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Zwei auf Achse

Zwei auf Achse

Titel: Zwei auf Achse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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Guck mal, der hat alles, was man braucht, Kartoffeln, Pferd und Wagen, ein Haus und Brennholz. Und in den Buden dahinten sind bestimmt noch alle möglichen Vorräte.“
    „Ein Einsiedler ist das auf keinen Fall“, widersprach Lutz. „Sonst müßte doch irgendwo eine Kirche oder mindestens eine kleine Kapelle sein. Einsiedler beten doch den ganzen Tag.“
    „Vielleicht hat er in seinem Haus einen Raum zum Beten“, vermutete Joachim, „mit einem Altar, einer alten Bibel und sowas. Was meinste, wollen wir ihn mal begrüßen? Unter Umständen können wir noch was von ihm erben, was wir gut gebrauchen können.“
    „Ist das nicht gefährlich?“ fragte Lutz. „Er könnte uns doch anzeigen!“
    „Ach was! Solche Leute zeigen niemanden an! Die helfen einem höchstens, wenn man sie darum bittet. Komm, der Mann interessiert mich!“
    Sie gingen um die Lichtung herum, hörten einen Hund anschlagen und sahen, als sie neben dem Haus angelangt waren, daß vorne ein kleiner Weg verlief, auf dem man das Anwesen auch mit einem Fuhrwerk oder dem Fahrrad erreichen konnte.
    „Prima“, sagte Joachim, „wir gehen den Weg entlang und tun, als ob wir ganz zufällig hier vorbeikämen.“
    Der Hund bellte noch einmal. Sie kümmerten sich aber nicht darum, sondern schlenderten auf dem Weg an dem Haus vorüber, blieben dann in der Höhe des Mannes stehen und sahen ihm bei der Arbeit zu. Natürlich hatte auch er sie längst bemerkt, sägte aber noch einige Minuten ruhig weiter, ohne sie sonderlich zu beachten. Erst als der letzte Stamm zersägt und der Motor abgestellt war, wandte er sich ihnen zu und erwiderte ihren Gruß.
    „Na“, sagte er, „habt ihr euch verlaufen?“
    „Nein“, antwortete Joachim, „wir gehen nur ein bißchen spazieren.“
    „Aha“, sagte der Mann. „Habt wohl Ferien, was?“
    „So ist es“, rief Joachim. „Wir haben Ferien und gucken uns die Welt an.“
    Der Mann nickte, humpelte um den Sägetisch herum, drehte den Benzinhahn des Motors zu und wischte sich mit einem großen bunten Taschentuch die Stirn ab. Nach einem langen Blick auf das zersägte Holz zog er eine Pfeife aus der Tasche, zündete sie an und ging langsam in einen der Bretterschuppen. Als er wieder herauskam, trug er eine schwere Axt und ein Beil in der Hand. Und schon begann er das Holz, das er zuvor gesägt hatte, zu spalten. Das alles geschah ohne Hast, fast bedächtig, so als sei die Arbeit an keinen Termin gebunden und könnte auch in vier Wochen noch getan werden.
    „Das muß Spaß machen“, sagte Lutz, „dazu hätte ich auch Lust.“
    „Ich auch“, sagte Joachim. „Wollen wir ihn nicht fragen, ob wir ein bißchen mithelfen dürfen?“
    „Meinste denn, daß er uns läßt?“
    „Warum sollte er nicht, es ist doch eine Arbeitserleichterung für ihn.“
    Sie öffneten die niedrige Holzpforte und gingen an der Vorderfront des Hauses entlang zu dem Mann hinüber. Der sah sie kommen, spaltete noch einen dicken Holzkloben mit einem kräftigen Schlag und lehnte darauf die Axt gegen den Holzstoß.
    „Sie verstehen Ihr Handwerk aber“, sagte Joachim, „da kriegt man direkt Lust, mitzumachen. Wie ist es, dürfen wir mal unsere Kräfte messen? Arbeit in frischer Luft soll ja sehr gesund sein.“
    Der Mann entzündete seine Pfeife aufs neue und blickte zu ihnen hin. Jetzt erst fiel den Jungen auf, daß er nur noch ein Auge besaß und eine trichterförmige Vertiefung in der Stirn hatte.
    „Könnt ihr denn mit Axt und Beil umgehen?“ fragte er lächelnd. „Ihr seht mir nämlich so aus, als kämt ihr aus der Stadt.“
    „Das stimmt“, antwortete Joachim, „aber mit so einfachem Werkzeug werden wir wohl noch fertig.“
    „So? Na, dann fangt an! Aber hackt euch nicht die Finger ab! Komm her, du nimmst die Axt, stellst dich hierhin und suchst dir die dicksten Kloben aus, und du spaltest mit dem Beil die dünneren. Geh am besten ein paar Schritte zur Seite, damit dir seine und ihm deine Scheite nicht um die Ohren fliegen.“
    Lutz nickte, nahm das Beil, trug den Hauklotz ein Stück fort und begann. Auch Joachim schlug mächtig auf das frische Holz ein.
    Der Mann sah ihnen zu und merkte, daß sie sich recht geschickt anstellten. Da klopfte er die Pfeife aus und machte sich daran, eine neue Miete zu errichten. Er stapelte Scheit auf Scheit, fügte sie zu einem Kreis, füllte auch das Innere sorgfältig aus und achtete darauf, daß der schnell wachsende Rundling fest und sicher wurde und nicht umfallen konnte.
    Lutz und Joachim

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