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Zwei auf Achse

Zwei auf Achse

Titel: Zwei auf Achse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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würde ganz schön sauer werden, ehrlich! Man gut, daß es uns besser geht!“
    „Ja, man gut“, stimmte Herr Tepel zu, „denn eure Höhle hat ja ein festes Dach und einen Blitzableiter.“
    Er beugte sich langsam zum Aschekasten des Herdes hinunter, klopfte seine Pfeife aus und ließ die Worte wirken. Als er sich wieder aufrichtete, sah er, daß beide Jungen stocksteif und wie erstarrt am Tisch saßen. Und obwohl nur ein schwaches Licht aus der offenen Herdtür ins Zimmer fiel, glaubte er zu erkennen, daß die Farbe aus ihrem Gesicht gewichen war.
    „Unsere Höhle?“ stotterte Joachim. „Wir haben doch... wieso... was meinen Sie?“
    „Ich meine, daß ihr mir nichts vormachen könnt“, sagte Herr Tepel leise, aber bestimmt. „Ich weiß, daß ihr euch im Wald eine Höhle gebaut habt und darin schlaft. Nicht, Ferdinand, du weißt es auch, du warst ja dabei, als wir die beiden beim Bau ihrer Höhle beobachteten, und gebellt hast du ja auch ein paarmal, um mich auf das Klopfen und Hacken aufmerksam zu machen.“ Er streichelte den Hund und zupfte ihn am Ohr. „Du hast die Geräusche genausogut wie ich gehört und wolltest dich nur vergewissern, ob man schon mit dem Bau der Autobahn beginnt. Und dann warst du schön brav, hast die beiden Jungen nicht gestört und bist artig wieder mit mir nach Hause gegangen. Nicht wahr, Ferdinand, so war es doch? Erinnere dich nur!“ Der Hund sagte nichts dazu, er grunzte nur, aber das mochte wohl bedeuten, daß er die Worte seines Herrn vollauf bestätigte.
    „Außerdem haben wir da etwas in der Zeitung gelesen, was genau dazu paßt, weißt du noch? Wo ist sie denn nur? Ah, hier auf dem Schrank!“ Er nahm die Zeitung in die Hand, blätterte darin herum und hielt sie dann so, daß der Schein des brennenden Herdfeuers auf eine kurze Meldung in der Mitte der dritten Seite fiel. „Ja, hier steht es!“ Und er las:
     
    „Entführt oder durchgebrannt?
     
    Seit Montag abend werden zwei Jungen aus Bremen vermißt. Es handelt sich um den zwölfjährigen Lutz Ratjen und den dreizehnjährigen Joachim Langenfeld. Die beiden sind miteinander befreundet. Sie tragen blaue Jeans und graugrüne Parkas. Die Bremer Polizei schließt nicht aus, daß es sich um eine Entführung handelt. Der Vater des einen Jungen, Herr Langenfeld, hält es aber auch für möglich, daß sie einfach durchgebrannt sind, da er seine rotlederne Reisetasche vermißt. Die Bevölkerung wird gebeten, der hiesigen Polizei Mitteilung zu machen, wenn die Jungen irgendwo gesehen werden sollten.“
     
    Herr Tepel sah die Jungen an.
    „Was sagt ihr dazu? Kennt ihr die Ausreißer vielleicht?“ Und als keiner antwortete, fuhr er fort: „Keine Angst, ich melde euch nicht der Polizei! Bei mir seid ihr in Sicherheit. Aber ich hätte gerne gewußt, warum ihr von zu Hause ausgerissen seid. Meint ihr, daß ihr eure Probleme löst, wenn ihr hier draußen im Wald lebt?“
    „Jedenfalls eher, als wenn wir zu Hause geblieben wären“, antwortete Joachim, und das klang ziemlich schroff und unfreundlich.
    Herr Tepel nickte nur, ohne sich weiter dazu zu äußern. Er leuchtete noch einmal mit der Taschenlampe die Zimmerdecke ab, weil der Regen gerade jetzt so heftig auf das Dach trommelte, daß es sich anhörte, als schlüge er lauter Löcher hinein.
    „So schlimm wie heute war es lange nicht“, sagte er dabei. „Stellt euch vor, ihr wärt jetzt draußen in eurer Höhle!“
    „Och“, rief Joachim, „wir haben große Plastikplanen, da wär’s schon nicht so schlimm geworden.“
    Lutz, der bisher geschwiegen hatte, war der Meinung, daß sie dem Mann, der ihnen so freundlich Obdach gewährte, ruhig sagen könnten, warum sie im Wald hausten. Da er ja ohnehin wußte, wo sich ihre Höhle befand, war es sicherlich das beste, ganz offen mit ihm zu sprechen. Man konnte Herrn Tepel glauben, daß er sie nicht der Polizei melden würde.
    „Wir sind nur deshalb von zu Hause abgehauen“, sagte Lutz leise und so, als schäme er sich, „weil ich meinen Vater finden wollte.“
    „Aha“, sagte Herr Tepel, mehr nicht. Er schien darauf zu warten, daß Lutz von selbst weitererzählte, und wollte ihn wohl nicht drängen. Aber Lutz wußte nicht recht, wie er fortfahren sollte. Es fiel ihm schwer, einfach so frei heraus zu bekennen, daß er seinen Vater noch nie im Leben gesehen und bis vor wenigen Tagen noch gar nicht gewußt hatte, wer es überhaupt war.
    Da sprang Joachim, wie schon so oft, hilfreich für ihn ein. „Sein Vater und seine

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