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Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Titel: Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Löcher in die Seele.«
    Raufer seufzte.
    »Zu schwierig, deine Aufgabe?«
    »Nein, wahrscheinlich nicht. Aber früher – da war alles so schön einfach …«
    »Nein, das war es nicht.«
    Ina trat zu dem Sofa und sah zu ihnen hinunter.
    »Wollt ihr zwei weiterdösen oder mit mir nach unten kommen? Kris veranstaltet eine Nikolausfeier und hat uns eingeladen.«
    »Feier?« Nimoue spitzte die Ohren. »Feier ist gut. Raufer, wir gehen mit.«
    »Jawohl, Ehrwürdigste.«
    Glücklich war Raufer nicht mit dieser Entscheidung.An Kris, Ina und Anja hatte er sich zwar gewöhnt, aber so wie sich das anhörte, würden da ganz viele fremde Menschen zusammen sein.
    Andererseits – er war ein gestandener Kater. Und er konnte wieder einigermaßen vernünftig laufen.
     
    Dann aber zeigte sich, dass der Ausflug ein wahres Erlebnis wurde. Zunächst hielt Raufer sich abseits, machte sich so unsichtbar wie möglich und beobachtete, wie Nimoue, Schwanz freundlich nach oben gereckt, auf die Menschen zuging. Man bückte sich zu ihr und streichelte sie. Die Ehrwürdigste rieb ihren Kopf an Trainingshosen, Wollstrümpfen, Jeans und glatten Beinen. Von manchen Menschen aber hielt sie sich fern, und das waren jene, die auch ihr auswichen.
    Raufer rang mit sich, ob er es auch wagen sollte, sich unter die Gäste zu mischen. Es schien recht harmlos zu sein, die Leute plauderten, lachten, schienen gut gelaunt. Aber seine durch das Streunerleben erworbene Menschenscheu ließ ihn dann doch davor zurückschrecken. Stattdessen erkundete er das Studio, zunächst die Räume, in denen sich derzeit niemand aufhielt. Da standen sehr komische Möbel herum, unter Katzengesichtspunkten wirkten sie äußert ungemütlich. Viel Metall und glattes Plastik, keine kuscheligen Polster oder weichen Bezüge. Und es roch nach Putzmittel, was ihn dazu brachte, sich vorsichtig umzuschauen, ob nicht plötzlich die Schrecklichemit dem saugenden Ungeheuer aus einer Ecke sprang. Tat sie zum Glück nicht. Er fand auch einen Raum, der feucht roch und nach menschlichen Putzmitteln, und einen anderen, der doch recht streng nach Mensch dünstete. Die Quelle dieses Odeurs stöberte er auf, es war eine verschwitzte Socke, die sich schamhaft unter einer Bank verkrochen hatte. Mit gerümpfter Nase verließ er die Umkleide, um sich an einer großen Topfpflanze zu vergnügen. Die war zu seiner großen Freude mit allerlei Glitzerkram behängt wie die Zweige oben bei Kris, und eine Weile spielte er mit einem herabbaumelnden silbernen Engel.
    »Du kannst ruhig zu den Menschen gehen, Raufer«, meinte Nimoue, die ihn dabei beobachtet hatte. »Gewöhn dich ein bisschen daran.«
    »Muss ich?«
    »Nein, musst du nicht. Schau mal, da ist Anja.«
    Um Nimoue gegenüber nicht als Feigling dazustehen, überwand Raufer sich und marschierte auf die junge Frau zu.
    »Raufer!«, rief sie aus und ging in die Knie. »Das ist aber schön, dass du uns besuchst.« Dann erzählte sie allen Umstehenden, wie er zu Kris gekommen war. Man äußerte sich empört über die Schläger, die einigen bekannt waren, und Anja pries sofort den Weihnachtsbasar im Tierheim an, wo man nicht nur Inas schöne und vielbewunderte Gestecke erstehen konnte,sondern damit auch noch ihre Arbeit im Tierschutz unterstützen würde.
    Raufer ließ sich zwar nicht so bereitwillig streicheln wie Nimoue, aber er genoss die Aufmerksamkeit, die ihm zuteilwurde. Allerdings fielen ihm auch zwei Männer auf, die sich nicht an der allgemeinen Unterhaltung beteiligten, sondern über ihren Biergläsern vielsagende Blicke tauschten. Blicke, die nichts Gutes verhießen. Er war erleichtert, als sie kurz darauf unbemerkt verschwanden.
    Als Nimoue wieder bei ihm vorbeikam, berichtete er ihr von seiner Beobachtung.
    »Ja, die beiden sind keine Katzenfreunde. Und es sind Menschen mit hässlichen Gedanken. Von ihnen hält man sich besser fern. Geh lieber deinem Kris mal ein bisschen um die Beine und hör ihm zu.«
    »Muss ich?«
    »Musst du nicht. Er erzählt gerade von seinen Raufereien.«
    »Ehrwürdigste, du hast eine schreckliche Art, einen herumzukommandieren.«
    »Ja, nicht?«
    Also trottete Raufer zu Kris und lauschte, wie der einer andächtig lauschenden Gruppe Jungen von Filmaufnahmen berichtete, bei denen er von Dächer gesprungen, aus fahrenden Autos gefallen, durch Feuerwände gelaufen und von Pferden gefallen war. Viel verstand Raufer nicht von der Bedeutung dieser Taten, doch die Reaktionen derZuhörer gaben ihm deutlich das Gefühl, dass

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