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Zwei bemerkenswerte Frauen

Zwei bemerkenswerte Frauen

Titel: Zwei bemerkenswerte Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Chevalier
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Zunge nicht im Zaum halten.
    «Ach, das ist kein Problem, sie werden ja sagen», warf Mary ein.
    «Natürlich werde ich mit deiner Familie sprechen», sagte Colonel Birch. «Du hast nichts von mir zu befürchten, Mary – und Sie auch nicht, Miss …»
    «Philpot.» Natürlich hatte er gleich angenommen, dass ich unverheiratet war. Würde eine verheiratete Dame sich weit weg von Heim und Herd allein draußen am Strand herumtreiben und Fossilien suchen? Ich bückte mich, um etwas aufzuheben, das ich im Sand erblickt hatte. Es war nur ein Stück Beef, das aber wie der Paddelknochen eines Ichthyosauriers ausgesehen hatte, trotzdem schenkte ich ihm mehr Beachtung, als es wert war, nur um nicht länger Colonel Birch anschauen zu müssen.
    «Wir können jetzt sofort zurückgehen und Mam fragen», schlug Mary vor.
    «Mary, hast du vergessen, wir wollten nach Seatown gehen, um Schlangensterne und Seelilien zu suchen. Wenn du nach Lyme zurückgehst, wird das heute nicht mehr klappen.»
    Colonel Birch fiel mir ins Wort. «Ich könnte mit Ihnen nach Seatown gehen. Aber ist das nicht ein etwas weiter Weg für zwei unbegleitete Damen?»
    «Sieben Meilen», schnappte ich. «Wir sind durchaus in der Lage, so weit zu laufen. Wir machen das dauernd. Und für den Rückweg nehmen wir später die Postkutsche.»
    «Ich werde Sie zur Kutsche bringen», erklärte Colonel Birch. «Ich könnte es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, zwei hilflose Damen …»
    «Wir brauchen keine …»
    «Oh, vielen Dank, Colonel Birch!», unterbrach Mary mich.
    «Sagten Sie gerade Seelilien?», fragte Colonel Birch. «Ich besitze selbst ein paar sehr schöne Exemplare der Gattung Pentacrinus. Wenn Sie wollen, zeige ich Sie Ihnen einmal. Ich habe sie in meinem Hotel in Charmouth.»
    Ich runzelte die Stirn angesichts dieses unschicklichen Angebots, doch Marys Urteilsvermögen schien außer Kraft gesetzt zu sein. «Ja, ich würde Sie gern sehen», sagte sie. «Und ich habe zu Hause auch noch Crinoide, die Sie sich anschauen dürfen, Sir. Crinoide, Ammos, Teile von einem Krok-Ichthyosaurier und noch mehr Sachen.» Das Mädchen war bereits in ihn verliebt. Ich schüttelte den Kopf und stakste mit gesenktem Kopf den Strand entlang, als würde ich wieder suchen, dabei ging ich dafür viel zu schnell. Einen Moment später folgten sie mir.
    «Was ist ein Schlangenstern?», fragte Colonel Birch. «Davon habe ich noch nie gehört.»
    «Ein Stein, der wie ein Stern geformt ist, Sir», erklärte Mary. «Im Zentrum gleicht sein Umriss einer fünfblättrigen Blüte, und von jeder Blüte geht ein langer, gewellter Arm ab. Es ist sehr schwer, einen Schlangenstern zu finden, bei dem noch alle fünf Arme intakt sind. Ein Sammler hat mich extra um einen gebeten, der nicht kaputt ist, deshalb sind wir so weit rausgelaufen. Normalerweise bleibe ich immer in Stadtnähe zwischen Lyme und Charmouth, beim Black Ven oder bei den Felsbändern am Strand.»
    «Hast du dort die Ichthyosaurier gefunden?»
    «Einen dort und einen am Monmouth Strand, gleich westlich von Lyme. Aber hier könnte es auch welche geben, ich habe hier nur noch nie gesucht. Haben Sie schon mal einen Ichthyosaurier gesehen, Sir?»
    «Nein, aber ich habe über sie gelesen. Und ich habe Zeichnungen gesehen.»
    Ich schnaubte.
    «Ich will den Sommer über hierbleiben, um meine Fossiliensammlung zu erweitern, Mary, und ich hoffe, du kannst mir dabei helfen. Schau!» Colonel Birch blieb stehen. Ich schaute mich um. Er bückte sich und hob einen Crinoid auf.
    «Sehr gut, Sir», sagte Mary. «Den wollte ich mir gerade genauer anschauen, aber Sie waren schneller.»
    Er hielt ihr den Stein hin. «Der ist für dich, Mary. Ich will dir nicht so ein schönes Exemplar wegnehmen. Nimm ihn als Geschenk von mir.»
    Es war tatsächlich ein sehr schönes Fossil, das sich wie die Lilie, der es seinen Namen verdankte, entfaltete. «O nein, der gehört Ihnen», sagte Mary. «Sie haben ihn gefunden. Das könnte ich niemals annehmen.»
    Colonel Birch nahm ihre Hand, legte den Crinoid hinein und schloss ihre Finger darum. «Ich bestehe darauf, Mary.» Er hielt seine Hand um ihre Faust und blickte sie an. «Wusstest du, dass Crinoiden keine Pflanzen sind, obwohl sie so aussehen, sondern Tiere?»
    «Wirklich, Sir?» Mary blickte ihm fragend in die Augen. Natürlich wusste sie, was Crinoide waren. Ich hatte es ihr selbst beigebracht.
    Ich trat vor. «Colonel Birch, ich muss Sie bitten, angemessenen Respekt zu zeigen. Anderenfalls sehe ich

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