Zwei auf Achse
das Futter hin. „Sieben seid ihr, und sieben Händevoll kriegt ihr, so!“
Die Jungen sahen, wie die Hühner sich herandrängten und eifrig pickten.
„Warum lassen Sie die Tiere denn nicht frei herumlaufen?“ fragte Lutz. „Sie würden im Wald doch Futter genug finden.“
„Ja“, sagte Herr Tepel, „das würden sie. Aber sie wären ständig in Lebensgefahr, es gibt nämlich einige Füchse hier in der Gegend. Als ich seinerzeit mit der Hühnerhaltung anfing, wurden drei Tiere gerissen. Seitdem sind sie eingesperrt. Aber schaut selbst, sie haben es gut in ihrem großen Auslauf und entbehren nichts.“
„Das sieht man ihnen an“, bestätigte Joachim, „die sind wirklich toll in Form. Und der Hahn ist ja ein Riesenkerl. Mit dem könnten Sie bestimmt einige erste Preise gewinnen, wenn Sie ihn mal auf Ausstellungen schickten.“ Herr Tepel winkte ab.
„Was soll ich damit?“ sagte er. „Aber ich seh gerade, daß der Trinknapf leer ist. Könnte einer von euch ihn mal in der Küche füllen?“
Lutz nahm das Gefäß und holte Wasser. Als er zurückkam, trottete der Hund nebenher.
„Paßt auf, was jetzt passiert!“ flüsterte Herr Tepel. Er nahm Lutz den Napf aus der Hand und stellte ihn in den Auslauf. Da schob sich der Hund an den Jungen vorbei, tapste mitten zwischen die Hühner und begann zu saufen. „Das macht er jeden Tag“, erklärte Herr Tepel, „obwohl er gar keinen Durst hat. Er bildet sich ein, die Hühner kriegten was Besonderes.“
Der Hund störte sich nicht daran, daß die Hühner neben seiner Schnauze ihre Schnäbel in das Wasser tunkten und mittranken, und die Hühner kümmerten sich nicht um ihn. Als er das Gefühl hatte, das Beste aus dem Napf herausgesoffen zu haben, leckte er sich das Maul, schnappte einmal kurz nach dem vorwitzigen Hahn, der ihm einen Wassertropfen aus dem Bart pickte, und trottete in die Küche zurück.
„Er heißt Ferdinand“, sagte Herr Tepel lächelnd, „und ist schon ein Hundegreis. Ich habe ihn seit siebzehn Jahren. Lange wird er es nicht mehr machen.“ Und leise fügte er hinzu: „Ein Glück für ihn.“
„Füttern Sie das Pferd jetzt auch?“ fragte Lutz.
„Nein, das braucht nichts, das steht ja den ganzen Tag mit allen vier Beinen in der Salatschüssel und frißt rund um sich herum. Ich stell ihm nur einen Eimer mit Wasser hin. Wenn ihr mögt, könnt ihr das eben machen. Kommt, durch diese Tür hier!“
Er ging den Kindern voran und zeigte ihnen den Stall. „Prima, prima“, rief Joachim, „Mensch und Tier unter einem Dach, wie in den Niedersachsenhäusern! Wenn Sie die Türen offenlassen, können Sie sich von der Küche aus mit allen Viechern unterhalten.“
„Meine Frau tut es gelegentlich“, sagte Herr Tepel, „wenn es stark regnet und stürmt. Dann fühlen sich die Tiere sicherer. Und im Winter sitzen meistens einige Hühner auf dem Rand der Holzkiste neben dem Herd und unterhalten sich mit ihr. Das Pony steckt auch hin und wieder den Kopf durch die Tür und schaut nach dem Rechten. Mit dem Hinterteil muß es allerdings im Korridor bleiben, sonst können wir uns in der Küche gar nicht mehr umdrehen. So, nun holt mal schnell Wasser aus dem Brunnen, ihr habt ja gesehen, wie es geht! Ich locke inzwischen das Pony in den Stall, es soll heute nacht nicht draußen bleiben, denn es gibt bestimmt ein schlimmes Wetter. Der Wind hat stark zugenommen und kommt von der Straßenseite. Das bedeutet immer Sturm.“
Die Jungen holten Wasser, und Herr Tepel lockte mit Schnalzlauten das Pony in den Stall.
„Tolle Kiste hier, was?“ sagte Joachim zu Lutz, als sie gemeinsam die Kurbel am Brunnen bedienten.
Lutz nickte.
„Mir kommt alles so unwirklich vor“, sagte er, „als ob ich träume. Der alte Hund, der Ferdinand heißt und mit den Hühnern aus einer Schale säuft, das Brunnenhaus hier, das Pferd und Herr Tepel mit seinem Loch in der Stirn und dem einen Auge natürlich auch. Sowas gibt es doch eigentlich nur im Märchen.“
Sie trugen den kleinen Blecheimer in den Pferdestall und erlebten nun mit, wie das Pony hereinkam und sofort zu saufen begann.
Herr Tepel schloß die Tür, die nach draußen führte, schob einen Riegel vor und tätschelte dem Pferd den Hals. „Brav, Erika“, sagte er, „sehr brav! Und weil heute ein besonderer Tag ist und wir so netten Besuch haben, sollst du noch ein Maulvoll Hafer bekommen.“ Er humpelte in den Hühnerstall zurück und schöpfte aus dem andern der beiden Fässer mit einem zerbeulten Kochtopf
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