Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwei Jahre Ferien

Zwei Jahre Ferien

Titel: Zwei Jahre Ferien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
sie mußten auf jede Hoffnung, von hier wieder wegzukommen, verzichten, wenn ihnen nicht von außen Hilfe wurde.
    Nach der hohen See hinaus war kein weiteres Land in Sicht. Es schien, als ob diese Insel ganz vereinzelt und wie verloren in der ungeheuren Wasserwüste des Stillen Oceans liege.
    Nachdem Briant, Doniphan, Wilcox und Service die sich bis zum Strande hinziehende Ebene überschritten, machten sie am Fuße eines niedrigen Sandhügels Halt. Sie wollten nur frühstücken, um dann durch den Wald zurückzukehren. Wenn sie sich recht beeilten, war es vielleicht möglich, den »Sloughi« vor Einbruch der Nacht wieder zu erreichen.
    Während dieser übrigens recht traurigen Rast wechselten sie kaum einige Worte.
    Endlich raffte Doniphan Rucksack und Flinte zusammen, erhob sich und sagte nur:
    »Laßt uns aufbrechen!«
    Alle Vier schickten sich denn nach einem letzten Blicke über das vor ihnen liegende Meer an, über die Ebene zurückzuziehen, als Phann noch einmal nach dem Saume des Strandes davonsprang.
    »Phann!… Phann!« rief Service.
    Der Hund lief aber, den feuchten Sand hinter sich aufwerfend, in großen Sätzen weiter. Dann gelangte er mit einem Sprunge in die kleinen Brandungswellen und begann hier begierig zu saufen.
    »Er trinkt!… Er trinkt!«… rief Doniphan.
    In einem Augenblicke hatte Doniphan den schmalen Sandstreifen hinter sich und kostete einige Tropfen des Wassers, mit dem Phann seinen Durst stillte… Es schmeckte nicht salzig!
     

    Das Wasser schmeckte nicht salzig! (S. 105.)
     
    Nur ein See war es, der sich bis zum östlichen Horizont hin ausdehnte – nicht das Meer.
Achtes Capitel.
    Im Westen des Sees. – Längs des Ufers. – Strauße im Sicht. – Ein aus dem See abfließender Rio. – Ruhige Nacht. – Die Rückseite des Steilufers. – Ein Damm. – Trümmer eines Bootes. – Die Inschrift. – Die Höhle.
     
    Die hochwichtige Frage, von der das Wohl oder Wehe der jungen Schiffbrüchigen abhing, blieb also auch jetzt noch ungelöst. Daß das vermeintliche Meer ein See sei, war über jeden Zweifel erhaben. Konnte es deshalb jedoch nicht immer noch möglich sein, daß dieser See nur einer Insel angehörte? Würde man nicht bei weiterer Ausdehnung dieser Nachforschung auf das wirkliche Meer treffen – auf das Meer, über welches zu entkommen jedes Mittel mangelte?
    Dieser See zeigte übrigens eine recht ansehnliche Ausdehnung, da der Himmelshorizont – wie Doniphan bemerkte – drei Viertheile seines Umfanges abschloß. Das machte es wieder wahrscheinlicher, daß man sich hier auf einem Festlande und nicht auf einer Insel befinde.
    »Danach wäre es also Amerika, an dessen Strande wir scheiterten, sagte Briant.
    – Das hab’ ich von jeher angenommen, antwortete Doniphan, und es scheint, ich irrte damit nicht.
    – Jedenfalls, erwiderte Briant, war es eine Wasserlinie, die ich im Osten wahrgenommen hatte….
    – Zugegeben; ein Meer war es aber nicht!«
    Diese berechtigte Einrede gewährte Doniphan offenbar eine Befriedigung, welche mehr für seine Eitelkeit als für ein gutes Herz sprach. Briant beschied sich ohne Groll; jedenfalls war es im allgemeinen Interesse besser, daß er sich theilweise getäuscht hatte. Auf einem Festlande würden sie nicht Gefangene sein, wie auf einer Insel. Inzwischen erschien es nothwendig, eine noch günstigere Zeit abzuwarten, um einen Auszug nach Osten zu unternehmen. Die zu überwindenden Schwierigkeiten, um nur eine Strecke von wenigen Meilen vom Lagerplatze nach diesem See zu gelangen, mußten ja ganz unmäßig anwachsen, wenn es galt, lange Zeit mit der ganzen kleinen Gesellschaft dahinzuziehen. Jetzt stand man schon im Anfang des April, und der Winter der südlichen Halbkugel bricht weit schneller herein, als der der nördlichen Erdhälfte. Deshalb war an einen Aufbruch erst nach Wiedereintritt der schöneren Jahreszeit zu denken.
    Dennoch konnte der Aufenthalt an dieser von den Seewinden gepeitschten Bai der Westküste nicht mehr lange zu ertragen sein. Vor Ende des Monats mußte der Schooner jedenfalls geräumt werden. Da Gordon und Briant ferner am Westabhange des Steilufers keine passende Aushöhlung gefunden hatten, machte es sich nothwendig, Umschau zu halten, ob sich nicht nach der Seite des Binnensees eine zur Niederlassung geeignete Stelle entdecken ließ. Jetzt galt es also, dessen Umgebung sorgfältig zu besichtigen, wenn diese Nachforschung die Rückkehr auch um einen oder zwei Tage verzögerte. Gordon würde sich darüber zwar

Weitere Kostenlose Bücher