seine Pfeife an.
„Ihr raucht wohl noch nicht, oder?“
„Nein“, sagte Joachim, „wir sind Nichtraucher, obwohl wir hin und wieder Zigaretten bei uns haben, um sie guten Freunden zu schenken, nicht, Lutz?“
Lutz nickte verstört und fuhr hastig mit der Hand in die Hosentasche, wo immer noch die Packung steckte, die der Mann mit dem Krückstock ihnen für ihren bösen Vater besorgt hatte.
Plötzlich knallte der Flügel des kleinen Fensters, das die ganze Zeit über geöffnet gewesen war, zu, wehte wieder auf und schlug noch einmal gegen den Rahmen.
„Oh, es gibt ein Wetter!“ sagte der Mann. „Wir wollen das Fenster lieber schließen, sonst geht noch die Scheibe in die Brüche!“
„Wir dachten schon, Sie wären ein Einsiedler“, sagte Joachim, als der Mann sich wieder gesetzt hatte. „Aber das kann wohl nicht sein, sonst hätten Sie ja keine Frau.“
Der Mann lächelte.
„Richtig“, sagte er, „dann hätte ich keine Frau. Ich habe aber eine. Sie ist zur Zeit bei ihrer Schwester in Augsburg. Ein Einsiedler bin ich also nicht.“
„Warum wohnen Sie denn so weit draußen?“ fragte Joachim. „Ohne Strom und jede Bequemlichkeit? Das muß doch ein sehr anstrengendes Leben sein. Haben Sie dafür einen besonderen Grund?“
„Allerdings“, antwortete der Mann, „den hab’ ich. Hier lebe ich im Paradies, die Stadt dagegen kommt mir oft wie die Hölle vor.“
„Och“, sagte Joachim, „ich finde es in der Stadt prima. Da ist immer was los. Man hat jede Menge Unterhaltung und so.“
„Die gibt es hier auch!“ Der Mann horchte nach draußen. „Wartet nur noch eine halbe Stunde, dann werdet ihr euch nicht mehr langweilen. Aber sagt mal, möchtet ihr jetzt nicht eine Tasse Tee oder Kaffee trinken? Ich trinke gern etwas nach dem Essen.“
„Wir auch!“ rief Joachim. „Nicht, Lutz?“
Lutz nickte.
Der Mann sah ihn an.
„Lutz heißt du also. Das ist wohl kein sehr häufiger Name, was?“
Lutz hob die Schultern.
„Ich weiß nicht“, sagte er. „Ich mag den Namen nicht. Wenn ich erwachsen bin, lasse ich mich umtaufen.“
„Warum das?“ fragte der Mann. „Der Name ist doch hübsch. Was stört dich daran?“
Lutz wurde rot.
„Jemand hat mir mal erzählt, daß Lutz von Luzifer abgeleitet wird, und das ist der Name des Teufels.“
„Unsinn!“ rief der Mann und schüttelte den Kopf. „Lutz ist eine Kurzform von Ludwig! Ich weiß es genau, mein Sohn hieß nämlich auch Lutz. Wir hatten damals, als er geboren wurde, so ein kleines Büchlein mit allen erdenklichen Vornamen. Darin standen auch die Kurzformen und Ableitungen, und man konnte genau nachlesen, was der Name eigentlich bedeutet. Ludwig heißt soviel wie berühmt im Kampf, daran erinnere ich mich genau. Es war nämlich Krieg, als unser Sohn auf die Welt kam, und darum, so dachten wir in unserer Dummheit, würde es ihm vielleicht helfen, wenn er ein tüchtiger Kämpfer würde. Also glaube mir, mit dem Teufel hat dein Name nichts zu tun. Wer dir das erzählt hat, wollte dir einen Bären aufbinden. Dein Name ist nicht schlecht. Da hätte ich schon eher Grund, mit meinem
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