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Zwei Mädels. Ein Weg. Ein Zelt.

Zwei Mädels. Ein Weg. Ein Zelt.

Titel: Zwei Mädels. Ein Weg. Ein Zelt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mady Host
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Erlebnis! Absolut erfüllend!
    Als ich wieder ansprechbar bin und mein Sommerschuhwerk übergestreift habe, laufen wir zu einem Supermarkt und kaufen unser Abendessen. Ich schicke Conny los, denn ich halte es für verantwortungslos jetzt noch Lebensmittel anzufassen. Für die Nahrungsversorgung gesorgt, ziehen wir Richtung Ortsausgang, um eine geeignete Campingstelle zu finden. Die Suche wird durch vier spanische, junge Radfahrer, die hemmungslos an uns herumbaggern, aufgehalten. Sie schlagen vor, die Nacht doch mit uns gemeinsam in unserem geräumigen Zweipersonenzelt verbringen zu können. Der Versuchung mit den hübschen, knackigen aber auch sehr verschwitzten Jungs zu kuscheln, halten wir stand und lehnen dankend ab und warten bis sie nicht mehr in Sichtweite sind. Dann kraxeln wir auf eine Anhöhe und schlagen unser Zelt auf einer Lichtung mitten im Wald auf. Die Abendgestaltung verläuft nach ihrem festen Muster, indem wir zuallererst unsere Wanderschuhe loswerden und halbbetäubt sind von den strengen Gerüchen.
    Conny widmet sich der Versorgung, ihrer mittlerweile dritten Blase und wir verschlingen unser Baguette. Letzteres verläuft zumindest für Cornelia heute nicht erfolgreich. Nachdem sie einige Bissen gegessen hat, bemerkt sie, dass sie sich ganz komisch fühlt und unter einem kribbelig flauen Gefühl in der Magengegend leidet. Auf einmal steigen ihr Tränen in die Augen und sie weint. Einfach so. Total plötzlich und ohne Grund. Sie ist selbst total überrascht und wundert sich darüber, was der Camino mit ihr macht. Nach einigen Minuten sind die starken Emotionen vorüber und ihr Gemütszustand pegelt sich so langsam wieder auf das gewohnte Gute-Laune-Level ein. Dennoch hat sie keinen Appetit mehr und ich schnappe mir gierig den Rest ihres Brotes und bemerke, dass ja irgendwie alles eine gute Seite hat.

07. Pilgertag
    ETAPPENZIEL: SANTO DOMINGO DE LA CALZADA

    Am folgenden Tag, dem 2. September, geht es gegen 9:00 Uhr Richtung Santo Domingo de la Calzada. Heute Morgen werden wir gleich zur Begrüßung von einer Horde Rentner überrollt, die sich gerade von ihrem Bus mitten in der Landschaft haben absetzen lassen. Sie marschieren mit ihren Minirucksäcken und den kleinen 0,5 Liter Wasserflaschen beherzt los und wirken wie die ganz großen Pilger. Nichts gegen ältere Herrschaften! Ich finde es klasse, wenn Menschen aktiv sind, egal in welchem Alter. Aber diese Truppe hier ruft uns beim Überholen nicht nur den klassischen Pilgergruß „Buen camino!“ — was soviel wie „guter Weg!“ bedeutet — zu, sondern strapaziert gleich am Morgen Cornelias Toleranzgrenze. So bleibt ein älterer Herr kurz stehen und animiert uns mit einem bestimmendem „Hopp, hopp“ und einem schwungvollen Händeklatschen zum Weitergehen. Cornelia verzieht die Mundwinkel und guckt den Typen mit einem schiefen, unechten Grinsen an und nickt lahm. „Das gibt’s doch nicht! Der ist gerade ohne Gepäck aus seinem Bus ausgestiegen und erwartet von uns, die zwölf Kilogramm durchs Land schleppen, eine Marathonleistung. Pah!“ Ich lache sie an und tröste sie mit den Worten: „Dieser Touri fährt ja auch Bus!“. Im nächsten Ort angekommen, entern wir einen schnuckeligen, engen Lebensmittelladen und bekommen von einer freundlichen Omi eine Tüte voll mit süßen, saftigen Pflaumen geschenkt. Wir platzieren uns auf einer Bank vor der Kirche des Ortes und frühstücken erst einmal ordentlich. Unsere Ruheständler sind natürlich auch wieder am Start und stärken sich im Restaurant mit warmen Köstlichkeiten. Das macht uns gar nichts aus! Brot, Tomate und Käse schmecken uns auch noch am siebten Pilgertag vortrefflich! Außerdem gibt’s ja heute Pflaumen dazu.
    Nach dem Frühstück geht es nur mühsam voran. Es ist bewölkt aber sehr schwül. Auf einer Anhöhe treffen wir „Miraculix“ wieder. Er teilt uns mit, er stünde dort schon eineinhalb Stunden und warte auf seinen Wanderpartner plus Anhang.
    Die beiden Männer gehen schon seit dem Pyrenäenabschnitt zusammen, obwohl ihre Laufgeschwindigkeiten total auseinanderklaffen. „Miraculix“ kritisiert die Geschwätzigkeit seines Wanderkumpanen und hofft auf dessen baldiges Eintreffen. Wir sind verwundert über seine Engelsgeduld; vermuten aber, dass es die beiden nicht mehr lange miteinander aushalten werden. „Miraculix“ ist jemand, der seine 30 bis 40 Kilometer herunterschrubbt, während der Andere gemütlich in den Tag hinein wandert. Letzteres halten wir beide für

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