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Zwei Mädels. Ein Weg. Ein Zelt.

Zwei Mädels. Ein Weg. Ein Zelt.

Titel: Zwei Mädels. Ein Weg. Ein Zelt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mady Host
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Wir wollen uns gerade dankend von den beiden Rentnern verabschieden, als diese uns noch einen letzten Rat für den kürzesten und besten Weg ins nächste Dorf mitgeben wollen. Das ist leider genau der Punkt. Die Frau will uns auf den schönsten Weg schicken, der fernab der Landstraße verläuft und ihrer Ansicht nach keineswegs länger ist; während ihr Mann in eine völlig andere Richtung zeigt, die angeblich superkurz sei. Cornelia, die total platt ist, ahnt Böses und stützt sich missmutig auf ihren Wanderstock, während das Ehepaar jetzt ernsthaft zu streiten anfängt. Wir beide mittendrin.
    Irgendwann schnappt uns die Frau und will uns am liebsten direkt auf ihrem Favoritenweg abstellen, während ihr Göttergatte sie regelrecht anschreit und von ihr fordert, sofort zurückzukommen. Conny und ich vertrauen der weiblichen Intuition und lassen uns von der Señora zu einem kleinen Weg bringen und verabschieden uns so schnell und dankbar wie möglich. Wir beschließen für die kommenden Abende so zu tun, als würde ich weder Spanisch sprechen noch ansatzweise verstehen. Mit zu viel Hilfsbereitschaft am Ende eines langen Wandertages können wir einfach nichts anfangen. Der Weg jedenfalls passt; doch leider werden unsere Kräfte jetzt erst so richtig herausgefordert, als eine elendig lange, scheinbar aussichtslose Suche nach einem versteckten Plätzchen für unser Zelt beginnt. Weit und breit wird hier nur Landwirtschaft betrieben und das Gebiet ist flach und eintönig. Nicht einmal eine kleine Baumgruppe oder ein Gestrüpp sind in Sicht.
    Oh man, nicht mehr lange und es wird dunkel. Bis in den nächsten Ort sind es mindestens noch vier bis fünf Kilometer und Conny streikt. Ihre Blasen schmerzen bestialisch und sie ist nicht in der Lage, noch eine weitere Stunde zu laufen. Zurück zur letzten Herberge ist es nun auch zu weit. In ihrer Verzweiflung durchfährt Cornelia ein brillanter Geistesblitz.
    „Wir könnten doch trampen!“, schlägt sie vor. Ich bin begeistert. „Klar, das wird ein Klacks. Es ist mittlerweile sicherlich schon 21:00 Uhr und wir sind zwei halbwegs niedliche, blonde Mädels und benötigen sicherlich keine fünf Minuten, um einen Autofahrer zur Mitnahme zu bewegen.“ So befinden wir uns zwei Minuten später an der Landstraße, strecken die Daumen raus und lächeln freundlich. Die Autos sausen eines nach dem anderen an uns vorbei und ihre Fahrer schütteln den Kopf. Bevor wir ernsthaft befürchten können, wir hätten uns in unserer Überzeugung getäuscht, stoppt ein älterer Herr und bietet uns einen einzigen Sitzplatz an. Wir verneinen dankend und hoffen auf eine Mitfahrgelegenheit, die Platz für uns beide sowie unsere zwei Monsterrucksäcke bietet. Dabei bleibt es auch.
    Alle vorbeifahrenden Autofahrer schütteln den Kopf und deuten mit ihren Zeigefingern in Richtung ihrer Füße, was wohl soviel wie: „Als Pilger müsst ihr schon selbst laufen.“ bedeuten muss. Das macht hier keinen Sinn. Wir verlassen die Straße wieder und laufen querfeldein bis wir eine Baumgruppe erspähen. Direkt daneben befindet sich jedoch ein Fabrikgelände, das verlassen wirkt. Das rostige Schild: „Vorsicht, Betreten verboten!“ halten wir für ein mittelalterliches Relikt und begehen vorsichtig das Grundstück. Plötzlich vernehmen wir laute Grunzgeräusche. Nicht zu fassen! Wir stehen vor einem Flachbau, der scheinbar Millionen Schweine beherbergt. Das ist schon irgendwie gruselig: der scheinbar verlassene Bau mit dem alten Hinweisschild und den wild quiekenden Schweinen. Wir entfernen uns zügig und werden nach einer weiteren halben Stunde in einer Nische aus Gras und Gestrüpp fündig, schlagen unser Nachtlager auf und verschwinden erleichtert darin.

Pilgertag 08
    ETAPPENZIEL: CASTILDELGADO

    Die Schweine haben uns über Nacht Gott sei Dank nicht aufgefressen, sodass wir heute, am 03. September, erholt nach Castildelgado starten.
    Ich habe mir mein Frühstück heute mal wieder so richtig verdient.
    Nach mindestens einer halben Stunde Fußweg bemerkt Cornelia nämlich den Verlust ihres BHs sowie des T-Shirts, das sie zum Trocknen mit einer Sicherheitsnadel an ihrem Rucksack befestigte. Wir zwei Dussel lernen es wohl nie! Unsere Sicherheitsnadeln haben doch nun schon ausreichend bewiesen, dass sie ihrem Namen keineswegs entsprechen. Nadel hin oder her! Conny verspricht mir einen Milchkaffee und ich erkläre mich bereit, nach ihrer Kleidung zu suchen. Meinen Rucksack abgestellt, mache ich mich auf den Weg.

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