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Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Titel: Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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beraten. Wenn Sie ihn sehen, richten Sie ihm doch bitte meine Grüße aus.«
    »Ich sehe ihn nicht.«
    »Nicht?« Dr. Schöneberg legte den Kopf schief und musterte Kris über seine randlose Brille. »Sie sehen ihm ziemlich ähnlich, Herr Grimal. Ein naher Verwandter?«
    »Mein Vater.«
    »Sehr ähnlich. Ich fand ihn sympathisch.«
    Kris hob Raufer hoch, der sich heftig zu wehren begann, als er merkte, dass er wieder in den Korb gestopft werden sollte.
    »Ruhig, mein Freund. Ist doch nur eine kurze Fahrt.«
    Raufer fauchte, machte sich starr, spreizte alle vier Beine ab und peitschte mit dem Schwanz.
    »Stell dich nicht so an, Kleiner.«
    Der Kater zappelte und brummte.
    »Könnten Sie ihn eben mal k. o. schlagen, Dr. Schöneberg?«
    »Das ist Ihr Metier, nicht meines. Aber setzen Sie ihn auf den Tisch. So, ja, Raufer, du bleibst oben.« Mit einem schnellen Griff hatte der Arzt Raufer gepackt, in den Transportkorb gesetzt und den Deckel geschlossen. »Tieremerken sehr genau, in welcher Stimmung sich ihr Mensch befindet. Sie haben sich über Ihren Vater geärgert.«
    »Umgekehrt wird ein Schuh draus. Aber das ist nicht Ihre Angelegenheit.«
    »Natürlich nicht. Kommen Sie mit dem Kater in der Woche vor Weihnachten noch mal zur Kontrolle.«
    »Wenn er es erlaubt.«
    Dr. Schöneberg lachte. »Wenn nicht, lassen Sie sich von meiner Tochter helfen.«
    Den ganzen Tag und vor allem die ganze Nacht schmollte Raufer, was dazu führte, dass Kris aufwachte und sich dämlich alleingelassen fühlte. Erst als Nimoue am nächsten Morgen zu Besuch kam, taute Raufer wieder auf, ja er nahm sogar gnädig ein Stück gekochten Schinken aus seiner Hand entgegen.
    14. Weihnachts-Fitness
     
    Raufer war erfreut. Kris hatte ihm die Tür aufgehalten. Das war neu. Die hatte er bisher immer eifersüchtig bewacht. Aber jetzt durfte er endlich die Wohnung verlassen. Etwas mühsam kletterte er die Stufen nach unten, schnüffelte hier, schnüffelte da. Eine Erweiterung seines Reviers musste man vorsichtig angehen, wer wusste schon, was hinter der nächsten Ecke auf einen lauert.
    Oder hinter der nächsten Tür.
    Hinter dieser Tür lauerte Ina samt Wald- und Gewürzgeruch. Sehr gründlich schnupperte Raufer die Ritzen ab. Ja, Nimoue war auch dahinter.
    »Möchtest du Ina und Nimoue besuchen, Raufer?«
    Der Kater sah zu Kris auf und maunzte leise Zustimmung. Der Mann schien recht lernfähig zu sein, wenn man mal von solchen Gemeinheiten absah wie Fahrten zum Tierarzt. Er klopfte, und Ina machte ihm auf.
    »Herrenbesuch für Sie.«
    »Oh, fein. Möchtest du eintreten, Raufer?«
    Vorsichtig setzte er seine Pfoten in das fremde Gebiet. Der Geruch nach Grünzeug und Harz wurde intensiver. Und Nimoue kam ihm entgegen.
    »Du erziehst ihn gut«, sagte die Ehrwürdigste, nachdem sie ihm zur Begrüßung die Nase entgegengestreckt hatte.
    »Es geht so. Gestern hat er mich in den ollen Korb gesteckt. Und ins Auto. Ich hasse das, so eingesperrt zu sein.«
    »Natürlich. Aber er meint es nicht böse.«
    »Die haben das schon mal mit mir gemacht. Als ich noch jung war. Seither …« Verlegen putzte sich Raufer den Schwanz.
    »Tja, das machen sie mit uns. Ich hätte auch gerne Junge gehabt. Aber es ist das kleinere Übel. Es ist auch schlimm, die eigenen Kinder verhungern oder unter die Räder kommen zu sehen. Na, schau dich hier mal um.«
    Ina hatte drei Körbe aufgestellt, in jedem Zimmereinen. In jedem lag eine flauschige Decke, Bällchen und Plüschmäuse luden zum Spielen ein. In der Küche standen zwei wohlgefüllte Näpfe mit Feuchtfutter und Knabberkram, und natürlich wartete eine Schale Sahne darauf, ausgeschleckt zu werden.
    »Sie hat vielen Katzen Gastfreundschaft gewährt«, erklärte Nimoue. »Sie weiß, was wir mögen.«
    »Aber jetzt will sie keine mehr, hat Kris Anja erzählt.«
    »Sagt sie. Aber was ein Mensch sagt, ist nicht immer das, was er will. Ina braucht eine Katze. Sie braucht mich so dringend wie Luft zum Atmen.«
    »Aber warum sagt sie dann, sie will dich nicht?«
    »
Das
hat sie nie gesagt. Eine neue Lektion, Raufer. Hör gut zu!«
    Nimoue machte es sich auf dem Sofa gemütlich, einem blumengemusterten Möbel mit geschwungener Lehne, das Raufer mit einem gewissen Unbehagen betrachtete. Es wirkte wie ein großes blumiges Tier auf komischen Krallepfoten.
    »Komm hoch, es lebt nicht mehr.«
    »Sicher?«
    »Sicher. Es ist ausgestopft.«
    Der Sprung gelang ihm, und in höflichem Abstand setzte Raufer sich neben seine Lehrerin.
    »Menschen

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