Zwei Maenner fuer Miss Darcy
»Schmeicheleien, Miss McCall, bringen Sie bei mir exakt nirgendwohin. Aber wie Sie schon korrekterweise festgestellt haben, verfüge ich auf besagtem Gebiet über ein breites Fachwissen. Darum schlage ich vor, Sie erzählen mir erst einmal ganz genau , was Sie auf dieser Insel zu tun beabsichtigen, wenn Sie sich denn dazu entschließen herzukommen. Dann kann ich mir auch ein besseres Bild von dem ganzen Projekt machen und damit beginnen, Sie angemessen zu beraten.«
Dermot und ich diskutieren die Wünsche meiner Tante. Dazu will er einiges wissen, zum Beispiel, wie ich mir die Wasser- und Stromversorgung auf der Insel vorstelle und wie und wo ich die Menschen unterbringen will, wenn diese erst einmal hier sind. Und dann stellt er die alles entscheidende Frage: Wie viel Geld habe ich zur Verfügung, um das Projekt zu finanzieren?
Ist das denn nicht der Grund, warum du hier bist? Um mir bei der Beantwortung all dieser Fragen zu helfen? , denke ich, während ich versuche, intelligent klingende Antworten auf seine Fragen zu geben. Bald schon wird Dermot klar, dass er im Grunde seine Zeit verschwendet, als er Niall und mir sehr detailreich zu erklären versucht, wie einfach es doch sei, künftige Behausungen auf der Insel mit Wasser zu versorgen. Sein Fehler liegt darin, die Erklärung mit dem Wort »Physik« zu beginnen, was wie Mathematik ein absolutes No-Go für mich ist. Meine Gedanken wandern schnell in andere Richtungen.
»… Alles funktioniert dann durch die Erdanziehungskraft«, führt Dermot aus. »Regenwasser wird in einem See in den Bergen dort drüben angesammelt und läuft dann seitlich herunter durch eine Schneise, die wahrscheinlich die ursprünglichen Inselbewohner geschaffen haben. Können Sie sie sehen, Darcy?«
Ich schaue in die Richtung, in die er deutet, und entdecke in der Ferne ein schmales Rinnsal, das sich den Hügel herunterwindet. »Oh ja.«
»Man müsste also nur das Wasser am See mit immer dünner werdenden Rohren abfangen, bevor es den Hügel hinunterläuft, um die Erdanziehungskraft noch zu verstärken und somit den Wasserdruck so zu erhöhen, dass man ihn für den täglichen Gebrauch nutzen kann.«
Wahrscheinlich sollte ich jetzt von Dermots Erklärung beeindruckt sein.
»Wir können also Wasser und Wärme liefern, wenn wir diese alten Cottages wieder aufbauen, die hier einmal gestanden haben?«
Dermot starrt mich einen Augenblick lang an, bevor er seine nächste Bemerkung an Niall richtet. »Habe ich Ihnen beiden das nicht gerade erklärt?«
»Stimmt, Dermot, das haben Sie. Und falls ich das sagen darf, sehr ausführlich und detailliert.« Niall stupst mich mit seinem Ellbogen sanft an.
»Tut mir leid, Dermot«, entschuldige ich mich. »Aber ich befürchte, ich bin für diese technische Seite der Dinge einfach nicht geschaffen, wie Sie gerade schon so treffend festgestellt haben.«
Dermot nickt zustimmend. »Das stimmt wohl. Hören Sie, vielleicht ist es am besten, wenn Sie jetzt gehen und Ihrer Tante die letzte Ehre erweisen, bevor es Zeit wird zurückzufahren.« Er deutet auf den Rucksack auf meinen Schultern, in dem sich die Urne befindet. »Kommen Sie allein zurecht, oder möchten Sie, dass einer von uns beiden Sie begleitet?«
»Das ist nett von Ihnen, aber ich komme schon klar, danke. Bleiben Sie am besten hier bei Niall; er kann Ihnen Ihre Fragen viel besser beantworten als ich.«
Wegen der Wetterverhältnisse sind wir bei unserer Inseltour hauptsächlich auf den Wegen landeinwärts geblieben, doch als ich nun Niall und Dermot zurücklasse und weiter hinaus in Richtung der Landzunge wandere, stelle ich fest, dass Conor unerklärlicherweise Recht hatte. Die Sonne ist ihrem wolkenverhangenen Gefängnis entwischt und strahlt auf das Gras und die Felsen um mich herum. Dabei lässt sie nicht nur die Farben der Landschaft wärmer erscheinen, sondern scheint auch meine Gefühle für diese Insel zu erwärmen. Ich atme die frische Seeluft ein, die, wie ich zugeben muss, einen deutlichen Unterschied zu der schrecklichen Luftverschmutzung in der Stadt ausmacht, und schlage einen schmalen Pfad entlang der Küste ein, der sich bis zur Spitze von Glentara windet.
Wie haben die Einheimischen laut Conor die Insel noch einmal genannt? Ach ja, Tara.
Nach einer ganzen Weile halte ich kurz inne, um die klare, ungetrübte Aussicht, die die Sonne mir nun erlaubt, zu genießen. Von dieser Inselseite aus kann ich weder das Festland noch sonstiges Land sehen. Vor mir liegt allein das weite,
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