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Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Titel: Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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eigentlich keine richtige Stimme?«
    »Weil damals, als der Hund mir den Schwanz abgebissen hat, da habe ich sie verloren. Musste so schreien, weißt du.«
    »Bastet!«
    »Ist doch nicht so schlimm, aber beim Schnurren, jetzt, hätte ich sie gerne wieder.«
    »Mhm.«
    Peluche betrachtete ihre zusammengesunkene Dienerin und dann Plunder, der sich ihr auf leisen Pfoten näherte. Sie fasste einen Entschluss, einen tiefgreifenden, die Welt bewegenden Entschluss.
    »Was muss ich machen, Plunder?«
    Erfreut sah der fusselige kleine Kater auf.
    »Ist ganz einfach. Du sammelst deine Kräfte. Aber nicht die am Rücken, die groß und stark machen, sondern die andern, die heil machen. Die sitzen da, wo unter deiner linken Vorderpfote in der Brust der Klopfer ist. Dann wird das ganz warm, und das Warme leitest du durch deine Kehle und durch deine Augen.«
    »Gut, ich versuche es.«
    Peluche schlich sich an Ginger heran, schloss kurz die Lider und sammelte das, was sie glaubte sammeln zu müssen. Und wie seltsam! Eine Flut von Frieden und Trost stieg auf, Fürsorglichkeit und Sanftheit machten sich in ihr breit. Als sie die Augen öffnete, gesellte sich das Schnurren dazu. Nachdrücklich setzte sie eine Pfote auf das Menschenknie.
    Ginger seufzte unglücklich.
    Peluche setzte die nächste Pfote auf ihr Bein. Das Gesicht ihrer treuen Dienerin wirkte unglücklich und gequält.Das durfte nicht so bleiben, Trauer und Qual musste man ihr wegputzen!
    Sie kletterte höher, reckte den Hals und berührte mit der Zunge die Augenbraue, die wie eine rote Raupe auf der Stirn lag. Dann begann sie sorgfältig und unter anhaltendem Geschnurre das Menschengesicht zu putzen. Plunder hingegen war auf Gingers Schoß gekrochen und hatte sich unter ihren Händen zusammengerollt, damit sie sich an ihm festhalten konnte.
     
    Aus den Tiefen meines Unglücks heraus bemerkte ich, dass jemand über meine Augenbrauen schrappte. Gleichzeitig wickelten sich ein paar samtige Pfoten um meine linke Hand.
    Und ein lautes Schnurren umhüllte mich förmlich.
    Das war nicht Plunder, denn der konnte nicht schnurren, der arme Kerl. Ich öffnete die Augen und hob den Kopf. Das Schrappen hörte auf, und ich blickte in zwei klargrüne Augen, die mir aus einem königlichen, roten Gesicht entgegenleuchteten. Nicht arrogant und abschätzig, sondern – und hier begann das Wunder – voller Zärtlichkeit und tiefer, inniger Mütterlichkeit.
    »Peluche?«, krächzte ich heiser.
    »Rrrrmmm.«
    Sie schmiegte sich an mich, und ich stützte sie mit meiner freien Rechten. Ihre Pfoten legte sie mir um den Hals und rieb ihren Kopf an meinem Kinn.
    Die schwarze Wolke der Verzweiflung lichtete sich, die harten Knoten aus Unglück und Mutlosigkeit lösten sich auf, das Gefühl von Resignation und Elend verflüchtigte sich.
    »Ich habe euch beide, Peluche und Plunder. Ich habe euch so lieb, ihr wundervollen Katzen. Ohne euch wäre alles noch viel, viel schlimmer gekommen«, murmelte ich in das rote Fell der sanften Königin.
    »Rrrrmmm!«
    Sie reckte mir ihre hübsche bräunliche Nase entgegen und berührte meine. Ein Katzenküsschen, der größte Beweis der Zuneigung. Mir rollten die Tränen über die Wangen, und auch die wurden sorgfältig weggeleckt.
    Leise Schritte näherten sich von hinten, dann flüsterte Simon: »Was für eine trauliche Idylle!«
    Wupps – Peluche und Plunder waren fort. »Oh, das tut mir leid, jetzt habe ich sie vertrieben.«
    »Es ist nicht schlimm. Sie haben ihre Mission erfüllt.« Auch ich stand langsam auf. »Ich hatte einen Anfall von vollständiger Verzagtheit. Das ist jetzt vorüber. Ich werde eben nicht morgen, sondern erst Montag den Laden eröffnen. Übers Wochenende wird mir schon noch etwas einfallen, wie ich das Schaufenster einladend dekorieren kann.«
    »Jetzt bringe ich dich erst mal nach oben, Ginger, und morgen früh sehen wir weiter. Du wolltest ja erst um elf aufmachen, nicht wahr? Bis dahin kann noch viel getan werden.«
    Simon stützte mich, als wir die Treppe hinaufstiegen,und es störte mich nicht besonders, dass er dazu seinen Arm um meine Hüften legte.
    »Ich koche mir am besten einen süßen Tee, dann kann ich besser schlafen. Willst du auch einen?«
    »Nein, aber wenn ich hierbleiben soll …«
    Verführerisch, der Gedanke.
    »Ich könnte auf diesem grünen Ungetüm übernachten.«
    Seltsam, der Schmetterling in meinem Bauch hatte Panik, dabei hatte er einen Faustschlag in den Magen, eine zerstörte Schaufensterdekoration und alle

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