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Zwei Jahre Ferien

Zwei Jahre Ferien

Titel: Zwei Jahre Ferien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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nachzuthun sich anschickte
    Ein-oder zweimal ließ der Hund wohl ein längeres Knurren vernehmen. Offenbar streiften einzelne Raub-oder andere Thiere durch den Wald; sie kamen aber bis in die unmittelbare Nähe des Lagers nicht heran.
    Es war gegen sieben Uhr, als Briant und seine Kameraden erwachten. Die schrägen Strahlen der Sonne erleuchteten nur unbestimmt den Ort, wo sie die Nacht zugebracht hatten.
    Service kroch zuerst aus dem Dickicht hervor, sofort aber schrie er wieder auf, oder ließ wenigstens Rufe des Erstaunens hören.
    »Briant!… Doniphan!… Wilcox!… Kommt, kommt doch!
    – Was giebt es denn? fragte Briant.
    – Ja, was ist denn los? ließ sich Wilcox vernehmen. Mit seiner Gewohnheit gleich aufzuschreien, setzt uns Service immer in unnöthigen Schrecken!…
    – Schon gut!… Schon gut!… antwortete Service. Seht doch einmal nach, wo wir geschlafen haben!«
    Es war das kein Dickicht, sondern eine Blätterhütte, welche die Indianer »Ajoupa« nennen und die sie aus verflochtenen Zweigen herstellen. Die Ajoupa hier mußte vor langer Zeit errichtet sein, denn Dach und Wände derselben hielten nur noch zusammen, weil sie sich an den Baum in der Mitte stützten, dessen Laubwerk die, denjenigen der Indianer Südamerikas ganz ähnliche Hütte neu überkleidete.
    »Hier giebt es also doch Menschen?… fragte Doniphan, schnell umherblickend.
    – Ja, oder es hat mindestens solche gegeben, antwortete Briant, denn diese Blätterhütte hat sich nicht allein aufbauen können.
    – Damit erklärt sich auch das Vorhandensein des Steinplattensteges über den Creek! bemerkte Wilcox.
    – Nun, desto besser, rief Service. Leben hier Landesbewohner, so sind es brave Leute, da sie uns diese Hütte ganz speciell zum Uebernachten errichtet haben!«
    In Wirklichkeit freilich war nichts ungewisser, als daß die Eingebornen dieses Landes gerade so »brave Leute« wären, wie Service sich äußerte. Offenkundig schien nur, daß Eingeborne diesen Theil des Waldes besuchten oder vor mehr oder weniger langer Zeit besucht hatten. Diese Eingebornen konnten aber nur Indianer sein, wenn das Gebiet hier mit dem Festland der Neuen Welt zusammenhing, oder Polynesier, vielleicht gar Cannibalen, wenn es eine Insel war, die einem der Archipele Oceaniens angehörte. Diese letztere Möglichkeit barg natürlich schwere Gefahren in sich und machte die Lösung der schwebenden Frage desto dringlicher.
    Briant wollte schon weiter wandern, als Doniphan vorschlug, jene Hütte genau zu durchsuchen, wenn dieselbe auch offenbar seit sehr langer Zeit verlassen sein mußte.
    Möglicherweise fand sich hier irgendwelcher Gegenstand, ein Werkzeug, Instrument oder Geräth, dessen Ursprung man zu erkennen vermochte.
    Das auf dem Boden der Ajoupa ausgebreitete Lager von trockenen Blättern wurde sorgfältig weggeräumt, und in einer Ecke fand Service wirklich einen Scherben aus gebranntem Thon, der einem Napf oder einer bauchigen Flasche angehört haben mochte. Das war zwar ein neues Beweisstück von menschlicher Arbeit, es klärte sie aber über nichts auf. Sie mußten ihre Wanderung also weiter fortsetzen.
    Gegen halb acht Uhr brachen die Knaben, den Compaß in der Hand, auf und zogen in gerader Richtung nach Osten über einen leicht abfallenden Erdboden hin.
    So wanderten sie zwei Stunden hindurch langsam, sehr langsam weiter, da sie sich durch das feste Gewirr von Büschen und Sträuchern wiederholt erst mit der Axt einen Weg bahnen mußten.
    Endlich, kurz vor zehn Uhr, breitete sich vor ihren Augen ein anderer Horizont aus, als die endlose Waldfläche. Jenseits der letzteren lag eine mit Mastixbüschen, Thymian und Haidekraut bedeckte Ebene. Eine halbe Meile weiter im Osten umschloß dieselbe einen Streifen sandigen Landes, an welches sanft die Brandung des von Briant gesehenen und bis zu den Grenzen des Horizonts hinausreichenden Meeres anschlug….
    Doniphan schwieg mäuschenstill Es kostete dem ehrgeizigen Knaben nicht wenig, anzuerkennen, daß sein Kamerad sich nicht getäuscht hatte.
    Briant, dem es übrigens nach gar keinem Triumphe dürstete, betrachtete inzwischen die Umgebung durch das Fernrohr.
    Im Norden wendete sich die von den Sonnenstrahlen glänzend erleuchtete Küste etwas nach links hin.
    Der Süden bot denselben Anblick, nur rundete sich hier das Gestade zu einem mehr vorspringenden Bogen ab.
    Jetzt konnte Niemand länger zweifeln. Es war kein Festland, sondern eine Insel, auf welche der Sturm den Schooner geschleudert hatte, und

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