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Zwei Jahre Ferien

Zwei Jahre Ferien

Titel: Zwei Jahre Ferien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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nicht wenig beunruhigen, doch änderte das an Briant’s und Doniphan’s Entschlusse nichts Ihr Mundvorrath mußte noch auf achtundvierzig Stunden ausreichen, und da kein Anzeichen eine Aenderung der Witterung befürchten ließ, beschlossen sie, nach Süden hin der Seeküste nachzugehen.
    Aber auch noch ein anderer Grund bestimmte sie, ihre Nachforschungen weiter auszudehnen.
    Unzweifelhaft war dieser Theil des Landes von Eingebornen bewohnt oder mindestens besucht gewesen. Der durch den Creek gelegte Weg, die Ajoupa, deren Errichtung die Gegenwart von Menschen vor längerer oder kürzerer Zeit erkennen ließ, waren lauter Hindeutungen, welche eine Ergänzung erforderten, ehe man sich zu einer Ansiedlung für den Winter entschloß. Vielleicht vervollständigten die bisher gefundenen auch noch weitere Merkzeichen. Abgesehen von Eingebornen, konnte ja hier auch ein Schiffbrüchiger bis zu dem Zeitpunkte gelebt haben, wo er endlich eine der Städte des Festlandes erreichte. Das verlohnte schon der Mühe, die Nachforschungen über die Umgebung des Sees auszudehnen.
    Eine offene Frage blieb es nur, ob Briant und Doniphan nach Norden oder nach Süden zu weiterziehen sollten. Da sie sich aber bei Einhaltung der letzteren Richtung gleichzeitig dem »Sloughi« mehr näherten, entschieden sie sich für diese. Später würde sich ja herausstellen, ob es rathsam erscheine, auch noch nach dem andern Ende des Sees vorzudringen.
    Nach hierüber erzielter Einigung machten sich alle Vier gegen halb neun Uhr wieder auf den Weg durch die grasbestandenen kleinen Dünen, welche die im Westen von dichtem Grün umrahmte Ebene stellenweise unterbrachen.
    Phann sprang voraus und jagte ganze Schaaren von Tinamus auf, die sich im Schutze der Mastixgebüsche oder großer Farrnwedel niedergelassen hatten.
    Hier fanden sich auch zuweilen rothe und weiße Moosbeeren und wilde Selleriestauden, von welchen ein wichtiger hygienischer Gebrauch zu machen war. Die Gewehre dagegen mußten in Ruhe bleiben, um durch das Schießen keine Aufmerksamkeit zu erregen, im Falle die Umgebung des Sees von eingebornen Stämmen unsicher gemacht wurde.
    Dem Gestade einmal längs des Fußes der Dünen und dann wieder ganz nahe am sandigen Strande folgend, konnten die Knaben im Laufe dieses Tages ohne zu große Anstrengung noch gegen zehn Meilen hinter sich bringen. Eine Spur von Eingebornen fanden sie dabei nicht. Keine Rauchsäule wirbelte aus dem Waldesdickicht empor; kein Eindruck eines Fußes zeigte sich in dem Sande, den der Wellenschlag dieser großen, bis an ihr Ende nicht übersehbaren Wasserfläche feucht erhielt. Es schien nur, als ob deren nördliches Ufer sich wieder nach Süden zu wendete, um hier den Ring um den See zu schließen. Sonst zeigte sich dieser gänzlich verlassen. Weder hob sich ein Segel von dem Horizonte ab, noch glitt eine Pirogue über seine schimmernde Fläche. War dieses Gebiet bewohnt gewesen, so konnte das heute kaum noch der Fall sein.
    Wilde Thiere oder Wiederkäuer sah man nirgends. Zwei oder drei Mal im Laufe des Nachmittags zeigten sich einige Vögel am Saume des Waldes, ohne daß man sich denselben zu nähern vermochte. Das verhinderte Service jedoch nicht, auszurufen:
    »Das sind Strauße!
    – Dann wenigstens sehr kleine Strauße, ihrer geringen Körperhöhe nach zu urtheilen, bemerkte Doniphan.
    – Aber es sind doch Strauße, versetzte Briant; und wenn wir auf einem Festlande weilen…
    – Zweifelst Du daran noch immer? warf Doniphan spöttisch ein.
    – So muß es das Amerikas sein, wo sich diese Thiere in großer Menge finden, fuhr Briant fort, das war’s allein, was ich sagen wollte.«
    Gegen sieben Uhr Abends wurde Halt gemacht. Am nächsten Morgen hoffte man, wenn nicht unerwartete Hindernisse eintraten, nach der Sloughi-Bai – so nannte man schon allgemein den Ufertheil, an dem der Schooner auf den Grund gerathen war – zurückzukehren.
    Am heutigen Abend wär’ es übrigens unmöglich gewesen, in der Richtung nach Süden noch weiter zu marschiren. An dem erreichten Punkte verlief nämlich ein Rio, durch den das Wasser des Sees abfloß und den sie nur schwimmend überschreiten konnten. Die Dunkelheit gestattete überdies kein genaues Erkennen der Oertlichkeit, und es schien, als ob ein Steilufer die rechte Seite dieses Rio einfaßte.
    Nach eingenommener Abendmahlzeit dachten Briant, Doniphan, Wilcox und Service nur noch daran auszuruhen – diesmal wegen Mangel an einer Hütte unter freiem Himmel. Aber sie waren

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