Zwei Krankenschwestern auf dem Jakobsweg
laufen.
Das geht auch nicht. Ich kann den Rucksack nicht ohne Aufsicht hier stehen
lassen. Schweren Herzens mache ich mich noch einmal auf den Rückweg. Stein für
Stein geht es wieder runter. Ich hoffe und bange im Stillen, das ich das kleine
Buch wiederfinde. Unten ist nichts zu finden. Sollte ich das Buch etwa - wie
vorhin die Kamera - irgendwo stecken haben. Ich suche in meiner Not alle
Taschen ab, aber zweimal funktioniert das Spielchen nicht. Das Buch ist weg.
Ich tröste mich, der Verlust der Kamera wäre schlimmer gewesen. Es hilft alles
nichts, ich muss jetzt die Kinder finden. Ich erklimme ein drittes Mal den
Berg, es geht flott voran, Übung macht den Meister.
Der Weg ins Dorf ist nicht mehr weit und ich bin bald im Ort Ferreiros. Da
kommen auch schon die Kinder. Die Herberge haben sie schon gefunden und sie
sind bester Laune. Sie haben anscheinend bereits vergessen warum ich jetzt erst
komme. So frage ich hoffend, ob der Pilgerführer bei ihnen ist. „Ja, Klar!“
kommt prompt die Antwort von Juliane. Ich kann es nicht fassen, bin froh über
den Ausgang der merkwürdigen Angelegenheit. Ich berichte den Kindern über das
Geschehene und wir müssen jetzt doch lachen. Diese Situation mahnte uns zu mehr
Aufmerksamkeit. Aber letztendlich haben wir den Führer, damals - kurz vor dem
Ziel - doch noch versetzt.
Camino 2009, Bedeutsamer Weg
Das war vor zwei Jahren und nun laufe ich wieder den Weg
hinauf, erkenne ihn aber fast nicht wieder. Im vergangenen Jahr war das heilige
Jahr und die Spanier haben hier aufgeräumt. Die Quader wurden in Reihe und Glied
angeordnet. Kein Hüpfen mehr von Stein zu Stein, nein ein richtiger Weg auf dem
Weg ist hier entstanden. Ich bin enttäuscht, mein Weg wurde zerstört. Ich halte
Karola kurz an und erzähle ihr von meinem Weg. Sie fotografiert mich noch und
dann ziehen wir weiter. Unseren Rastplatz für die Mittagspause habe ich schon
geplant. Dort wo ich 2009 mit den Kindern übernachtet habe, gibt es ein
Eichenwäldchen. Dort werden wir uns ausruhen. Vor besagtem Dorf gabelt sich der
Weg, die eine Strecke führt durch das Dorf und die andere umgeht den größten
Teil der Ortschaft. Das kann Karola nicht wissen und als ich den unmarkierten
Weg einschlage, bleibt sie widerwillig stehen. Ich fordere sie auf mir zu
vertrauen und zu folgen, aber wenn die Füße schmerzen versucht jeder den
kürzesten Weg zu gehen. Also versichere ich ihr noch mal, dass mein
vorgeschlagener Weg der richtige und sogar kürzere Weg ist. Immer noch zögernd
folgt sie mir schließlich doch. Wir kommen zu dem angekündigten Eichenwäldchen
und Karola glaubt jetzt, dass meine Erinnerungen uns auf den rechten Weg
geführt haben. In dem sonnendurchfluteten Eichenwald pausieren wir für eine
Stunde und ziehen dann gestärkt weiter. Um 17.00 Uhr sehen wir endlich die
große Brücke, die uns über den Stausee Rio Mino führt. Es kann einem schwindlig
werden, wenn man nach unten sieht. Dort unten befand sich vor über 50 Jahren
noch ein Ort, der mit der Entstehung des Stausees verschwand. Die Kirche wurde
damals abgetragen und auf dem Berg, im neuen Ort, wieder original aufgebaut. Im
Ort müssen wir eine Weile nach unserer Unterkunft suchen. Da wir etwas spät
dran sind, gibt es leider kein Doppelzimmer mehr für uns und so müssen wir mit
einem Saal mit 20 Betten vorlieb nehmen. Es ist zum Glück nicht sehr voll.
Die Herberge ist sehr sauber und ordentlich und die Hospitalera ist sehr
freundlich. Sie weißt uns ein Doppelstockbett zu, was bedeutet das einer oben
schlafen muss. Da es aber noch sehr leer ist und sicher auch nicht mehr allzu
viele Pilger zu erwarten sind, betteln wir die gute Frau an, das wir 2 untere
Betten beziehen dürfen. Die nette Frau hat ein weiches Herz und niemand muss
sich ins obere Bett quälen. Ich sitze gerade auf einem Hocker und ziehe mir die
Schuhe aus, da kommt ein älterer Herr vom Nachbarbett und weißt mich an, dass
die Schuhe auf der Terrasse zu stehen haben. Der gute Mann ist Franzose und
sucht anscheinend Streit. Sein Ton gefällt mir überhaupt nicht. Auch wenn ich
weiß, dass er mich garantiert nicht versteht, blaffe ich in noch schärferen Ton
zurück, dass er mich zufrieden lassen soll und ich meine Schuhe schon noch an
ihren Platz stellen werde. So viel Gegenwehr hat er nicht erwartet und
beleidigt zieht er sich auf die Terrasse zurück. Hätte er die Schuh ja gleich
mitnehmen können. Ich folge ihm demonstrativ mit meinen Schuhen und stelle sie
an den dafür
Weitere Kostenlose Bücher