Zwei Maenner fuer Miss Darcy
Heilverfahren sind derzeit total in . Überall spricht man davon.« Ihr Blick schweift zu Sophie. »Sogar tagsüber im Fernsehen, wie es scheint. Wir müssen unbedingt das erste Mainstream-Magazin sein, das auf diesen Zug aufspringt, bevor alle anderen es tun. Ich habe dir darum für nächste Woche einen Termin für eine Akupunktursitzung besorgt, Darcy, um mit diesem Thema deine Beitragsserie zu beginnen.«
»Super, vielen Dank, Jemima.« Beim Gedanken daran verziehe ich das Gesicht. Keine Ahnung, was im Augenblick schmerzhafter für mich ist – die Aussicht darauf, meinen Körper von Kopf bis Fuß mit Nadeln durchlöchern zu lassen, oder monatelang spirituellen, mit Perlenketten behangenen Gurus in Kleidern aus Baumwollleinen und mit Sandalen dabei zuhören zu müssen, wie sie singen und predigen, um mich von meinen innersten Gefühlen zu befreien und das pure Licht zu atmen. »Ich bin sicher, das wird eine … aufschlussreiche Erfahrung.«
Während die anderen nach der Redaktionskonferenz der Reihe nach ihr Büro verlassen, bittet mich Jemima zu warten, damit sie mir einige Kontaktpersonen nennen kann, die für meine Artikel hilfreich sein könnten. Ich bin ziemlich beeindruckt, als sie mir die Namen aus ihrem kleinen schwarzen Buch vorliest – sie muss diese neue Richtung für die Goddess sehr ernst nehmen, denke ich, als ich zu meinem Schreibtisch zurückkehre und dabei die wertvollen Informationen fest umklammert halte. Bevor ich mich allerdings hinsetzen kann, muss ich zuerst noch eine alte Ausgabe unseres Magazins wegräumen, die jemand auf meinen Sessel gelegt hat. Das Fotomodell im Bikini auf der Titelseite ist mit bunten Heftzwecken dekoriert. Mit einem schwarzen Edding hat ihr jemand eine Sprechblase an den Mund gemalt, in der »Autsch!« steht.
Ich sehe mich im Büroraum um, in der Hoffnung, die Schuldige zu ertappen, die sich irgendwo hinter einem Aktenschrank versteckt und kichert. Wie nicht anders zu erwarten, sind natürlich alle plötzlich sehr beschäftigt – alle Augen scheinen an den Bildschirmen zu kleben. Hmmm … diese Scherze sind immer lustig, wenn sie auf Kosten anderer gehen.
Nachdem ich das Magazin beiseitegelegt habe, lasse ich mich mit einem Plumps am Schreibtisch nieder. Als ich dabei mit der Hand an die Maus komme, verschwindet der Bildschirmschoner mit meiner derzeitigen Lieblings-Mulberry-Tasche, und ich starre auf ein weiteres Foto der irischen Insel, von der ich bei Google Bilder gesucht habe. Akupunktur, spirituelle Heilung? Im Vergleich dazu wirkt ein Jahr auf dieser Insel immer mehr wie ein Vergnügen.
Was ist bloß in Jemima gefahren? Unsere Leserinnen interessiert es nicht zu erfahren, wie sie sich von innen selbst heilen können – äußerliche Schönheit ist für die Leserinnen von Goddess alles, was zählt. Damit bin ich schon zum Scheitern verdammt, bevor ich überhaupt mit der Artikelreihe angefangen habe.
Offen gestanden hatte ich etwas anderes erwartet, als mir die Stelle hier angeboten wurde. Dabei war ich zunächst so begeistert gewesen, endlich die Chance zu bekommen, für ein Frauenmagazin zu schreiben, nachdem ich jahrelang nur Artikel für eine Fachzeitschrift über Werkzeuge für Heimwerker verfasst hatte. Das war so sterbenslangweilig, dass ich eines Tages tatsächlich an meinem Schreibtisch eingeschlafen bin – denn mal ehrlich, wie viele Worte kann man über einen Schraubenzieher schon schreiben? Danach hatte ich mir dann einen Job bei einer Mädchenzeitung an Land gezogen, was ganz lustig war, bis man dort beschloss, dass ich zu alt sei, um weiter für sie zu schreiben. Zu alt! Darüber muss man erst einmal hinwegkommen, wenn man davon in Kenntnis gesetzt wird, man sei mit sechsundzwanzig zu alt, um irgendetwas anderes zu tun, als sich einer Pfadfinderinnengruppe anzuschließen. Vor fast einem Jahr bekam ich dann den Job bei Goddess , und es hatte sich erst wie Weihnachten und Ostern zusammen angefühlt. Endlich öffnete sich mir damit der Weg in die aufregende Welt der Mode, nach der ich mich so gesehnt hatte. Wen interessierte es da, dass es in der Goddess mehr um Schönheit und Gesundheit ging als um Mode? Ich hatte meine Recherchen angestellt und herausgefunden, dass es in der gleichen Verlagsfamilie zwei andere Hochglanzmagazine gab, zu denen ich vielleicht beizeiten durch Beförderungen stoßen konnte. Dann würde ich vielleicht eines Tages die Chance bekommen, eine große Modenschau zu besuchen, um dann über die neusten
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