Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwei Krankenschwestern auf dem Jakobsweg

Zwei Krankenschwestern auf dem Jakobsweg

Titel: Zwei Krankenschwestern auf dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Braun
Vom Netzwerk:
Tageszeitung widmet und seine
Landsleute sicher schon wieder vergessen hat. Er ist allerhand gewöhnt, hier
auf dem Camino. Als wir fertig sind, mit unserer Kaffeepause, spüren wir zwei,
wie gut uns die Unterbrechung tat. Ganz ruhig und relaxt geht es weiter. Der
Camino scheint jetzt auch etwas beruhigter.
Heute geht es Berg auf und ab. Der Weg führt uns durch die abwechslungsreiche
grüne Natur, dann wieder durch Dörfer die nah beieinander liegen. Die vielen
romantischen Hohlwege sind wunderbar, manchmal wie im Hexenwald. Wir laufen
über die mit großen Natursteinen belegten Wege und versuchen uns in die
Menschen im Mittelalter hinein zu denken. Für sie stellten die mystischen Wege
Gefahren da. Hier waren sie schutzlos Wegelagerern ausgesetzt. Zum Glück müssen
wir solche Gefahren heute nicht mehr fürchten und können den Weg in seiner
Schönheit genießen. Nach ungefähr 3 Stunden Fußmarsch sehen wir in einem
Hohlweg Arbeiter mit einem kleinen Kranwagen arbeiten. Sie scheinen Steine zu
bewegen und wir müssen sshen, wie wir am Besten an der Arbeitstruppe vorbei
kommen. Beim Näherkommen stelle ich mit Erstaunen fest, welch besonderen Stein
sie da beim Wickel haben. Gerade haben sie das wertvolle Teil, es ist der
100-Kilometer-Stein, an Ort und Stelle befestigt. Beinahe wären wir achtlos an
ihm vorbei gelaufen. Wir halten an und bitten einen der Männer ein Foto zu
machen. Ich versuch mich zu erinnern, aber an dieser Stelle stand der Stein vor
zwei Jahren garantiert nicht. Jetzt wurde der Stein richtig einzementiert und
wird hoffentlich auch dort bleiben.
Mittlerweile haben wir unseren Tagesrhythmus gefunden. Es läuft sich gut. Der
Weg ist mit Bars gepflastert und viele Schilder sollen uns hinein locken. Wir
werden uns einen „Very nice Place“ suchen, aber vorher werde ich Karola noch
meinen magischen Weg zeigen.
    18. Oktober, Dienstag, Sarria -
Portomarin, am 100km Stein
    Hier bin ich 2009 fast verzweifelt. Dieser besagte Weg wird
auch von Janos Kertesz in seinem Buch beschrieben. Folgendes ist dort zu lesen:
“Nach ein, zwei Kilometer folgt immer wieder eine kleine Ortschaft. Sie sind
durch uralte steinige Hohlwege miteinander verbunden, manchmal benutzt der Weg
ein Bachbett. Große Quadersteine ermöglichen es auf solchen Bachbetten zu
laufen ohne nasse Füße zu bekommen.“
    Wir Drei sind also wie alle anderen Pilger auf diesem Weg,
von Stein zu Stein, den Anstieg hoch gelaufen. Oben angekommen wollen wir ein
Foto von besagtem Weg machen. Ich fasse nach dem Apparat und da wo er gerade
noch war, ist überhaupt nichts. Mich überkommt Panik. Hektisch suche ich alle
Taschen ab. Nichts! Ratlos sehen wir uns an. Ich kann den Apparat nur unterhalb
des Weges verloren haben. Wir beschließen, dass die Kinder schon zum nächsten
Dorf laufen. Es ist nicht mehr weit und wir wollen heute dort bleiben. Sie
gehen also los und ich mache mich, auf den Steinen, wieder auf den Weg nach
unten. Die anderen Pilger, die mir entgegenkommen sind etwas irritiert. Ich
frage sie, ob sie meine Kamera gefunden haben, aber alle schütteln nur den Kopf
und verneinen. Unten angekommen suche ich den Boden ab. Meine Kamera bleibt
verschwunden. Ich muss mich wohl mit dem Verlust abfinden. Es ist eine
Katastrophe. Die ganzen Bilder sind damit verloren. Zur Sicherheit suche ich
noch mal meine Taschen ab. Was ist den das? In einem Winkel verborgen, ertaste
ich ein kleines Teil. Die Kamera! Ich hol das Ding aus meiner Tasche, bin über
mich selbst sehr verwundert, nenne mich im Stillen einen Idioten. Ganz gelöst
verstaue ich das wieder gefundene Stück und mache mich beschwingt an den
Aufstieg. Das geht jetzt schon viel besser. Sicher nehme ich jeden Stein und
bin im Nu wieder oben. Geschafft! Oben schaue ich mich erst mal um. Da entdecke
ich ein Werbeschild für eine Pension. Das ist kein schlechtes Angebot, was auf
dem Plakat zu lesen steht. Sogleich werde ich nach schauen, ob die Pension in
unsere Etappe passt. Dafür benötige ich den Pilgerführer. Er ist in meiner
Bauchtasche. Ich krame in ihr rum und was ich nicht finde, ist der Führer. Ich
werde verrückt! Eben muss er mir heraus gefallen sein. Als ich die Kamera auf
der Erde gesucht habe. Das ist ja wirklich wie verhext. Ich stehe oben auf dem
Berg und bin hin und her gerissen. Soll ich noch mal den Weg zurück laufen? Der
Führer ist wichtig, aber die Kinder machen sich sicher schon Sorgen, wo ich
bleibe. Am Liebsten würde ich den Rucksack abnehmen und wieder zurück

Weitere Kostenlose Bücher