Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum
vor allem, wenn es zu voll oder zu laut wurde. Doch jeder meiner Kunden fragte nach ihnen, denn sie waren so etwas wie das Markenzeichen meines Geschäfts geworden.
Manchmal, wenn ich mich abends erschöpft auf meinem Sofa zusammenrollte, überkam mich eine leise Sehnsucht. Hier in dieser Wohnung hatte ich als junges Mädchen oft mit Tante Juliane in der Adventszeit zusammengesessen. In dem vorweihnachtlichen Geschäftstrubel hatte ich ihr immer geholfen, und genauso müde und ausgelaugt, wie ich jetzt war, fühlten waren wir uns auch. Sie hatte Kekse gebacken, nicht besonders künstlerisch gestaltete Sterne und Tannenbäume, aber immer verschwenderisch mit Schokoguss und Mandeln garniert. Wir hatten Kerzen angezündet und manchmal leise Weihnachtslieder vor uns hin gesummt. Sie fehlte mir – und dennoch war ich ihr dankbar, dass sie mir »ihren Plunder« anvertraut hatte.
Und natürlich freute ich mich, dass mein Unternehmen ein derartiger Erfolg war, aber ich hatte noch nicht einmal Zeit, mich um mein eigenes Weihnachtsfest zu kümmern. Das fiel mir erst am zweiundzwanzigsten Dezember auf, als ich morgens eine stabile Holzkiste geliefert bekam, die ich nicht erwartet hatte.
Ich ließ sie auf die Theke stellen und stemmte neugierig den Deckel auf. Blasenfolie quoll mir entgegen, also musste der Inhalt etwas Zerbrechliches sein. Aber zuoberst lag ein weißer Umschlag. Das Schreiben darin lautete:
Liebe Ginger,
anbei eine Warenprobe zur Begutachtung. Meine Großmutter
und ich haben mit unserem Designer und der Fertigung lange herumgetüftelt, und das ist dabei herausgekommen – handbemalte Unikate, die hoffentlich nahe an das Original herankommen.
Es wäre mir eine große Freude, wenn sie ein kuscheliges Plätzchen unter all dem Plüsch und Plunder bei Dir finden würden.
Und dann möchte ich Dir noch die herzliche Einladung meiner Großmutter übermitteln, die hofft, dass Du Zeit findest, am Heiligen Abend mit uns zu essen. Sie sagt, es gebe auch Bratwurst zum Mitnehmen!
Der verschlafene Schmetterling ging ab wie eine Rakete!
Ich hatte Mühe, das Verpackungsmaterial vorsichtig zu entfernen, und als ich die zwei Figuren aus ihrem weichen Bett herausgehoben und auf die Theke gestellt hatte, entfuhr mir ein seliges Seufzen.
Zwei rosageblümte Glückskatzen lächelten mich schelmisch an.
Da Peluche und Plunder eben ihre Freizeit genossen, legte ich sie versuchsweise auf das grüne Sofa.
Es wirkte phantastisch.
Ich hätte sie zwanzig Mal an diesem Morgen verkaufen können.
Aber ich verwies die enttäuschten Interessenten auf das nächste Jahr, denn diese beiden Glückskatzen würde ich ganz alleine für mich behalten.
Der Vierundzwanzigste fiel glücklicherweise auf einen Sonntag, so dass ich ausgeruht zu meiner Einladung aufbrechen konnte. Als ich unten im Flur stand, staunte ich über das wackelnde weiße Hinterteil, das aus der Katzenklappe ragte.
»Plunder, du bist aber mutig«, sagte ich und strich sanft darüber. Der Kater bewegte sich rückwärts und schaute mich blauäugig an. »Natürlich darfst du raus. Aber geh nicht so weit weg, mein Süßer. Ich komme bestimmt vor Mitternacht wieder.«
Ein leises, krächzendes Maunzen war seine Antwort, dann ließ er ein paar weiße Abschiedshaare auf meinen schwarzen Hosen zurück und lief wieder nach oben. Peluche traf ich auf meinem Autodach sitzend, von wo aus sie mir gnädig ein Abschiedsküsschen gab und dann Richtung Hintertür verschwand.
Glücklich machte ich mich auf den Weg zu meiner weihnachtlichen Verabredung im Hause Asmussen.
23. Katzenwunsch
»Sie ist glücklich«, murmelte Plunder, und Peluche ließ ihren Schwanz zustimmend zucken, während sie den Sternenhimmel begutachtete.
Plunder hüpfte zu ihr auf die Fensterbank und folgte ihrem Blick.
»Was siehst du?«
»Nicht genug. Man müsste rausgehen.«
»Wozu?«
»Um die ›Große Katze‹ richtig zu erkennen.«
»Was ist das, die ›Große Katze‹?«
»Ein Bild aus Sternen. In einer Nacht wie heute kann man ihr einen Wunsch senden.«
»Ach, das kann man?«
Peluche wandte sich an ihren flauschigen Freund und sah ihn gutmütig an. »Das Wissen der Weisen, Plunder, erwirbt man sich durch viele Existenzen.«
»Ja, und du bist eine weise Königin. Ich weiß, Majestät. Und ich bin so froh, dass du hier bist.«
»Komisch, ich bin eigentlich auch ganz froh, dass wir zusammen sind. Königlich zu sein bedeutet oft, auch einsam zu sein. Komm mit nach draußen,
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