Zwei Jahre Ferien
Du nicht, sondern ich, Bruder! widersprach ihm Jacques. Auf meinen Schlittschuhen soll es nicht lange dauern, bis ich Doniphan und Croß eingeholt habe…
– Nun gut… antwortete Briant. Geh’ hinaus, Jacques, und achte wohl darauf, ob Du keine Flintenschüsse hörst… Doch halt, nimm hier auch das Horn mit, um ihnen Deinen jeweiligen Standpunkt erkennbar zu machen!
– Gewiß Briant!«
Einen Augenblick später war Jacques schon inmitten des immer undurchsichtiger werdenden Nebels verschwunden.
Briant, Gordon und die Uebrigen strengten sich an, die von Jacques gegebenen Hornsignale zu vernehmen, doch auch diese erstarben bald in Folge der zu großen Entfernung.
So verlief eine halbe Stunde ohne ein Merkzeichen von den Abwesenden, weder von Croß oder Doniphan, welche sich auf dem See gewiß nicht mehr zurechtfinden konnten, noch von Jacques, der zu ihrer Aufsuchung hinausgefahren war.
Was sollte aber aus allen Dreien werden, wenn die Nacht herabsank, ehe sie zurückgekehrt waren?
»Wenn wir nur Feuerwaffen hier hätten, rief Service, vielleicht wär’ es möglich…
– Schußwaffen? antwortete Briant. Die giebt’s ja noch in French-den!… Auf, es ist keine Minute zu verlieren!«
Das war gewiß das beste Auskunftsmittel, denn es schien von hoher Wichtigkeit, ebenso wie Croß und Doniphan, auch Jacques selbst die Richtung zu bezeichnen, welcher sie zu folgen hatten, um auf das Ufer des Family-lake zu treffen. Am besten war es also, schleunigst nach French-den zurückzukehren, wo durch von Zeit zu Zeit wiederholte Schüsse Signale abgegeben werden konnten.
In weniger als einer halben Stunde hatten Briant, Gordon und alle Anderen die drei Meilen zurückgelegt, welche sie von der Sport-terrace trennten.
Bei dieser Gelegenheit konnte von Schonung des Pulvers nicht die Rede sein. Wilcox und Baxter luden zwei Gewehre, welche in der Richtung nach Osten abgefeuert wurden.
Keine Antwort; weder ein Schuß, noch der Ton eines Hornes.
Es war schon um dreieinhalb Uhr. Der Nebel zeigte eher noch Neigung, sich zu verdichten, je weiter die Sonne nach der Kette des Aucklandhill zu niedersank. Durch die schweren Dunstmassen war es ganz unmöglich, auf dem See etwas zu erkennen.
»Holt die Kanone!« rief Briant.
Das eine der kleinen Signalgeschütze vom »Sloughi« – dasselbe, dessen Rohr gewöhnlich durch die Wandöffnung neben der Thüre der Halle lugte – wurde nach der Sport-terrace geschleppt und nach Nordosten gerichtet.
Man lud dasselbe mit einer sogenannten Platzpatrone, und Baxter wollte schon die Leine des Schlaghahnes anziehen, als Moko noch den Vorschlag machte, einen Pfropfen von eingefettetem Grase vor die Kartusche festzustampfen. Er glaubte zu wissen, daß hierdurch der Knall verstärkt würde, und er täuschte sich auch nicht.
Der Schuß donnerte hinaus – nicht ohne daß Dole und Costar sich dabei die Ohren fest zuhielten.
Bei der so vollkommen ruhigen Atmosphäre war gar nicht anzunehmen, daß der Knall nicht bis zur Entfernung von mehreren Meilen gehört werden müßte.
Man lauschte… Nichts!
Noch während einer ganzen Stunde wurde das kleine Geschütz von zehn zu zehn Minuten in gleicher Weise abgefeuert. Daß Doniphan, Croß und Jacques die Bedeutung dieser wiederholten Schüsse mißverstehen sollten, welche bestimmt waren, ihnen die Lage von French-den anzudeuten, war gar nicht glaublich. Die Entladungen mußten auch auf der ganzen Oberfläche des Family-lake vernehmbar sein, denn gerade nebelige Luft ist für weite Fortpflanzung des Schalles besonders geeignet, und diese Eigenschaft nimmt mit der Verdichtung derselben nur noch mehr zu.
Endlich, kurz vor fünf Uhr, wurden zwei oder drei noch sehr entfernte Flintenschüsse deutlich in der Richtung von Nordosten her auf der Sport-terrace vernommen.
»Das sind sie?« rief Service
Sofort antwortete Baxter noch ein letztes Mal auf das Signal Doniphan’s.
Einige Minuten später wurden zwei Schattengestalten durch den Nebel sichtbar, der über dem Ufer etwas weniger dicht als über dem See lagerte. Bald antworteten freudige Hurrahs auf die gleichen Rufe von der Sport-terrace.
Doniphan und Croß kamen endlich an.
Jacques war nicht mit ihnen.
Nun denke man sich die tödtliche Angst Briant’s! Sein Bruder hatte die beiden Jäger nicht finden können, die nicht einmal seine Hornsignale hörten. Croß und Doniphan, welche sich zurecht zu finden bemühten, hatten sich zu derselben Zeit schon nach dem Süden des Sees gewendet, als
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