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Zwei bemerkenswerte Frauen

Zwei bemerkenswerte Frauen

Titel: Zwei bemerkenswerte Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Chevalier
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erwähnte, und ich weiß, dass er in der Vergangenheit schon mit Cuvier korrespondiert hat.» Während er sprach, strich Reverend Conybeare mit der Hand ständig über das Mahagonitreppengeländer, so sehr hatte ihn die Nachricht außer Fassung gebracht. Er hätte mir sogar Leid getan, wenn er mich mit seinen Zweifeln an Mary nicht so verärgert hätte.
    Auch Mr Buckland fiel die Nervosität seines Freundes auf. «Conybeare, Sie werden Ihren Vortrag jetzt hoffentlich nicht zurückziehen, oder? Viele Gäste sind extra hergekommen, um Sie zu hören: Babbage, Gordon, Drummond, Rudge und sogar McDownell. Sie haben den Saal gesehen, er ist bis auf den letzten Platz besetzt. Noch nie war eine Veranstaltung so gut besucht. Natürlich könnte ich die Versammlung mit meinen Gedanken über den Megalosaurier unterhalten, aber wenn wir beide über Lebewesen aus der Vergangenheit sprächen, wäre der Effekt natürlich viel stärker. Zusammen können wir den Besuchern einen unvergesslichen Abend bescheren!»
    «Aber Mr Buckland, wir sind hier doch nicht im Theater», tadelte ich.
    «Ach, auf gewisse Weise schon, Miss Philpot. Und wir haben eine wirklich wunderbare Vorstellung zu bieten! Anhand unwiderlegbarer Beweise werden wir unseren Gästen die Augen für eine faszinierende vergangene Welt öffnen und ihnen die großartigsten Lebewesen vorstellen, die Gott geschaffen hat – außer dem Menschen, natürlich.» Mr Buckland steigerte sich regelrecht in sein Thema hinein.
    «Vielleicht sollten Sie Ihre Gedanken für die Tagung aufbewahren», schlug ich vor.
    «Natürlich, natürlich. Also, Conybeare, folgen Sie mir?»
    «Ja.» Reverend Conybeare wirkte jetzt wesentlich zuversichtlicher. «In meinem Aufsatz bin ich bereits auf Cuviers Bedenken wegen der Zahl der Wirbel eingegangen. Außerdem haben Sie die Kreatur mit eigenen Augen gesehen, Buckland. Sie glauben daran.»
    Mr Buckland nickte.
    «Dann glauben Sie auch Mary Anning», warf ich ein, «und werden sie gegen Cuviers ungerechte Anschuldigungen in Schutz nehmen.»
    «Ich wüsste nicht, was das mit unserer Tagung zu tun hätte», entgegnete Reverend Conybeare. «Ich habe Mary erwähnt, als ich im Institut in Bristol über den Plesiosaurier gesprochen habe. Buckland und ich werden an Cuvier schreiben. Reicht das nicht?»
    «Dort oben im Saal befinden sich alle bedeutenden Geologen des Landes und viele andere interessierte Männer. Eine Bemerkung von Ihnen, dass Sie völliges Vertrauen in Marys Fähigkeiten als Fossiliensucherin haben, wird jeden Kommentar von Baron Cuvier, der den Anwesenden vielleicht später zu Ohren kommt, im Vorfeld entkräften.»
    «Warum sollte ich in der Öffentlichkeit Zweifel an den Fähigkeiten von Miss Anning säen, und damit auch, was viel wichtiger ist, wenn ich das hinzufügen darf, an genau dem Fund, über den ich gleich sprechen werde?»
    «Weil der gute Ruf einer Frau auf dem Spiel steht, und auch ihr Lebensunterhalt. Ohne Marys Arbeit und die Fossilien, die sie findet, könnten Sie Ihre Theorien nicht entwickeln und damit auch nicht Ihren Ruhm mehren. Das müsste Ihnen doch eine Erwähnung wert sein, oder?»
    Reverend Conybeare und ich funkelten uns böse an. Wäre Johnny nicht gewesen, den unser Geplänkel ungeduldig machte, weil er endlich handeln wollte, hätte es den ganzen Abend so weitergehen können. Doch Johnny drückte sich an Reverend Conybeare vorbei und lief ein Stück weit die Treppe hinauf. «Wenn Sie nicht bereit sind, Miss Annings Namen zu retten, werde ich hochgehen und den versammelten Gentlemen erzählen, was Cuvier gesagt hat», rief er zu uns hinab. «Wie würde Ihnen das gefallen?»
    Reverend Conybeare wirbelte herum, um ihn zu packen, aber Johnny sprang noch ein paar Stufen höher und brachte sich außer Reichweite. Eigentlich hätte ich meinen Neffen für sein Benehmen zurechtweisen müssen, schlug aber stattdessen die Hand vor den Mund, um ein Lachen zu unterdrücken. Ich wandte mich an Mr Buckland, den vernünftigeren der beiden. «Mr Buckland, ich weiß, dass Sie Mary mögen und anerkennen, wie viel wir ihr und ihrer außergewöhnlichen Begabung im Auffinden von Fossilien verdanken. Und ich weiß, wie außerordentlich wichtig dieser Abend für Sie ist, den ich Ihnen keinesfalls verderben will. Aber sicher werden Sie im Lauf der Tagung einen kurzen Moment Zeit finden, um klar und deutlich zu sagen, dass Sie auf Marys Seite stehen? Sie könnten doch einfach ihre Leistungen erwähnen und müssten gar nicht ausdrücklich

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