Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwei Jahre Ferien

Zwei Jahre Ferien

Titel: Zwei Jahre Ferien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
machen. (S. 260.)
     
    Zwei Partien waren schon gespielt. Briant, Baxter, Service und Garnett hatten die erste gewonnen, da sie sieben Punkte markiren konnten, während ihre Gegner die zweite Partie nur mit sechs Punkten gewonnen hatten.
    Sie waren jetzt eben dabei, die »Meisterpartie« zu spielen. Beide Parteien waren jede zu fünf Punkten gelangt und hatten nur noch zwei Quoits zu werfen.
    »Du bist an der Reihe, Doniphan, sagte Webb; nun ziele aber genau! Wir haben den letzten Quoit und es handelt sich darum, zu gewinnen!
    – Sei nur ganz ruhig!« antwortete Doniphan.
    Er nahm Stellung, den einen Fuß dicht vor dem anderen, in der rechten Hand die Scheibe haltend und den Körper leicht nach links geneigt, um desto sicherer werfen zu können.
    Man erkannte, daß der eitle Knabe mit Leib und Seele, wie man zu sagen pflegt, bei der Sache war, an den zusammengebissenen Zähnen, den etwas bleichen Wangen und an dem lebhaften, unter den Augenbrauen hervorglänzenden Blicke.
    Nachdem er unter gleichmäßigem Schwingen der Scheibe sorgsam gezielt, warf er diese kräftig in wagrechter Richtung fort nach dem fünfzig Fuß entfernten Ziele.
    Die Scheibe erreichte den Hob nur mit ihrem äußeren Rande und fiel, statt über den Pflock nieder zu sinken, neben diesem zur Erde, womit also nur ein sechster Punkt errungen war.
    Doniphan konnte seinen Unmuth nicht ganz unterdrücken und stampfte mit dem Fuße auf die Erde.
    »Das ist ärgerlich, sagte Croß, doch deshalb haben wir noch lange nicht verloren, Doniphan!
    – Nein, gewiß nicht, setzte Wilcox hinzu. Dein Quoit liegt genau am Fuße des Hob, und wenn Briant den seinigen nicht genau darüber wirst, möcht’ ich doch sehen, ob er den seinigen besser placiren könnte.«
    Wenn die Scheibe, welche Briant werfen sollte – und er war jetzt an der Reihe – nicht richtig über den Hob hineinfiel, so mußte das Spiel für seine Partei verloren sein, denn es schien fast unmöglich, sie noch näher an jenen zu werfen, als Doniphan es gethan hatte.
    »Ziele gut!… Ziele gut!« rief Service.
    Briant antwortete nicht, da es ihm gar nicht einfiel, Doniphan zu verletzen. Er wollte nur Eines: die Partie mehr für seine Kameraden als für sich gewinnen.
    Er stellte sich also vorschriftsmäßig auf und schleuderte seine Scheibe mit solcher Sicherheit, daß diese über den Hob hineinfiel.
    »Sieben Punkte! rief Service triumphirend. Die Partie gewonnen… gewonnen!«
    Doniphan kam schnell herzugelaufen.
    »Nein, die Partie ist nicht gewonnen! rief er.
    – Und warum nicht? fragte Baxter.
    – Weil Briant betrogen hat!
    – Betrogen! versetzte Briant, dessen Gesicht bei dieser Beschuldigung erbleichte.
    – Ja… betrogen! wiederholte Doniphan. Briant hatte seinen Fuß nicht auf der Linie, wo derselbe stehen soll!
    – Das ist nicht wahr! widersprach Service.
    – Das ist falsch! erklärte Briant. Selbst angenommen, daß es wahr wäre, so käme das immer nur auf einen Irrthum meinerseits hinaus, und ich werde nie dulden, daß mich Doniphan deshalb des Betruges anklagt!
    – Wirklich?… Du würdest das nicht dulden? sagte Doniphan, die Achseln zuckend.
    – Nein, erwiderte Briant, der seiner schon nicht mehr ganz Herr war. Zunächst kann ich übrigens nachweisen, daß meine Füße genau auf der Linie gestanden haben…
    – Ja!… Gewiß!… bestätigten Baxter und Service.
    – Nein!… Nein! entgegneten Webb und Croß.
    – Da seht nach dem Eindrucke meiner Schuhe im Sande! fuhr Briant fort; und da Doniphan sich nicht hat nur täuschen können, so muß ich ihm ins Gesicht sagen, daß er gelogen hat!
    – Gelogen!« fuhr Doniphan auf, während er sich langsam seinem Kameraden näherte.
    Webb und Croß hatten hinter ihm Stellung genommen, um ihn zu unterstützen, während Service und Baxter sich Briant zu helfen bereit hielten, wenn die beiden Gegner handgemein werden sollten.
    Doniphan hatte die Haltung eines Boxers angenommen, die Jacke abgelegt, die Aermel bis zum Ellenbogen aufgestreift und das Taschentuch schon um die Hand gewunden.
    Briant, der sein kaltes Blut noch immer bewahrte, blieb bewegungslos stehen, als widerte es ihn an, sich mit einem seiner Kameraden zu schlagen und der kleinen Colonie damit ein schlechtes Beispiel zu geben.
    »Du hast Unrecht gethan, mich zu beleidigen, Doniphan, sagte er, und jetzt thust Du ebenso Unrecht, mich herauszufordern!…
    – Wahrhaftig, antwortete Doniphan mit möglichst verächtlichem Tone, man thut stets Unrecht, Diejenigen

Weitere Kostenlose Bücher