Zwei Krankenschwestern auf dem Jakobsweg
Mann zusammen. Gott sei Dank sind wir
endlich draußen. In dem Moment sagt mein siebenter Sinn „Gefahr!“ Ich fasse
blitzartig an meine Hosentasche. Mein Geld! Mein Geld ist weg! Mir wird übel.
Ich könnte hier auf der Stelle zusammenbrechen.
Das Portemonnaie mit dem frischen Geld und zu allem Unglück, auch meine
Geldkarte wurden mir soeben geklaut. Ich bin total perplex, ratlos. Die Kinder
erfassen die Situation und drohen ebenfalls der Hysterie zu verfallen. Ich muss
jetzt ganz schnell ruhig werden und nachdenken. Hilfe ist hier nicht zu
erwarten. Mit uns auf dem Bahnsteig ist eine asiatische Touristin ausgestiegen,
die augenblicklich zu schreien beginnt. Das kann nicht wahr sein. Sie wurde
auch ausgeraubt. Sie ist total hysterisch, bettelt die anderen Fahrgäste um
Hilfe an. Aber was sollen die tun. Dementsprechend reagieren sie. Sie lassen
die junge Frau achselzuckend stehen und gehen weiter. Sie tut mir so leid, dass
ich unser eigenes Unglück fast vergesse. Aber das soeben Gesehene macht mir um
so deutlicher, wie wenig Zweck alle Hilferufe hier haben. Jetzt müssen wir
schnell handeln und die Situation überdenken. Die Karte ist weg, also die
müssen wir sperren lassen. Wir rufen meinen Mann in Deutschland an und weinend
schildere ich ihm das Unglück. Er leitet alles Nötige ein. Wir sind eine Sorge
los. Nun überdenken wir unsere Finanzen. Zum Glück haben wir das Zimmer schon
bezahlt. Juliane hat in der Pension noch einige Euro und Martin hat seine
Karte, auf der etwa 300,- € sind, in der Pension. Damit kommen wir über die
Runden. Das Thema beherrscht jetzt natürlich die Situation. Wir brauchen lange
bis wir uns etwas beruhigt haben. Irgendwann beschließen wir uns die letzten
zwei Urlaubstage nicht kaputt machen zu lassen und am Abend gehen wir, immer
die Finanzen im Auge, doch noch schön essen. In der Pension fühlen wir uns
wohl, es gibt sogar einen Wachschutz. Fragen wir uns natürlich warum? Wir
schlafen hier jedenfalls gut. So gut, dass wir um 10.00 Uhr endlich
ausgeschlafen haben. Aber das war wohl nach den turbulenten Ereignissen einfach
nötig. Wir haben unseren Tagesplan schon im Kopf. Den botanischen Garten, er
liegt ganz in der Nähe, und das Museum für moderne Kunst, das sich gleich um
die Ecke befindet, wollen wir uns heute ansehen. Da müssen wir auch keine UBahn
fahren.
Botanische Gärten sind für uns immer ein Muss, wenn wir Urlaub machen. So haben
wir schon allerhand Vergleichsmöglichkeiten und sind vorher immer ganz
gespannt. Wir haben unser Frühstück mitgenommen und wollen uns dort
niederlassen. Vielleicht gibt es eine schöne Wiese oder dergleichen.
Weitgefehlt! Wir werden heute enttäuscht. Der Garten in Madrid ist top
gepflegt, aber so steril und geradlinig, da ist kein Platz für Gemütlichkeit.
Wir lassen uns auf einer Bank zum Frühstück nieder und beobachten die Gärtner,
wie sie wirtschaften. Dann gehen wir die schnurgeraden Wege ab und lesen die
botanischen Bezeichnungen. Wir wollen für unser Geld wenigstens wissen was hier
so wächst und gedeiht. Lange bleiben wir nicht. Auf unserer geistigen Liste für
botanische Gärten reiht sich Madrid nun an vorletzter Stelle ein. Obwohl, in
Rostock konnte man sich wenigstens auf einer wilden Blumenwiese ausruhen. Wir
laufen nun durch die Stadt, den Stadtplan immer im Visier. Heute ist die Stadt
nicht mehr beängstigend, wir können uns allmählich wieder mit ihr versöhnen.
Auf dem Plazo de Major trinken wir noch etwas und beobachten das bunte
Großstadtleben. Hierher wollen wir heute Abend noch mal kommen, um uns von
Madrid und Spanien zu verabschieden. Aber bis dahin ist noch etwas Zeit und wir
beschließen jetzt ist Kunst angesagt. Das ist nun gar nicht nach Martins
Geschmack und er geht zur Pension zurück. Wie in ganz Madrid, so auch hier am
Museum höchste Sicherheitsstufe. Überall Polizei und Sicherheitskräfte. Bevor
wir zu unserer Reise aufbrachen gab es den Bombenangriff auf eine
Polizeikaserne in Burgos. Der Jakobsweg führt dort direkt vorbei und wir haben
das betroffene Gebäude gesehen. Im Museum ebenfalls Sicherheitskräfte in allen
Räumen. Immerhin hängen in diesem Museum Werke von Dali, Picasso, Paul Klee
oder Kandinski. Das ist natürlich spannend solche Werke im Original
anzuschauen. Da wir im Museum für moderne Kunst sind, ist es nur normal, dass
wir die Rumpelkammer, durch die wir unter anderem kommen, nicht als Kunstwerk
erkennen. Fehlt mir dann wohl doch das große Kunstverständnis.
Nach zwei
Weitere Kostenlose Bücher