Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum
auch.«
»Sonst noch Wünsche?«
»Schlaf gut!«
»Mpf.«
»Schmecken gut, was?«
»Mpf.«
Kauend legte Kris auf und nahm sich noch ein Vanillekipferl. Dann prüfte er sein Bett. Unter der Decke schimmerten zwei grüne Augen im Lampenlicht auf.
»Hallo, Raufer!«
Wie blöd, dass er, den Mund voll süßer Kekse, hier stand und sich freute, dass der Kater zu ihm gekrabbelt kam und einen kurzen Begrüßungsmaunzer von sich gab.
In dieser Nacht war Kris dann auch zu müde, um dem Kater seinen Platz am Fußende streitig zu machen.
Ina kam am Morgen vor Anja zu ihm und fragte ein bisschen verlegen nach Nimoue.
»Es ist doch so, Kris, dass im Tierheim einige krank sind, und Anja wollte sie eigentlich zu mir bringen.«
»Aber …«
»Natürlich hätte ich sie aufgenommen, Kris. Nur weil ich krank bin, ist das kein Grund, einer Katze nicht für ein paar Tage Obdach zu gewähren. Aber dann haben sich Raufer und Nimoue so gut verstanden, dass wir sie hier oben gelassen haben – zumal Sie ja nicht da waren, und der Kater sich ein bisschen einsam gefühlt hat.«
»Hat er das?«
»Sicher. Auch Katzen vermissen Gesellschaft. Und Raufer scheint sich schon sehr an Sie gewöhnt zu haben.«
»So sehr, dass er mir mein Bett streitig macht«, grummelte Kris, und Ina lächelte ihn strahlend an.
»Na also. Und schmecken Ihnen die Kekse?«
»Sie haben sich mit Anja verbündet!«
»Ja. Ein Mann wie Sie braucht ein wenig weibliche Aufmerksamkeit. Und nun darf ich bitte Nimoue besuchen.«
»Sie hat es sich auf meinem Schreibtisch gemütlich gemacht. Wahrscheinlich untersucht sie gerade die Dateien auf meiner Festplatte.«
»Sie ist ein liebes Geschöpfchen, nicht wahr?«
»Aufdringlich wie alle Weiber.« Kris’ Lächeln strafte seine Worte Lügen.
Nimoue hüpfte vom Tisch, als sie Ina sah, und strich ihr mit vielen Maunz- und Murrlauten um die Beine. Raufer kam dazu und sah sich das Verhalten der Kätzin irgendwie verlegen an. Dann machte er einen Schritt nach vorne und rieb einmal kurz seinen Kopf an Kris’ Jeans.
»Versuchst du dich einzuschleimen, Kumpel?«
»Mau!«
»Dachte ich mir das doch. Also gut, dann darf deine Freundin bei dir bleiben.«
Das war jedoch nicht Nimoues Begehr. Sie blieb an Inas Fersen kleben und wollte sie unbedingt begleiten. Also blieben Kris und Raufer zunächst einmal alleine zurück.
In den nächsten Tagen brachte Ina Nimoue immer dann für ein paar Stunden nach oben, wenn Kris unten seinen Aufgaben im Studio nachging. Kris fiel auf, dass der Kater weniger mürrisch und weit zutraulicher geworden war, doch am Freitag wurde ihr neues Verhältnis zueinander auf eine harte Probe gestellt.
Der nächste Tierarztbesuch stand an.
Den Transportkorb begrüßte Raufer mit einem derben Fauchen. Und da er nun schon wieder einigermaßen bei Pfoten war, hatte Kris alle Mühe, ihn dort hineinzubugsieren.
Die kurze Fahrt erledigten sie mit Sirenengeheul. ImWartezimmer ließ sie eine entnervte Schildkrötenbesitzerin vor. Als Kris den Deckel anhob, verstummte Raufer.
»Eine gesunde Stimme hat er ja, der Held. Wie sieht es denn mit den Beinen aus?«, fragte Dr. Schöneberg.
»Er springt schon wieder – in mein Bett.«
»Gutes Zeichen. Na, komm her, Raufer. Anja hat mir erzählt, dass du dich ansonsten ganz manierlich benimmst.«
Die Untersuchung war schnell erledigt, die Vorderbeine wurden neu, diesmal noch leichter bandagiert.
»Es heilt gut, Herr Grimal, aber ich würde es gerne sehen, wenn er noch nicht nach draußen müsste«, erklärte der Tierarzt. »Vermutlich ist er da jetzt einigen Revierkämpfen ausgesetzt, und da ich vermute, dass Ihr Kater keiner Rauferei aus dem Weg geht, könnte das böse Folgen für ihn haben.«
»Ich habe mich ja schon damit abgefunden, dass er bis Weihnachten in der Wohnung bleiben muss. Aber ich könnte ihm erlauben, sich im Studio umzusehen«, erwiderte Kris.
»Gute Idee. Machen Sie ein wenig Reha-Training mit ihm, aber lassen Sie ihn noch nicht an die schweren Gewichte.«
»Ein bisschen Bankdrücken wird ihm nicht schaden, allerdings weiß nicht, wie meine Kunden darauf reagieren.«
»Probieren Sie es aus. Und übrigens – sind Sie eigentlich mit Dr. Torwald Grimal verwandt?«, fragte der Doktor.
Kris’ Miene wurde steinern.
»Ja.«
»Ich hatte letzthin ein paar Mal mit ihm zu tun. Er hat mich in einigen Rechtsfällen unterstützt, als mir vor einiger Zeit die Missstände in einem Zirkus aufgefallen sind. Seither hat er mich immer sehr gut
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