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Zwei Esel Auf Sardinien

Titel: Zwei Esel Auf Sardinien Kostenlos Bücher Online Lesen
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Stille hört man leise, aber deutlich vernehmbar:
    »Ich glaub, ich spinn!«
    Da steht sie und sieht mich mit großen Augen an!
    »Was kann ich dafür, amore ? Wer konnte so ein Chaos vorausahnen! Reg dich nicht auf, du wirst sehen, alles kommt wieder in Ordnung. Das hier ist Claudio, er hat uns netterweise angeboten, uns auf seinem Traktor mitzunehmen. An unseren Mietwagen kommen wir nicht ran. Aber jetzt lass mich Maurizio anrufen, bevor es zu spät ist …«
    »Sag mal – spinnst du?«
    Die Vorstellung, vom Flughafen auf dem Traktor eines Unbekannten zu verschwinden, scheint sie ziemlich aufzuregen. Und wenn ich ihr jetzt noch erzähle, dass er uns sogar angeboten hat, bei ihm zu Hause zu übernachten … Ich halte mich lieber etwas zurück und spare mir die Einzelheiten für später auf. »Ciao, Maurizio, du bist es – endlich! Mein Akku ist gleich leer. Wir haben wegen des Streiks ein paar Probleme. Du hast davon gehört? Hör mal, heute Nacht werden wir woanders unterkommen. Aber morgen Nachmittag sind wir da …«
    Die Wut der Demonstranten ist jetzt wieder aufgeflammt, und zwar noch heftiger als vorhin, die Traktoren auf der breiten Straße vor dem Parkhaus versperren weiter den Weg.
    Es ist beinahe drei Uhr am Nachmittag, als wir die klapprige, laute Landmaschine mit Anhänger besteigen, auf deren Ladefläche Claudio einen hübschen Sitz für Jutta improvisiert hat. Ich setze mich vorne neben ihn. Wir sollen uns gut festhalten. Der Weg über diese Schotterstraße wird ein bisschen holprig wegen der vielen Schlaglöcher, die der Regen der vergangenen Tage verursacht hat. Doch Claudio versichert uns, es werde auf jeden Fall aufregend. Als wir die Hauptstraße am Flughafen verlassen und in den ersten Weg bergaufwärts einbiegen, haben Jutta und ich nur noch eine Sorge: wie wir den Zweigen und stachligen Ästen der Bäume ausweichen können. Jutta weist mich auf einen Abhang am Wegesrand hin, der im Nichts endet … Ich traue meinen Augen nicht. Mein Adrenalinpegel steigt rasant. Wo sind wir bloß gelandet?
    »Haltet euch gut fest!«, ruft Claudio.
    Ein abruptes Einschlagen nach links, und wir haben die Kurve hinter uns gelassen. Vor uns öffnet sich eine faszinierende, ursprüngliche, beinahe archaische Landschaft. Claudio erklärt uns, dass es auf der gesamten Insel keine Autobahnen gibt und auf der Staatsstraße 131 wegen Bauarbeiten nur Chaos herrscht. Daher muss man, wenn man dem Verkehr ausweichen will, diese Schotterstraße hoch.
    Wir fahren durch die Dörfer Truncu, Case Marini, San Sperate und dann weiter in Richtung Monastir. Wir sind mitten im Campidano, der einzigen Ebene auf Sardinien, wo es, Gott sei Dank, nur wenige Kurven gibt und die Landschaft einen für alles entschädigt. Jetzt ist alles um uns herum sattgrün. Fast wie in Irland!
    Jutta sieht ziemlich erledigt aus, und so lese ich ihr etwas aus unserem Reiseführer vor, um sie auf andere Gedanken zu bringen: »Wenn Insel nicht nur ein Stück Land bezeichnet, das von allen Seiten von Wasser umgeben ist, sondern auch so etwas wie eine Erdscholle, die deutlich vom Festland entfernt ist, ist Sardinien unter den größeren die einzig wahre Insel Italiens.«
    »Etwas lauter, Schatz!«
    »Ihre Küsten sind einhundertachtzig Kilometer von Afrika entfernt, einhundertneunzig von den Badeorten des Argentario der Toskana, zweihundertdreißig Kilometer von Rom, zweihundertachtzig von Sizilien, dreihundertdreißig von den Balearen, dreihundertfünfundsechzig von Marseille, achthundertzwanzig von München und eintausendsechshundertfünfzig Kilometer von Berlin …«
    »Du hast noch nicht die Kilometer gezählt, die wir auf diesem verdammten Traktor zurücklegen müssen, und wie viele uns von deinem Cousin dritten Grades trennen, und nur seinetwegen bin ich jetzt hier! Da hätte ich doch lieber eine Woche an der Costa Smeralda verbracht, als hier auf einem Viehwagen durch die Gegend zu tuckern, noch dazu mit einem Hirten, der gegen den Wind nach Schaf stinkt.«
    »Jutta, bitte, er kann dich hören … Außerdem sollten wir ihm dankbar sein. Wäre er nicht gewesen, säßen wir jetzt noch auf dem Flughafen fest!«
    »Seit wann versteht dein Freund hier denn Deutsch? Sag ihm lieber mal, er soll nicht so heftig in die Schlaglöcher fahren.«
    »Psst – er sieht dir an, dass du wütend bist. Außerdem gehört nicht viel dazu, um mitzubekommen, dass du ihn nicht magst …«
    »Hast du wenigstens die Nummer von der Gepäckstelle dabei? Verlier bloß

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