Zwei Maenner fuer Miss Darcy
Sie hechtet zu mir herüber, um den Hahn unter Kontrolle zu bekommen.
Als ich mich zu ihr umdrehe und das eiskalte Wasser mein Pyjamaoberteil derart durchnässt, dass ich es auf der Haut spüre, sickert eine andere Erinnerung von letzter Nacht allmählich in mein Hirn …
»Roxi, ich glaube nicht, dass wir die Hilfe von Will Smith benötigen werden.«
»Was meinst du damit?«, fragt sie und schaut mich verdutzt an.
»Mir ist gerade alles wieder eingefallen, was gestern Nacht passiert ist, und das ist nicht gut. Überhaupt nicht gut.«
6
I ch erzähle Roxi, was sich Samantha erlaubt hat. Und wie erwartet fällt Roxis Reaktion deutlich heftiger aus als meine.
»Wäre ich doch nur dabei gewesen!«, bedauert sie und kneift ihre schokoladenbraunen Augen zusammen. »Da wäre ihr dieses Lächeln schon noch vergangen!«
»Ja, mir ist klar, dass du das getan hättest!« Ob ich will oder nicht: Bei der Vorstellung, wie Roxi sich in all ihrer Pracht vom Textildiscounter mit Samantha in ihren Gucci-Klamotten und Jimmy-Choo-Schuhen anlegt, muss ich grinsen. Mir war klar, auf wen ich bei einer Wette gesetzt hätte, um als Sieger daraus hervorzugehen. »Aber du kennst mich doch, Roxi. Jedenfalls habe ich an dich gedacht, als mir die folgende Idee kam …«
Roxi betrachtet mich argwöhnisch. »Darcy, du machst mir Angst. Was hast du getan?« Sie beißt in ihr Bacon-Sandwich. »Bist du sicher, dass ich dir nichts zu essen machen soll, Süße? Es täte deinem Kater bestimmt ganz gut!«
Ich schüttele den Kopf und rutsche in meinem Bademantel, den ich mir mittlerweile übergestreift habe, unbehaglich auf dem Sofa herum. »Nein danke, Roxi, du weißt doch, dass ich schon unter normalen Umständen kein Frühstück vertrage. Und heute Morgen etwas zu essen wird es auch nicht leichter machen, mit dieser Erinnerung irgendwie fertigzuwerden.«
»Ich könnte an meinen geheimen Schokoladenvorrat gehen, den ich in meinem Zimmer versteckt habe, wenn du magst?«
»Nein, ich befürchte, heute kann mir nicht einmal Schokolade helfen.«
Erschrocken lässt Roxi beinahe ihr Sandwich fallen. »Oje, jetzt weiß ich, dass wirklich etwas nicht stimmt, wenn du nicht einmal Schokolade willst. Am besten, du erzählst Tante Roxi gleich alles. Und zwar fix.«
Ich seufze schwer, als ich mich wieder in letzte Nacht hineinversetzen muss. »Na ja, ich bin in der Damentoilette und wasche mir die Hände, als Samantha hereinkommt …«, fange ich an.
»Hast du einen schönen Abend?«, fragt Samantha und betrachtet mein Spiegelbild.
Ihre Miene ist immer noch unerträglich selbstgefällig, während sie mich anstarrt und auf eine Antwort wartet. Mit einem Mal überkommt mich eine Woge von Gefühlen, die so stark ist wie nie zuvor. »Der Abend wird gerade deutlich besser«, erwidere ich und springe vom Waschbecken zurück. Das kalte Wasser, mit dem ich mir die Hände gewaschen habe, spritzt in hohem Bogen aus Hahn und Becken auf alles, was auch immer sich ihm in den Weg stellt.
»Aaaah!«, schreit Samantha, als sich das Wasser auf ihr creme- und rosafarbenes Kleid ergießt. »Was zum Teufel machst du da?«
»Oh, Entschuldigung, ich muss den Kran in die falsche Richtung gedreht haben. So etwas Dummes.«
»Jetzt sieh dir bloß mal mein Kleid an, es ist vollkommen durchnässt, es … es ist beinahe durchsichtig!« Verzweifelt betrachtet sich Samantha im Spiegel. Fieberhaft zupft sie sich den nassen Stoff von der Brust.
Ich neige den Kopf zur Seite und tue, als würde ich die ganze Situation im Spiegel verfolgen. »Vielleicht fährst du kurz nachhause und ziehst dich um?«, schlage ich vor. »Ich bin sicher, Brian lässt dich wieder herein, wenn du kurz an die Tür klopfst, wenn du wieder zurück bist.«
Als ich Roxi nun das Ende der ganzen Geschichte erzähle, schlage ich mir vor Scham die Hände vors Gesicht. »Oh Gott, Roxi, nicht zu fassen, dass ich das getan habe! Keine Ahnung, welcher Teufel mich da geritten hat!«
»Das war alles?« Roxi grinst amüsiert. »Ich hatte schon befürchtet, du hättest ihren Kopf die Toilette hinuntergespült oder etwas Ähnliches. Du meine Güte, wir Mädels haben uns an meiner Schule früher gegenseitig viel Schlimmeres angetan. Wo bist du denn bloß zur Schule gegangen, Darcy? Auf die Langweilerakademie für brave, gesittete junge Mädchen?«, grinst sie. Als sie es jedoch nicht schafft, mir ein Lächeln zu entlocken, fährt sie fort: »Aber du hast Recht, das klingt so gar nicht nach dir. Vielleicht stehst du
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