Zwei Krankenschwestern auf dem Jacobsweg oder im Oktober gibt es keine Nachtpilger (German Edition)
bin, kommt sie gerade noch rechtzeitig und wir können gemeinsam unsere FanPost anschauen. Wir freuen uns über jedes Lebenszeichen und das große Interesse aus der Heimat.
Wir haben heute die wunderbare Möglichkeit direkt in der Herberge unser Pilgermenü zu bekommen. Es ist auch hier in Galicien sehr lecker und die Gangfolge ist auch unverändert.
An dieser Stelle, an alle denen das Wort „Pilgermenü“ zu oft erscheint, ja es musste jeden Tag sein, weil wir Hunger haben, zugenommen haben wir nicht, abgenommen vermutlich auch nicht. Karola sagt: "Wir brauchen Kraft!"
Zum Abendbrot sitzen 5 junge Männer mit am Tisch. Zunächst sind sie etwas scheu, aber schließlich fragt doch einer von ihnen, woher wir kommen. Wir antworten, geben die Frage sogleich zurück und erfahren, die jungen Radfahrer sind aus Spanien (Bilbao und Pamplona). Der Fragesteller erwähnt, dass er schon mal Urlaub in Potsdam gemacht hat. Wir haben festgestellt, dass alle denen wir von unserer Heimatnähe zu Berlin berichtet haben, ganz begeistert von unserer Hauptstadt sind. Das macht uns schon etwas stolz. Wir tauschen die üblichen Fakten über die Pilgerei aus und ich weise noch darauf hin, dass die Radfahrer sich endlich Klingeln auf dem Jacobsweg zulegen sollten. Darüber müssen sie aber herzlich lachen. Wir verabschieden uns in aller Freundschaft mit einem Buen Camino. Im Zimmer stellen wir fest, dass das Licht mit einer Zeitschaltuhr verbunden ist. Nach 5 Minuten ist Sense. In der Toilette ist es ähnlich, nur die Dusche gibt 10 Minuten her. Wer sich darüber hinaus säubert, steht dumm da.
Karola bekommt heute wieder eine Geschichte von Janos Kertesz vorgelesen. Das muss heute mit Stirnlampe erfolgen, da das Licht nervt. Der Text handelt von der Strecke Sarria nach Portemarin, die wir morgen beschreiten wollen. Karola bedankt sich für die Minivorlesung und schläft sofort ein. Ich versuche noch zu schreiben, aber kein vernünftiger Gedanke kommt zu Stande. Ich gebe auf und schlafe auch bald ein.
18. Oktober, Dienstag, Sarria - Portomarin , Sonne 25 ºC, 22.5 km
18.Okt., Sarria, Weiter mit neuen Kräften
Heute geht es wieder los. Start ist in Sarria. Wir machen uns an die letzten 100 km. Es sind aber eigentlich 123 Kilometer. 5 km kommen zum Weg dazu, wie die Regierung zugegeben hat. Ständiges Verlegen der Wegstrecke in den vergangenen Jahren hat dazu geführt, dass die Kilometerzahl sich nach oben verschoben hat. Zum100-KilometerStein müssen wir auch erst mal eine 17 km-Strecke zurücklegen. Also eine Tagesetappe mehr als geplant.
Am Beginn des Tages stellt sich uns die Frage: Wird alles so gut gehen, wie auf der Strecke von St. Jean Pied de Port nach Burgos? Wir sind zuversichtlich.
2009 beginnt für Juliane, Martin und mich an selber Stelle ebenfalls der zweite Teil unserer Reise. Es werden natürlich sehr viele Erinnerungen von damals wach. Nach Sarria kommen wir an einen Dienstag, dem 11. August 2009, genau wie heute über Leon und Lugo nach Sarria. Es ist große Hitze, wie auf unserer gesamten Reise.
Heute, am 18. Oktober 2011, es ist auch ein Dienstag, werde ich um 4.40 Uhr durch das Piepen meines Handys geweckt. Ich habe gestern nicht beachtet, dass die Batterie leer ist. Ich benutze mein Handy am Tag als Diktiergerät und dann muss ich es natürlich öfter aufladen. Das tue ich nun mitten in der Nacht. Ich suche mir eine freie Steckdose und gehe gleich weiter zur Toilette. Nun bin ich hellwach und an Einschlafen ist nicht mehr zu denken. Die Stirnlampe von gestern Abend, noch in greifbarer Nähe, setze ich mir auf den Kopf und versuche den gestrigen Tag auf Papier zu bringen. Im Nachbarzimmer wird geschnarcht bis ein Wecker die Nachbarn zum Aufstehen mahnt. Nun wird die Geräuschkulisse vielfältiger. 7.00 Uhr wecke ich Karola und wir machen es wie immer, Gang ins Bad, Rucksack einpacken, Füße versorgen, Schuhe schnüren, Kaffee aus dem Automaten ziehen und noch eine kurze Zeit gemütlich auf dem Platz verweilen.
Nun geht es wieder los. Wir sind die Letzten, die das Haus verlassen. Wir ziehen uns warm an, denn draußen ist es jetzt etwas kälter als im Osten Spaniens. Wir gehen in den bereits dämmernden Tag hinein. Viele Pilger ziehen mit uns durch die Straßen. Es sind mehr geworden. Nach links durch die Altstadt entfernen wir uns von unserer Herberge. Die Dämmerung gibt gerade so viel Licht, dass es für ein schönes Foto reicht. Dann geht es über eine Brücke direkt in die Natur. Wir folgen wie gewohnt den
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