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Zwei bemerkenswerte Frauen

Zwei bemerkenswerte Frauen

Titel: Zwei bemerkenswerte Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Chevalier
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diese angeekelt das Gesicht verzog, war er verblüfft. Mr Buckland konnte sich überhaupt nicht vorstellen, dass jemand anders über Fossilien und Steine dachte als er.
    «Als sie in der Stadt ausgestellt waren, hast du doch sicher die Kreaturen gesehen, die Mary gefunden hat. Oder?» Er gab nicht auf.
    Fanny schüttelte den Kopf.
    Noch einmal versuchte er, sie mit einzubeziehen. «Oder hast du vielleicht Lust, uns zu helfen? Du könntest die Hämmer halten. Oder Mary zeigt dir, wo du selbst nach Fossilien suchen kannst.»
    «Nein, danke, Sir. Ich habe meine eigene Arbeit dabei.» Als sie kehrtmachte, um an ihren sicheren Platz zurückzugehen, der sich in gebührendem Abstand von der Klippe befand, war ihr Gesicht voller Gehässigkeit. Wäre ich noch jünger gewesen, hätte ich sie gekniffen, aber sie war ohnehin schon genug damit gestraft, dass sie mit uns hier draußen am Strand sein musste. Schließlich ermöglichte sie uns mit ihrer Gegenwart, dass wir genau die Dinge fanden, die sie am meisten verabscheute. Das musste so fürchterlich für sie sein, dass sie vermutlich lieber ganze Berge von Töpfen in der Küche des Three Cups sauber geschrubbt hätte.
    Später kam Miss Elizabeth vorbei, die für sich allein suchte. Sie warf einen missbilligenden Blick auf Fanny, die ein Stück Spitze herausgezogen hatte und daran arbeitete. Mir war schleierhaft, wie die am matschigen Strand sauber bleiben sollte.
    «Was macht sie denn hier?», wollte Miss Elizabeth wissen.
    «Unsere Anstandsdame», sagte ich.
    «Aha!» Einen Moment sah Miss Elizabeth zu Fanny hin und schüttelte dann den Kopf. «Armes Mädchen», murmelte sie und ging weiter.
    Miss Elizabeth, es ist Ihre Schuld, dass sie hier ist, dachte ich im Stillen. Wenn Sie sich nicht so komisch wegen Mr Buckland anstellen würden, könnten Sie bei uns bleiben und Fanny von ihren Qualen erlösen. Und mich würden Sie auch erlösen, denn Fannys Anblick erinnert mich ständig an die Art Frau, die ich niemals sein werde.
    Fanny begleitete uns den ganzen Sommer. Normalerweise saß sie in einiger Entfernung auf einem Stein, und wenn wir herumliefen, folgte sie in gewissem Abstand. Obwohl sie sich niemals beklagte, wusste ich, dass sie es überhaupt nicht mochte, wenn wir weite Strecken liefen und bis Charmouth oder darüber hinaus gingen. Sie blieb lieber in der Nähe von Lyme, am Gun Cliff oder bei den Church Cliffs, wo manchmal eine Freundin vorbeikam, um ihr Gesellschaft zu leisten. Fanny wurde dann gleich viel munterer und selbstsicherer, und die beiden Mädchen steckten flüsternd und kichernd die Köpfe zusammen und beobachteten uns unter ihren Haubenrändern hinweg.
    Mr Buckland versuchte weiterhin, Fanny für seine Funde zu interessieren oder ihr zu zeigen, wonach sie suchen musste, aber sie behauptete immer, anderes zu tun zu haben, und zog ihre Spitzen oder ihr Strickzeug heraus.
    «Sie denkt, das ist alles Teufelswerk», erklärte ich schließlich mit leiser Stimme, nachdem sie ihn wieder einmal hatte abblitzen lassen, um sich mit ihrer Spitze hinzusetzen. «Es macht ihr Angst.»
    «Aber das ist doch absurd!», sagte Mr Buckland. «Das sind Geschöpfe Gottes aus der Vergangenheit, und es gibt nichts, wovor man Angst haben müsste.»
    Er erhob sich von den Knien und schien zu ihr gehen zu wollen, aber ich packte ihn am Arm. «Bitte, Sir, lassen Sie sie in Ruhe. Es ist besser so.»
    Als ich zu Fanny hinüberschaute, merkte ich, dass sie meine Hand anstarrte, die immer noch auf Mr Bucklands Ärmel lag. Niemals schien ihr zu entgehen, wenn sich unsere Hände zufällig beim Weiterreichen eines Fossils berührten oder ich ihn am Ellbogen auffing, weil er stolperte. Als mich Mr Buckland an dem Nachmittag, an dem wir den Krokodilkiefer endlich freibekamen, in die Arme nahm, blieb ihr gar der Mund offen stehen. Eigentlich machte Fannys Begleitung alles nur noch schlimmer, denn ich vermutete, dass sie jede Menge Gerüchte in die Welt setzte. Ohne diese Zeugin, die jede Kleinigkeit weiter erzählte, obwohl sie gar nichts verstand, wäre es uns sicher besser ergangen. In der Stadt schauten mich die Leute immer noch komisch an, und hinter meinem Rücken wurden Witze gemacht.
    Arme Fanny. Ich sollte nicht so schlecht über sie reden, denn sie zahlte einen hohen Preis dafür, dass sie uns begleitete.
    Meinem Handwerk geht man am besten bei schlechtem Wetter nach. Regen wäscht die Fossilien aus den Klippen, und Stürme schrubben Algen und Sand von den Felsflächen am Strand, was

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