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Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Titel: Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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beiden Murano-Karaffen, und mir wurde warm ums Herz. Nein, nicht Tante Juliane wollte sie im Laden verkaufen. Ich stand aufund stellte die schweren Gläser auf den Tisch. Sie glühten im Lampenlicht auf wie geschmolzene Edelsteine.
    »Himmel, sind die schön!«, rief Frau Asmussen aus und fuhr mit der Fingerspitze die erlesene Form nach.
    »Ich hatte mich schon gewundert, warum sie unten zwischen all dem Plunder standen. Es waren Geschenke von mir, und es hat mich traurig gemacht, dass sie meiner Patentante anscheinend nicht gefallen hatten.«
    »Sie haben einen exquisiten Geschmack, Frau Valenti.«
    »Sie hat lediglich denselben wie du, Großmutter«, brummelte ihr Enkel und zwinkerte mir schon wieder zu. »Hätte sie dir ein Meißner Schäferpärchen präsentiert, würdest du ganz anders urteilen.«
    Nun, da die Situation sich geklärt hatte, kamen wir schnell zu einer Einigung. Als Erstes bot Simon Asmussen an, die kostbaren Gegenstände bei sich im Tresor unterzubringen. Seine Großmutter wollte die Unterlagen zu der Katzenfigur heraussuchen, einige Daten zu Verena Hammerschmitt zusammentragen und noch einmal mit Blankheims sprechen. Sowie sie genug belastende Fakten beieinander hatten, wollten sie Anzeige gegen die Pflegerin erstatten.
    Dann gab es für mich noch eine Überraschung, denn als wir uns voneinander verabschiedeten, fragte Simon Asmussen: »Würden Sie als Wiedergutmachung meines ausgesucht muffigen Benehmens eine Einladung zum Essen annehmen, Frau Valenti?«
    Der hektische Schmetterling in meinem Bauch schrie »Ja, ja, ja«, aber ich bemühte mich, weniger enthusiastisch zu nicken und akzeptierte den nächsten Abend als geeigneten Termin.
    19. Ungehörige Behandlung
     
    Schon wieder hatte diese missratene Dienerin sie überlistet.
    »Betrug!«, kreischte Peluche und wehrte sich mit allen vorhandenen Pfoten gegen den Transport in den Deckelkorb. »Entführung, Gewalttat, Frevel!« Ein sengender Blick streifte den kleinen Staubwedel, der sich hilflos unter den Teppich zu retten versuchte. Niemand half ihr. Niemand achtete ihre Würde, noch nicht einmal dieser staubige Fusselbalg. Na, der konnte was erleben, sollte sie jemals wieder zurückkommen.
    Mit einem satten »Klack« schloss sich der Deckel über ihr. Schwankend wurde sie aus dem Haus getragen. Es kam noch schlimmer. Wieder musste sie eine Fahrt im Auto über sich ergehen lassen, und dann verschleppte diese untergeordnete Kreatur sie auch noch in Räume, in denen es nach Krankheit, Angst und Tod stank.
    »Na warte!«, fauchte sie entschlossen und hieb die Krallen in das Weidengeflecht, dass die Splitter flogen.
    »Ihre Peluche scheint ja schon wieder ganz munter zu sein«, meinte eine Männerstimme.
    »Höllisch munter. Ich habe den Verdacht, dass sie mich gerne im eigenen Saft geschmort und in kleine Döschen verpackt sehen würde.«
    »Dann lassen Sie das ungehaltene kleine Raubtier mal aus dem Käfig.«
    Der Deckel öffnete sich, und Peluche schaute sich verdutzt um. Schon hatten zwei kräftige, aber sanfte Hände sie gepackt, und auch das niedrige Geschmeiß vergriff sich an ihr, nicht schmerzhaft, aber fest. Man öffnete ihr das Maul, leuchtete in ihre Augen, fuhrwerkte mit einem komischen Gerät über ihre Brust, und dann wurde ihr ein Finger voll brauner Paste unter die Nase gerieben.
    Hätte das Zeug nicht so verdammt gut gerochen, hätte sie den Finger mit Freude abgebissen.
    So aber leckte sie die fettige Malzcreme leider genüsslich ab und ärgerte sich, dass die Gier schon wieder mit ihr durchging.
    Dann war der Deckel plötzlich wieder zu, und sie musste ihrem Protest wieder in schrillen Tönen Ausdruck verleihen.
    Die Menschenfrau kicherte dazu.
    Un-er-träg-lich!
    »Die Laboranalyse hat nichts erbracht, Frau Valenti, aber dort wird ja auch nur auf die gängigen Gifte hin untersucht. Entweder war es nur eine heftige Magenverstimmung oder ein eher unauffälliges Medikament. Haben Sie Aspirin im Haus?«
    »Ja, sicher.«
    »Könnte die Katze daran geraten sein? Schon eine Vierteltablette kann Vergiftungserscheinungen auslösen.«
    »Die Tabletten sind im Badezimmerschrank, und obwohl Peluche ein sehr gewitztes Geschöpf ist, kann ich mir nicht vorstellen, wie sie den aufkriegt und dann noch eine Tablette aus der Packung herausbekommt. Mir ist jedenfalls keine Unordnung aufgefallen.«
    »Es war nur so ein Gedanke. Der bittere Geschmack würde sie sowieso abschrecken.«
    Peluche war während der Unterhaltung allmählich leiser

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