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Zwei Jahre Ferien

Zwei Jahre Ferien

Titel: Zwei Jahre Ferien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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immer Arme oder Beine brechen. Entfernt Euch nicht über Gesichtsweite hinaus! Sollte sich Jemand aus Versehen doch zu weit hinaus verführen lassen, so vergeßt nicht, daß wir, Gordon und ich, Euch hier an dieser Stelle erwarten, und wenn ich ein Signal mit dem Horne gebe, hat Jeder die Pflicht, sich bei uns einzufinden.«
    Nach Anhörung dieser Ermahnungen schweiften die Schlittschuhläufer auf den See hinaus, und Briant fühlte sich beruhigt, als er sie eine recht anerkennenswerthe Geschicklichkeit entfalten sah. Kamen zuerst auch einige Stürze vor, so erweckten diese doch nur ein allgemeines Gelächter.
    In der That verrichtete Jacques wahre Wunder, indem er vorwärts, rückwärts, auf einem und auf zwei Füßen, aufgerichtet und zusammengekauert Bögen und Ellipsen mit tadelloser Genauigkeit beschrieb. Briant gewährte es daneben eine besondere Befriedigung, seinen Bruder an dem heiterem Spiele der Anderen theilnehmen zu sehen.
    Möglicherweise empfand Doniphan, der allen körperlichen Uebungen so leidenschaftlich ergebene Sportsman, etwas wie Neid bei den Erfolgen Jacques’, dem Alle herzlich zujubelten, wenigstens entfernte er sich, trotz der Warnungen Briant’s, bald weiter vom Ufer und gab auch Croß wiederholt ein Zeichen, ihm nachzufolgen.
    »He, Croß, rief er dann, da draußen seh’ ich ein Volk Enten… dort… dort, nach Osten zu. Kannst Du es erkennen?
    – Ja wohl, Doniphan.
    – Du hast Deine Flinte… ich die meinige… vorwärts, wir jagen sie!
    – Briant hat aber untersagt…
    – Ach, lass’ mich zufrieden mit Deinem Briant!… Vorwärts!… Schnell vorwärts!…«
    Fast im Handumdrehen hatten Doniphan und Croß eine halbe Meile hinter sich gebracht in Verfolgung der Schaar von Vögeln, welche über dem Family-lake kreisten.
    »Wohin wollen sie? fragte Briant.
    – Sie werden da draußen Wild gesehen haben, antwortete Gordon, und ihre Neigung zur Jagd…
    – Oder vielmehr ihre Neigung zum Ungehorsam, erwiderte Briant. Das ist wieder der Doniphan…
    – Glaubst Du, Briant, daß für sie etwas zu fürchten wäre?
    – Wer weiß das, Gordon?… Eine Unklugheit bleibt es immer, sich von hier so weit fort zu wagen. Sieh’ nur, wie entfernt sie schon sind!«
    In schnellem Laufe davoneilend, erschienen Doniphan und Croß jetzt wirklich nur noch wie zwei Punkte am Horizonte des Sees.
    Wenn sie auch, da noch mehrere Stunden Tageslicht bleiben mußten, Zeit genug hatten, zurückzukehren, begingen sie doch eine Unklugheit. Zu dieser Jahreszeit war nämlich immer ein plötzlicher Wechsel im Zustande der Atmosphäre zu befürchten. Ein Umschlag der Windrichtung hätte schon genügt, stärkere Böen oder andererseits Nebelbildungen hervorzurufen.
    Man kann sich die Besorgnisse Briant’s also leicht vergegenwärtigen, als der Horizont gegen zwei Uhr sich schnell unter einer aufziehenden Nebelwand verbarg.
    Auch jetzt waren Croß und Doniphan noch nicht wieder sichtbar geworden, und die über der weiten Seefläche sich anhäufenden Dunstmassen verhüllten schon gänzlich deren westliches Ufer.
    »Da haben wir, was ich fürchtete! rief Briant. Wie werden sie den Weg nun finden können?
    – Durch ein Zeichen mit dem Horne!… Gieb ihnen ein Hornsignal!« antwortete Gordon rasch.
    Dreimal ertönte das Horn und weithin verbreiteten sich dessen scharfe Tonwellen. Vielleicht gab ein Flintenschuß darauf Antwort – das einzige Mittel, welches Doniphan und Croß besaßen, um die Stelle, an der sie sich befanden, anzudeuten.
    Briant und Gordon lauschten… Kein Knall drang zu ihren Ohren.
    Inzwischen hatte der Nebel schon recht merklich ebenso an Dichtheit, wie an Ausdehnung zugenommen, und jetzt wälzte er sich kaum noch eine Viertelmeile vom Ufer heran. Da er gleichzeitig auch nach den höheren Luftschichten aufstieg, mußte der See unter ihm binnen wenigen Minuten völlig verschwunden sein.
    Briant rief nun diejenigen seiner Kameraden, welche sich in Sehweite gehalten hatten, zusammen. Einige Minuten später waren Alle am Ufer angekommen.
    »Was nun?… fragte Gordon.
    – Wir werden Alles versuchen müssen, Croß und Doniphan wieder aufzufinden, ehe sie sich noch völlig im Nebel verirrt haben. Einer von uns muß sich in der von ihnen eingeschlagenen Richtung hinauswagen und seine Gegenwart durch wiederholte laute Hornsignale kundzugeben suchen.
    »Ich will sofort hinausfahren! meldete sich Baxter.
    – Wir auch! riefen zwei oder drei Andere.
    – Nein!… Ich werde selbst gehen! erklärte Briant.
    –

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