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Zwei bemerkenswerte Frauen

Zwei bemerkenswerte Frauen

Titel: Zwei bemerkenswerte Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Chevalier
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keinen Trost im Gebet fand, sondern eher vor Gebeten wegzulaufen schien. Ich schloss die Augen und sprach selbst ein langes Gebet, in dem ich Gott bat, Erbarmen mit mir zu haben und mich weiterleben zu lassen, damit ich Mam und Joe helfen und mehr Kroks finden konnte, um unser Essen und unsere Kohlen zu bezahlen. Ich bat ihn sogar um einen Ehemann und Kinder für später. «Lieber Gott, und mach bitte, dass Mr Buckland heute ausnahmsweise einmal schnell läuft und nicht zu langsam geht. Mach, dass er bald jemanden findet und zurückkommt.» Obwohl Mr Buckland ohne Probleme meilenweit die Klippen entlang wanderte und während seines Aufenthalts in Lyme regelmäßig den Weg nach Axminster hin und zurück ging, bewegte er sich immer sehr langsam. Er trug den Bauch eines Gelehrten vor sich her, und da jetzt auch noch Fanny dazukam, befürchtete ich, dass er es nicht schnell genug zurück schaffen würde, um mich zu retten.
    Es war plötzlich ganz ruhig geworden. Der Wind hatte sich gelegt, und ein feiner Regennebel sprühte mir ins Gesicht. Hin und wieder hörte ich das Geräusch von rutschendem Geröll hinter mir, doch ich sah nichts, da ich den Kopf nicht so weit herumdrehen konnte. Das war das Schlimmste: Dieses Geräusch zu hören und nicht zu wissen, wie nah es war und ob das Geröll mich irgendwann begraben würde.
    Der Matsch, in dem ich lag, drückte mir kalt und schwer auf die Brust, so dass mir das Atmen schwerfiel. In der Hoffnung, im Schlaf würde die Zeit schneller verstreichen, schloss ich eine Weile die Augen, doch ich konnte nicht schlafen. Stattdessen folgte ich Mr Buckland in Gedanken nach Lyme. Jetzt kommt er an der Stelle vorbei, wo wir das erste Krok gefunden haben. Jetzt ist er an dem Felsband mit den vielen Ammo-Abdrucken. Jetzt ist er an die Kurve gekommen, wo der Pfad beginnt. Jetzt kann er Jefferds Bad sehen. Vielleicht ist Mr Jefferd da und kommt ihm schon entgegengerannt. Er ist viel schneller als Mr Buckland. Ich spürte dem Pfad nach, vor und zurück – so weit war es doch gar nicht bis Lyme –, aber niemand kam.
    Ich öffnete die Augen. Mr Buckland war ein Punkt unter den Church Cliffs. Wie, weiter war er noch nicht? Gleichzeitig konnte ich aber auch nicht einschätzen, wie viel Zeit verstrichen war – es konnten zehn Minuten oder Stunden sein. Ich blickte in die andere Richtung über den Strand in Richtung Charmouth. Es waren keine Boote draußen, keine Fischer, die nach ihren Krabbenfallen schauten, denn es war zu stürmisch. Ich sah niemanden. Mittlerweile war Gezeitenwechsel gewesen, und die Flut kroch langsam heran.
    Ich gab auf, nach Hilfe Ausschau zu halten, und betrachtete meine nähere Umgebung. Durch den Erdrutsch waren die Steine in dem grau-blauen Lehm durcheinandergewirbelt worden. Meine Augen wanderten über die Steine in meiner Umgebung und blieben an einer vertrauten Form hängen, die sich etwa anderthalb Meter von mir entfernt befand: ein etwa faustgroßer Kreis aus einander überlappenden, knochigen Schuppen. Das Auge eines Kroks! Es schien mich anzustarren. Vor Überraschung schrie ich auf. Dann fiel mir mehrere Schritte hinter dem Auge eine Bewegung auf. Sie war kaum wahrnehmbar, aber ich rief noch einmal, und es bewegte sich wieder. Aus dem Lehm ragte ein kleiner rosafarbener Fleck, und da mir der Regen in die Augen lief, konnte ich kaum erkennen, was es war. Ich überlegte, ob es vielleicht eine Krabbe war.
    «Hey!», rief ich, und wieder bewegte es sich. Es war keine Krabbe, sondern ein Finger. Ich war erleichtert und gleichzeitig war mir so schlecht, dass ich kurz ohnmächtig geworden sein muss, denn als ich wieder zu mir kam und auf die Stelle schaute, bewegte sich nichts mehr. Ich räusperte mich.
    «Wer ist da?», fragte ich. Es war nicht laut genug. «Wer ist da?», wiederholte ich so laut ich konnte. Der Finger bewegte sich. Ich war so glücklich, nicht allein zu sein, dass ich auflachte.
    «Joe? Bist du das, Joe?» Der Finger bewegte sich nicht.
    «Mam? Miss Philpot?»
    Keine Bewegung. Mir war klar, dass es keiner von den dreien sein konnte, denn ich hätte gewusst, wenn sie am Strand gewesen wären. Aber wer sonst kam bei solchem Wetter hier raus? Vielleicht ein paar Kinder aus Lyme, die Mary Anning und dem Mann in ihrer Begleitung nachspionierten, in der Hoffnung, etwas Unerhörtes zu beobachten, das sie dann weitererzählen konnten. Aber das war eher unwahrscheinlich, denn dann wären sie uns schon vorher am Strand aufgefallen. Es sei denn, sie hatten

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