Zwei Maenner fuer Miss Darcy
kann.
»Abgemacht.« Er klettert die Leiter herunter, damit wir die Wette per Handschlag besiegeln können. »Du hast keine Chance.«
»Na gut. Wie lautet das erste Werkzeug?«, frage ich, verschränke die Arme vor der Brust und trete einen Schritt zurück, damit er etwas auswählen kann.
»Ein Senklot«, fordert er, ohne lange nachzudenken.
»Das ist einfach.« Ich bücke mich und schiebe ein paar Teile im Werkzeugkasten herum, bis ich ein kleines pendelähnliches Gewicht aus Messing finde, das an einem Stück Schnur hängt.
»Suchst du das hier?«, frage ich, halte das Lot hoch und lasse es vor seiner Nase baumeln.
»Auch ein blindes Huhn findet einmal ein Korn.« Dermot schnappt mir das Senkblei aus der Hand. »Gut geraten. Aber ich wette, du weißt nicht, wozu man es benutzt.«
»Um die Senkrechte zu bilden, oder?«, erwidere ich ruhig. »Zumindest würde ich es dafür benutzen.«
»Hmmm.« Dermot beäugt mich misstrauisch. »Na gut. Dann hätte ich als Nächstes gern einen Schabhobel.«
Nachdem ich ein wenig im Werkzeugkasten herumgesucht habe, hole ich etwas hervor, das einem Hobel gleicht, mit dem man eine Holzoberfläche bearbeitet. »Das hier?«, frage ich und reiche ihm das Werkzeug.
»Ja …« Dermot nimmt es skeptisch in Augenschein. »Ich hätte das zweite Werkzeug sorgfältiger aussuchen müssen. Die Endung -hobel hat wahrscheinlich alles verraten.«
»Vielleicht.« Ich zucke mit den Schultern. »Wenn ich das nächste Werkzeug richtig aussuche, musst du eine Menge mehr tun, als dich vor dem Abendessen einfach nur zu rasieren.« Wie ein Magier wedele ich mit dem Zeigefinger herum, wie um einen Zaubertrick zu machen. »Die Werkzeuge in meinem Schminktäschchen haben zwar alle nicht so schöne Namen wie deine, aber sie leisten dort, wo sie eingesetzt werden, einwandfreie Arbeit.«
Dermot zuckt zusammen. Er nimmt sich Zeit, um seine letzte Auswahl zu treffen. »Wie wäre es mit einer Rodehacke, Darcy?«, verkündet er und versucht, nicht allzu selbstzufrieden zu klingen.
Gelassen erwidere ich seinen Blick, bevor ich mich bücke und so tue, als würde ich in der Kiste danach suchen. »Netter Versuch, Dermot«, sage ich dann jedoch, richte mich zu meiner vollen Größe auf und stemme die Hände in die Hüften. »Aber eine Rodehacke werde ich hier drin nicht finden. Denn sie ähnelt ein bisschen einer Kreuzhacke und ist damit viel zu groß, um in einen solchen Werkzeugkasten zu passen!«
»Woher weißt du das alles?«, fragt Dermot verblüfft. »Die einzigen Werkzeuge, die du normalerweise kennst, sind Nagelfeilen und Glätteisen!«
»Meinen ersten Job im Journalismus hatte ich bei einer Fachzeitschrift des Baugewerbes. Ich musste über solche Sachen schreiben. Das war langweilig, aber das Wissen ist hängengeblieben.«
Dermot schüttelt den Kopf. »Du hast mich an der Nase herumgeführt.«
»Nein, habe ich nicht. Ich habe keineswegs behauptet, keine Werkzeuge zu kennen – das hast du einfach angenommen. Aber ich hab’s dir ja schon einmal gesagt, Dermot: Du solltest nicht davon ausgehen, mich zu kennen, wenn du es ganz offensichtlich nicht tust.«
Dermot mustert mit seinen dunkelbraunen Augen mein Gesicht. »Dem möchte ich widersprechen, Darcy. Hier auf dieser Insel denke ich jeden Tag aufs Neue, dass ich dich wieder ein Stück besser kennengelernt habe.«
Keine Ahnung, wie ich das jetzt verstehen soll. »Dann würde ich sagen …« Ich werfe einen Blick auf die Uhr. »Sollen wir uns um vier Uhr bei dir im Cottage treffen?«
»Warum?«
»Um dich umzustylen, Dermot.« Mit einer überschwänglichen Geste drehe ich mich mit ausgestreckten Händen auf dem Gras um. »Miss Darcy McCall wird dir schon zeigen, wie das geht!«
Um Punkt vier Uhr stehe ich vor Dermots Cottage, meinen Schminkkoffer fest umklammert. Vorhin noch habe ich es für eine gute Idee gehalten, diese Herausforderung anzunehmen – schließlich will ich doch, dass Dermot sich für Caitlin ein bisschen herausputzt. Jetzt allerdings, als ich an seine Haustür klopfe, bin ich doch etwas bange.
Zuhause, in meinem Cottage, sind die Vorbereitungen für das Abendessen in vollem Gange. Roxi hat Kathleen und Aiden um Mithilfe gebeten, Essen für den Pub zu kochen, weil Aiden doch von Beruf Bäcker ist. Heute findet offiziell der Probelauf statt, um zu sehen, ob die kulinarischen Fähigkeiten der beiden das Brot- und Kuchenbacken übersteigen. Damit hat Roxi einen Weg gefunden, um die Tatsache meiner komplett fehlenden Kochkünste
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