Zwei Maenner fuer Miss Darcy
verfrachten.«
»Natürlich, Henry.« Samantha lässt kurz den Blick über uns schweifen. »Ja, alle sind da, denke ich. Wollen wir dann los?«
Wie Touristen ihrem Reiseleiter folgen, der einen Regenschirm in die Höhe reckt, laufen wir hinter Henry her, der mit dem in die Höhe gehaltenen Klemmbrett den Raum durchquert. Nachdem wir erfolgreich das Gedränge an der Bar hinter uns gelassen haben und den Raum erreichen, in dem die Party stattfindet, bleibt Samantha neben Henry an der Tür stehen und hilft ihm, jeden Einzelnen von uns auf der Liste abzuhaken, bevor wir eintreten dürfen.
Während ich darauf warte, ebenfalls an die Reihe zu kommen, luge ich schon einmal durch die Tür und entdecke dabei die riesengroße Eisskulptur einer Meerjungfrau, die elegant in der Mitte des Raumes steht. Neben ihr befindet sich ein langer Tisch, der mit einer weißen Tischdecke und hohen Glasvasen mit lilafarbenen Orchideen und grünem Beiwerk geschmückt ist. Elegante, wichtig aussehende Leute mit Champagnerflöten in den Händen laufen umher, während Kellner mit weiteren Gläsern und Platten mit köstlich aussehenden Häppchen geschäftig hin und her eilen. Das ist schon eher der Ort, an dem ich mich länger aufhalten sollte , denke ich, als ich mich der Tür nähere. Dort drinnen gibt es garantiert keine Toilettensitze aus Plastik.
Endlich bin ich an der Reihe, die Pforte ins Paradies zu passieren.
»Nein, du nicht, Darcy«, höre ich, als ich die Tür schon halb durchschritten habe.
»Bitte?«
»Ich sagte, du nicht.«
Ich drehe mich um und starre Samantha an. Meint sie das wirklich ernst? »Aber warum nicht?«
»Ich kann dich da nicht reinlassen, wenn du das gleiche Kleid trägst wie ich. Da drinnen sind Leute, die ich heute Abend beeindrucken möchte – wenn die dich in dem gleichen Kleid sehen, ist der Effekt hin. Du kannst aber gern nachhause gehen und dich umziehen …«, ein katzenhaftes Lächeln umspielt ihre blassen, mit Lipgloss geschminkten Lippen, »… und wenn du dann zurückkommst, klopfst du hier nur kurz an. Ich werde dafür sorgen, dass Brian dich sofort hereinlässt.«
Ein ziemlich kräftiger Türsteher mit Glatze nickt mir kurz zu.
Ich werfe einen letzten sehnsüchtigen Blick in den Raum, bevor ich mich zu Samantha und ihrer blasierten, arroganten Miene umdrehe, mit der sie auf meine Reaktion wartet. Verzweifelt zermartere ich mir das Hirn auf der Suche nach einem scharfen Konter, doch wie immer wollen mir im entscheidenden Moment einfach nicht die richtigen Worte einfallen. Da ich keine Szene machen will, drehe ich mich auf meinem rosafarbenen Absatz um und stolziere wortlos davon. Zurück in der Bar hieve ich mich auf einen der mit Seetang überzogenen Barhocker.
Woher nimmt Samantha diese Unverschämtheit, einfach so dazustehen und mir so etwas zu sagen? Für wen hält sie sich eigentlich? Und wichtiger noch: Wie konnte ich das einfach so zulassen? Ich hätte etwas sagen müssen. Ich hätte … Aber wie immer habe ich es nicht getan.
Das ist so typisch für mich! Bei Konfrontationen bin ich noch nie gut gewesen, zumindest solange ich denken kann. Meiner Meinung nach liegt das an der Scheidung meiner Eltern; Streitereien, gegenseitiges Anbrüllen, große Gefühlsdemonstrationen jedweder Art sind eben nicht mein Ding. Um so etwas mache ich lieber einen großen Bogen, als für Wirbel zu sorgen. Unter keinen Umständen will ich zulassen, dass irgendetwas derartige Wellen schlägt.
Argh , denke ich, während ich darauf warte, dass der Barkeeper auf mich aufmerksam wird und mich endlich bedient. Roxi hätte sie nicht so einfach davonkommen lassen; sie hätte Samantha schon gezeigt, wer hier der Boss ist. Roxi hätte niemals zugelassen, so von Samantha heruntergemacht zu werden. Was würde sie tun, wenn sie jetzt hier wäre?
Aber als ich am nächsten Morgen aufwache, frage ich mich, ob ich die Wellen-Metapher vielleicht ein bisschen zu ernst genommen habe. Ich liege in meinem Bett und habe dabei das Gefühl, in einem Boot zu sitzen, das sanft auf den Meereswellen auf- und abschaukelt. Ich mache ein Auge nach dem anderen auf. Als ich das vertraute Umfeld meines Schlafzimmers wiedererkenne, weiß ich, dass ich mich zumindest in meiner eigenen Wohnung befinde. Aber warum schwanken die Wände um mich herum? Und warum dreht sich die Decke über mir?
Einen Moment lang schließe ich noch einmal die Augen, bevor dann, anstatt der Wogen, die mein Bett sanft haben schaukeln lassen, eine riesengroße Welle
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