Zwei Maenner fuer Miss Darcy
Wort, als wir vor einigen verlassenen, baufälligen Gebäuden stehen bleiben, die einmal die Cottages der Inselbewohner gewesen sind, wie uns Niall erklärt. »Wo wollen Sie wohnen, wenn Sie hier sind, Darcy?«
»Ähm …«
»Falls Sie planen, eines dieser Cottages wieder aufzubauen, wird es nicht allzu schwierig sein, eine Strom- und Wasserversorgung für eine Person einzurichten. Eigentlich ist es sogar ganz simpel. Sie …«
»Warten Sie.« Ich unterbreche ihn und sehe Niall scharf an. »Niall hat Ihnen nicht ganz die Wahrheit gesagt, als er Ihnen erzählt hat, dass ich die Insel nur für mich herrichten muss, um hier zu leben.«
Ich drehe mich wieder zu Dermot um.
Er zieht die Augenbrauen hoch. »Hat er nicht?«
»Nein, aber er hat auch nicht gelogen«, füge ich schnell hinzu, als ich sehe, dass Dermot zu Niall hinüberstarrt. Dermot ist ein ziemlich großer Kerl, und ich hoffe inständig, dass er nicht zu Gewalttaten neigt. »Da Sie heute Morgen so hilfsbereit waren, Dermot, ist es nur recht und billig, wenn ich Ihnen den wirklichen Grund verrate, warum wir alle heute hier sind.«
Dermot schaut sich nervös um, als rechne er damit, dass jeden Augenblick ein halbes Dutzend Kameras aus dem dichten Gestrüpp schießen könnte. Für den Augenblick beruhigt, dass Ant und Dec, die Moderatoren der britischen Ausgabe der Versteckten Kamera , nicht mit gezückten Mikrofonen hinter einem Fels hervorspringen und ihn informieren, dass er gerade live auf ITV1 zu sehen ist, richtet er seine volle Aufmerksamkeit auf mich. Ich versuche ihm so schnell wie möglich die wirklichen Gründe zu erklären, warum ich hier bin.
Nachdem ich damit fertig bin, beäugt mich Dermot misstrauisch.
»Sie sagt die Wahrheit«, beeilt sich Niall, mir den Rücken zu stärken. »Ich bin ihr Anwalt.«
Ich lächele ihn dankbar an. Er ist also jetzt auch mein Anwalt?
Erleichtert darüber, dass er nicht die Zielscheibe eines Streichs im nationalen Fernsehen geworden ist, betrachtet Dermot uns skeptisch. »Jetzt verstehe ich das Ganze ein bisschen besser. Immerhin sehen Sie nicht wie der Typ Frau aus, der sich freiwillig dazu entschließt, an einem Ort wie diesem zu leben.«
Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich über diesen Kommentar freuen oder eher beleidigt sein soll.
»Wie kommen Sie darauf?«
Mit vielsagendem Blick starrt Dermot auf meine UGG-Boots, die – zugegebenermaßen – nach unserem Rundgang über die Insel ziemlich mitgenommen aussehen. Obwohl wir die meiste Zeit auf den Wegen geblieben sind, ist es auch dort doch deutlich matschiger gewesen als erwartet. Im Gegensatz zu dem hübschen Karamell-Farbton, den die Boots heute Morgen noch hatten, erinnern sie mittlerweile eher an ein schmutziges Schokoladenbraun mit einigen zusätzlichen Grasflecken, die bei UGG-Boots normalerweise nicht zur angebotenen Farbpalette gehören.
Gott sei Dank habe ich nicht eines meiner besten Paare angezogen!
»Ja, vielleicht habe ich ein wenig unterschätzt, wie nass der Boden ist, aber das hat keinerlei Einfluss darauf, ob ich weitermache und irgendwann hierherziehe, um hier zu leben.«
Aber welche Schuhe soll man denn bitte anziehen, wenn UGG-Boots hier nicht weiterhelfen? Oh ja – ich habe kürzlich ein paar hübsche Designer-Regenstiefel im Internet gesehen. Aber die kann ich doch nicht ein ganzes Jahr lang tragen …!
» Warum genau haben Sie mich heute hergebracht?«, fragt Dermot und unterbricht die Gedanken über mein Schuhdilemma. Mittlerweile hat er die Arme vor seiner unglaublich breiten Brust verschränkt und macht einen ziemlich gereizten Eindruck.
Ich überlege kurz, ob ich eine Technik ausprobieren soll, die Roxi bei Männern schon oft erfolgreich eingesetzt hat. Bei Niall im Pub hat sie auch funktioniert, aber Niall ist auch ein anderer Typ als Dermot.
»Niall hat darauf hingewiesen, dass Sie dank Ihrer vielen Fähigkeiten und Ihres breiten Fachwissens über das Bauhandwerk genau mein Mann sind, der mir dabei helfen kann, endgültig eine Entscheidung zu treffen, ob ich hierherziehen möchte oder nicht.« Lächelnd schaue ich zu ihm auf und hoffe, dabei scheu zu wirken. »Mit Ihrem ganzen technischen Know-how sind Sie offenbar ein Mann mit vielen Talenten, Dermot.« Doch wie schon bei Niall bremse ich mich, auch noch mit den Wimpern zu klimpern. Roxi scheint damit immer durchzukommen, aber sie ist auch Roxi .
Mit seinem scharfen Blick mustert mich Dermot ein paar Sekunden, bevor er beschließt, mir zu antworten.
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