Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum
Enkel einen Blick zusandte, der Peluches Laserblitzen gleichkam, schüttelte den Kopf.
»Ich unterstelle Ihnen nichts, Frau Valenti. Trotzdem würde ich mich gerne mit Ihnen über Ihre Patentante unterhalten. Wie sieht es aus, können wir das bei einer Tasse Kaffee tun?«
Ich riss mich zusammen und erklärte mich bereit. Während ich in der Küche ein Tablett vorbereitete, hörte ich meine Gäste leise diskutieren.
Sie verstummten, als ich den Tisch deckte, doch als der Kaffee eingeschenkt war, begann Frau Asmussen: »Ich kann mich nicht genau erinnern, wann ich die Glückskatze das letzte Mal gesehen habe. Wie das so ist, gewöhnt man sich an die Dinge. Sie stand im Zimmer meines verstorbenen Mannes in einem Glasschränkchen. Diesen Raum habe ich nicht sehr häufig betreten, zumal er im zweiten Stock liegt und ich mit dem Treppensteigen einige Probleme hatte.«
»Ich habe die Katze gesehen, kurz bevor du ins Krankenhaus gegangen bist, Großmutter. Wir benötigten irgendwelche Versicherungsunterlagen aus Großvaters Ordnern, und dabei habe ich sie noch einmal betrachtet. Das war im Herbst vergangenen Jahres.«
»Richtig, am zehnten Oktober habe ich mich einer Hüftgelenksoperation unterziehen müssen. In der darauffolgendenZeit brauchte ich Unterstützung und Pflege. In Antons Zimmer bin ich mit Sicherheit in der Zeit nicht gewesen. Ehrlich gesagt, Simon, mir wäre der Verlust bisher noch nicht einmal aufgefallen, hättest du mich nicht darauf hingewiesen.«
»Meine Tante hat sich im vergangenen Jahr den Oberschenkel gebrochen, könnte es sein, dass Sie sich im Krankenhaus oder in der Reha begegnet sind, Frau Asmussen?« mischte ich mich wieder ein.
»Zumindest namentlich kann ich mich an eine Juliane Schneider nicht erinnern.«
Ich stand auf und holte eine Fotografie meiner Patentante aus dem Nebenzimmer. Regina Asmussen setzte sich ihre Brille auf, musterte sie eingehend und schüttelte dann den Kopf.
»Nein, ich bin ihr nie begegnet.«
»Sind denn – entschuldigen Sie, dass ich so neugierig frage – noch andere Gegenstände in dem besagten Zeitraum aus Ihrem Haus verschwunden?«
»Seltsamerweise nein. Wir haben in den vergangenen Tagen alles sehr genau durchgesehen.«
»Einen Einbruch hat es demnach sicher auch nicht gegeben? Ich habe nämlich schon die entsetzliche Vorstellung gehabt, dass meine Tante mit Hehlerwaren gehandelt haben könnte.«
»Nein, Frau Valenti. Eingebrochen ist niemand. Aber ich habe oft Besuch, und vor allem in jener Zeit, als ichnicht aus dem Haus konnte, kamen viele Freunde und Bekannte vorbei.«
»Vermutlich waren etliche darunter, die auch Juliane Schneider kennen«, warf ihr Enkel grimmig ein.
»Warum kommen Sie nicht mal von diesem Teppich runter, Herr Asmussen!«, fauchte ich ihn an. Peluche hob abrupt den Kopf. Den Ton kannte sie wohl. »Meine Tante war zu dem Zeitpunkt ebenfalls pflegebedürftig. Weder hat sie sich nachts in andere Häuser geschlichen, Schlösser geknackt und kostbare Antiquitäten gestohlen, noch hat sie Einbrecher ausgesandt, um ihr Material zu besorgen. Das ist doch absurd.«
»Es ist ein Fakt, dass die Katze und andere Wertgegenstände in Ihrem Laden gefunden wurden«, giftete er zurück.
»Simon, mäßige dich. Frau Valenti kennt ihre Tante vermutlich besser als du. Wir wollen sachlich an das Problem herangehen.«
Ich beruhigte mich wieder und nahm einen Schluck Kaffee. Warum reizte mich dieser Mann nur so? Oder – reizte ich ihn?
Eine reizvolle Frage.
Ich drängte sie in den Hintergrund.
»Ich könnte eine Liste von Tante Julianes Bekannten anfertigen, und Sie überprüfen sie auf Gemeinsamkeiten«, schlug ich vor.
»Eine gute Idee, Frau Valenti.«
In diesem Moment schlich sich Plunder auf leisen Sohlen in den Raum und drückte sich vorsichtig an der Wand lang. Als Frau Asmussen zu ihm hinsah, übte er sich wieder darin, Zuckerwatte darzustellen, und ich musste leise lachen.
»Das da ist Tante Julianes Plunder. Jetzt gehört er mir. Er ist Fremden gegenüber sehr zurückhaltend, aber seit er mit Peluche zusammen ist, scheint er an Mut zu gewinnen.«
»Was für ein zauberhaftes Tierchen!«, rief die alte Dame aus und beugte sich vor. »Plunder, lass das Sträuben, niemand will dir etwas tun.«
Ihre Stimme klang weich wie ein Schnurren, und Plunders Fell glättete sich prompt. Er machte ein paar Schritte auf sie zu und sah sie mit seinen blauen Augen ängstlich an.
»Ich würde dir ja ein Schälchen Sahne reichen, mein Lieber, aber
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