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Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Titel: Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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an.«
    »Ohne Analyse des Mageninhalts kann ich natürlich nichts sagen, aber ich glaube nicht, dass es Rattengift war. Die Symptome sind schleichender. Sie haben doch beobachtet, dass ihr Verhalten heute früh noch vollkommen normal war.«
    »Sie hat mäkelig von dem Futter gefressen, aber das ist nicht ungewöhnlich. Madame ist verwöhnt und hat einen erlesenen Geschmack. Sie ist dann in den Garten gegangen und bald wieder zurückgekehrt, um zu dösen. War sie bei Ihnen drüben, Irmela?«
    »Nein, heute noch nicht.«
    »Aber irgendwo muss sie etwas gefressen haben, denn sie hat ziemlich viel erbrochen. Ich habe es mir allerdings nicht genau angesehen.«
    »Es gibt immer wieder Leute, die Nahrungsmittel zum Abkühlen auf die Terrasse stellen«, sinnierte Irmela laut. »Oder Hundefutter rausstellen. Aber das muss in keinem Zusammenhang stehen. Dünger, Lösemittel, Schneckenkorn – alle solche Dinge finden sich in den Gärten.«
    Ich schaute mir den Katzenkalender an, während der Tierarzt seine Behandlung durchführte. Er antwortete dabei mit ruhiger Stimme: »Katzen meiden diese Mittel gewöhnlich. Sie wissen sehr genau, was für sie verträglich ist. Haben Sie Ärger mit den Nachbarn wegen Ihres Tiers gehabt, Frau Valenti?«
    »Ich wohne erst seit gut einem Monat dort. Bisher hat sich noch nie jemand bei mir über Peluche beschwert.«
    »Nein, es ist eine ruhige, freundliche Wohngegend«, ergänzte Irmela. »Ich kann mir niemanden vorstellen, der Giftköder auslegt. Darauf zielt Ihre Frage doch ab, nicht wahr?«
    »Richtig. Es war vermutlich kein besonders gefährliches Gift. Die Patientin zeigt keine weiteren Symptome und sollte sich in ein, zwei Tagen erholt haben. Holen Sie sie in zwei Stunden wieder ab und bringen Sie sie in ihre gewohnte Umgebung. Beobachten Sie Ihre Katze, und wenn Sie dennoch etwas Ungewöhnliches bemerken, meldenSie sich umgehend. Ansonsten sehen wir uns übermorgen noch mal.«
     
    Es war eigenartig, eine so zahme, apathische Peluche in der Wohnung zu haben. Noch nicht einmal während der Autofahrt hatte sie geschimpft. Nun lag sie in ihrem Korb und hielt die Augen halb geschlossen. Ich ließ mich auf dem Boden neben ihr nieder und wagte es, ihr ganz vorsichtig über den Kopf zu streicheln. Sie ließ es sich gefallen.
    Plunder kam herbei und setzte sich in höflichem Abstand zu uns.
    »Danke, dass du mich gewarnt hast, Kleiner. Das hast du gut gemacht«, murmelte ich, als mir einfiel, welche Rolle er in dem Drama gespielt hatte. Seltsam, die majestätische Peluche schien Gefallen an ihm gefunden zu haben, und er betrachtete sie offensichtlich als seine Freundin. Oder Vorgesetzte. Oder was auch immer. Jedenfalls verstanden sich die beiden so unterschiedlichen Charaktere ausgezeichnet.
    17. Die Macht des Schnurrens
     
    Plunder war wieder völlig zappelig, aber diesmal nicht aus Angst. Er war aufgeregt, weil er etwas Wichtiges getan hatte. Glaubte er zumindest. Es war bestimmt richtiggewesen, Ginger auf Peluches Unwohlsein aufmerksam zu machen. Sie hatte ihn dafür gelobt, aber die schöne Rote lag nun hier in ihrem Korb und rührte sich nicht. Sie atmete flach und roch seltsam.
    Eigentlich hätte er zu Bett gehen müssen, Ginger war schon unter die Decke geschlüpft und hatte das Licht ausgemacht. Aber er wollte lieber bei Peluche wachen.
    Er lief noch ein paarmal in die Küche, um zwei, drei Häppchen Trockenfutter zu knabbern, aber rechten Appetit hatte er auch nicht. Schließlich hockte er sich wieder neben Peluches Korb, dort, wo ihr Kopf auf dem Rand lag, und betrachtete sie im milchigen Mondlicht.
    Da! Bewegten sich nicht ihre Lider?
    Sehr mühsam drehte Peluche ihren Kopf und öffnete die Augen.
    »Ist alles gut, Majestät. Sie haben für dich gesorgt.«
    »Nicht gut«, nuschelte die Königliche. »Fühl mich wie umgekrempelt, wie Pelz nach innen.«
    »Ist aber noch draußen. Ganz normal, Majestät.«
    »Und hohl.«
    »Dann hast du bestimmt Hunger.«
    »Urrgs!«
    »Na gut, also nicht.« Plunder betrachtete die schlaffe Katze und wagte dann vorzuschlagen: »Ich könnte dir das Fell bürsten. Das ist ein feines Gefühl und schadet nie, Majestät.«
    Er bekam keine Antwort, doch nach einem Augenblick des Zweifelns setzte er sich auf und begann, ganz vorsichtigmit seiner Zunge zwischen ihren Ohren zu lecken. Da Peluche keinen Protest erhob, wurde er bald mutiger und putzte ihr auch den Nacken. Mit seinen feinen Sinnen erspürte er, wie sehr die Leidende die Behandlung genoss. Also

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