Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum
Schaufensterdekoration und nahm mir vor, abends meine Nachforschungen in Tante Julianes Papieren fortzusetzen. Viel gab es im Laden nicht mehr zu tun, nur ein paar eben noch gelieferte Spieldosen mussten ausgepackt und eingeräumt werden. Es waren gut gemachte Nachbauten der historischen Musikmaschinen, und als ich eine aufzog, ertönte ein fröhlich geklimpertes Weihnachtslied.
Während die Walze ablief, klopfte es an der Ladentür.Ich hatte die neuen Vorhänge vor Schaufenster und Glastür zugezogen und linste vorsichtig durch einen Spalt. Verena Hammerschmitt wollte ich im Augenblick nicht schon wieder ertragen müssen, aber derjenige, der vor der Tür stand, entlockte mir auch kein Lächeln, sondern ein flaues Gefühl im Magen.
Simon Asmussen, in Begleitung einer älteren Dame.
Na gut, ihm musste ich wohl oder übel öffnen.
»Guten Tag, Frau Valenti. Das ist ja erfreulich, dass man Sie hier antrifft.« Seine Begrüßung war äußerst kühl und ungehalten. »Ich hatte Ihren Anruf erwartet.«
»Tut mir leid, Herr Asmussen. Es hat hier ein paar häusliche Zwischenfälle gegeben.«
»Bei denen hoffentlich die besagten Exponate keinen Schaden genommen haben.«
»Simon, bitte! Es wäre sehr freundlich, wenn du mir die junge Dame vorstellen würdest.«
»Natürlich, Großmutter. Die Ladenbesitzerin Ginger Valenti. Sie ist diejenige, die deine Glückskatze in ihrem Besitz hält.«
»Was noch zu beweisen ist, mein Junge. Frau Valenti, ich bin Regina Asmussen. Und ich denke, wir werden das Missverständnis, das meinen Enkel so verdrießt, sicher bald aufklären.«
»Ich will Ihnen gerne behilflich sein, aber ich bin mit der Durchsicht der Unterlagen noch nicht viel weitergekommen.«
»An Ihrer Stelle würde ich die Prioritäten etwas anders setzten. Statt mit den Artikeln in Ihrem Laden zu spielen, sollten Sie sich Ihrem ernsten Problem widmen«, erklärte Asmussen barsch.
Ich wurde allmählich wütend.
»Herr Asmussen, ich spiele nicht in meinem Laden, und was meine Prioritäten anbelangt, so habe ich durchaus ein Gefühl dafür. Ich trage nicht nur für Ihre angeblichen Wertgegenstände Verantwortung.«
»Meine Liebe, regen Sie sich nicht auf! Simon hat eine dumme, gefühlsmäßige Bindung an die Katzenfigur und eine noch dümmere an mich. Daher reagiert er ein wenig heftig. Wäre es nicht das Einfachste, Sie würden uns die Figur einfach zeigen? Wenn es meine sein sollte, werde ich sie auf Anhieb erkennen.«
»Natürlich. Darf ich Sie nach oben bitten. Ich habe die Exponate in meine Wohnung gebracht.«
Meine Besucher erklärten sich bereit, mir zu folgen, und als wir ins Wohnzimmer traten, huschte Plunder nach nebenan. Peluche blieb in ihrem Korb liegen, funkelte die Eindringlinge jedoch schon wieder neugierig an.
»Was für eine elegante Erscheinung, Frau Valenti. Wenn meine Hüfte ein wenig geschmeidiger wäre, würde ich den gehörigen Kniefall vor ihr machen.«
»Madame wird Peluche genannt und hört hin und wieder sogar auf diesen Namen. Ich habe den trüben Verdacht, dass sie den Kniefall einfordern würde, ginge es ihrbesser. Sie entstammt einem edlen Geschlecht und ist eine Große unter den Katzen.«
»Das erkennt man auf den ersten Blick. Aber warum geht es ihr schlecht?«
»Gestern hat jemand versucht, sie zu vergiften. Die Rettungsaktion hat mich leider von meinen Nachforschungen abgehalten.«
»Verständlich, sehr verständlich. Mit Vergiftungen ist nicht zu spaßen. Was hat sie gefressen?«
»Irgendwelche Nahrungsmittel, die jemand nach draußen gestellt hat.«
»Oder Giftköder?«
»Keine Ahnung, Frau Asmussen. Ich hole Ihnen jetzt die Porzellankatze. Nehmen Sie doch bitte Platz!«
Die rosageblümte Katze lag auf dem Samttuch, in das ich sie eingehüllt hatte, und blinzelte mich schelmisch an. Die alte Dame zog eine Brille aus der Handtasche, setzte sie auf und nahm die Figur vorsichtig in die Hand. Ein paarmal drehte sie die Porzellankatze herum und untersuchte bestimmte Stellen, dann legte sie sie wieder zurück.
»Es ist die Katze, die aus meinem Haus verschwunden ist. Mein Mann brachte sie vor gut fünfzig Jahren von einer Asienreise mit. Sie hat eine Signatur und wurde von hiesigen Spezialisten für echt erklärt. Ihre Herstellung wird auf Anfang des 18. Jahrhunderts datiert, was auch mit der Schaffensperiode des signierenden Künstlers übereinstimmt.«
Niedergeschlagen lauschte ich dem Urteil.
»Wenn ich nur wüsste …«, setzte ich an, aber Frau Asmussen, die ihrem
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