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Zwei Jahre Ferien

Zwei Jahre Ferien

Titel: Zwei Jahre Ferien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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gewesen sei, welche diese Steinplatten quer durch den Creek gelagert, um das Ueberschreiten des Wasserlaufes zu erleichtern? – Nein; es war dagegen wohl mit mehr Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß die Gewalt der Strömung zur Zeit des Hochwassers sie hier nach und nach zusammengehäuft und damit eine natürliche Brücke gebildet hatte. So erklärte sich wenigstens auf einfachste Weise das Vorhandensein dieses Steges, und nach genauester Besichtigung nahm auch Briant mit seinen Kameraden diese Anschauung an.
    Hierzu muß bemerkt werden, daß das rechte Ufer ebensowenig wie das linke andere Spuren erkennen ließ und nichts darauf hindeutete, daß der Fuß eines Menschen jemals diese Lichtung betreten habe.
    Der Creek selbst strömte nach Nordosten, also nach der der Bai entgegengesetzten Seite. Mündete er also wohl in das Meer, welches Briant vom Gipfel des Vorgebirges gesehen zu haben behauptete?
    »Wenn dieser Rio, bemerkte dazu Doniphan, nicht nur der Nebenarm eines größeren Flusses ist, der selbst nach Westen zu verläuft.
    – Das werden wir bald sehen, antwortete Briant, der es für zwecklos erachtete, über diesen Gegenstand weiter zu verhandeln. So lange er jedoch ohne allzu große Umwege die Richtung nach Osten beibehält, sind’ ich es am besten, ihm nachzugehen.«
    Die vier Knaben brachen wieder auf, nachdem sie den Creek auf jener Naturbrücke überschritten, um weiter stromaufwärts sich dazu nicht etwa unter ungünstigeren Verhältnissen gezwungen zu sehen.
    Es war leicht genug, dem Uferrande zu folgen, bis auf wenige Stellen, wo gewisse Baumgruppen ihre Wurzeln in dem murmelnden Wasser badeten, während ihre Zweige sich von Ufer zu Ufer verstrickten. Machte der Creek auch zuweilen einen scharfen Bogen, so ergab der Compaß doch eine allgemeine Richtung desselben nach Osten. Seine Mündung mochte von hier noch ziemlich weit entfernt sein, da die Strömung weder an Schnelligkeit, noch das Bett an Breite zunahm.
    Gegen fünfeinhalb Uhr mußten Briant und Doniphan zu ihrem Leidwesen erkennen, daß der Lauf des Creek sich entschieden nach Norden richtete. Folgten sie ihm auch noch ferner als Leitfaden, so wurden sie offenbar weit ab und nach einer, ihrem Ziele nicht entsprechenden Richtung weggeführt. Sie beschlossen also in Uebereinstimmung, von dem Ufer abzuweichen und durch die dichtesten Birken und Buchen einen geraden Weg nach Osten zu einzuschlagen
    Doch welche Schwierigkeiten brachte das mit sich! Inmitten des hohen, ihre Köpfe zuweilen überragenden Grases mußten sie sich wiederholt anrufen, um zusammen zu bleiben.
    Da nach eintägiger Wanderung noch nichts die Nähe einer größeren Wasserfläche verrieth, wurde Briant allgemach etwas unruhig. Sollte er doch das Opfer einer Augentäuschung gewesen sein, als er von der Höhe des Vorgebirges den Horizont betrachtete?…
    »Nein, nein!… wiederholte er sich. Ich habe mich nicht getäuscht!… Das kann nicht sein!… Das ist nicht der Fall!«
    Doch wie dem auch sein mochte, jedenfalls war um sieben Uhr Abends die Grenze des Waldes noch nicht erreicht und die Dunkelheit schon zu groß, um noch weiter vorwärts zu dringen.
    Briant und Doniphan beschlossen Halt zu machen und die Nacht unter dem Schutze der Bäume zu verbringen. Ein gutes Stück Corn-beef mußte den Hunger stillen, und unter dicken Decken würde man von der Kälte nichts zu leiden haben. Außerdem würde sie nichts gehindert haben, mit dürren Zweigen ein Feuer anzuzünden, wenn diese zum Schutze gegen Raubthiere sehr empfehlenswerthe Maßregel sich hier nicht wegen der Möglichkeit verboten hätte, daß der Schein desselben etwaige Eingeborne heranlocken könnte.
    »Es ist besser, wir vermeiden die Gefahr entdeckt zu werden,« bemerkte Doniphan.
    Alle stimmten ihm zu und beschäftigten sich nur noch mit dem Abendessen. An Appetit fehlte es ihnen nicht. Nachdem sie von ihrem Reiseproviant gehörig zugelangt, wollten sie sich schon am Fuße einer großen Birke ausstrecken, als Service noch auf ein nur wenige Schritte entferntes Dickicht hinwies. Aus diesem Dickicht strebte – so weit sich das bei der Dunkelheit erkennen ließ – ein mittelhoher Baum empor, dessen untere Zweige wieder bis zur Erde herabreichten. Hier legten sich dann Alle, in ihre Decken gehüllt, auf einem Haufen trockener Blätter nieder. In ihrem Alter läßt der Schlaf sich nicht lange bitten; bald lagen sie denn auch in süßem Schlummer, während Phann, dem es eigentlich oblag zu wachen, es seinen Herren

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