Zwei Maenner fuer Miss Darcy
Karamell-Macchiato gebrauchen, um mich aufzuwärmen. Aber ich möchte bezweifeln, dass hier hinsichtlich Starbucks eine große Nachfrage besteht.
»Ihnen wird gleich etwas wärmer werden, wenn Sie sich vom Wasser entfernen«, erklärt Conor, als könne er meine Gedanken lesen. »Der Wind bläst direkt vom Meer herüber. In etwa einer Viertelstunde wird die Sonne hervorkommen – sie wird Sie bald wärmen.«
Ich schaue zum Himmel hinauf, doch dort erblicke ich nur eine dichte graue Wolkendecke. Nirgendwo ist eine verheißungsvolle Lücke zu entdecken, die darauf hoffen lässt, dass es dort irgendwo einen Sonnenstrahl geben könnte, der uns irgendwann heute etwas aufwärmen wird – geschweige denn innerhalb der nächsten Viertelstunde.
Ich schließe den Reißverschluss meiner Nike-Steppjacke bis ganz oben und wünsche mir, ich hätte meine Burberry-Ohrenschützer dabei oder sogar diese Mütze aus Pelzimitat, für die ich nie eine Gelegenheit gefunden habe, um sie zu tragen.
Von unserer Bootsgesellschaft ist Conor der Einzige, dem die Kälte nichts auszumachen scheint. Nachdem er seine Schwimmweste ausgezogen hat, steht er in Jeans, Stiefeln und einem dicken Aran-Strickpulli vor uns. »Wir treffen uns hier also alle wieder um ungefähr ein Uhr, ja?«, fragt er und schaut auf seine Armbanduhr.
»Danke, Conor«, erwidert Niall. »Das ist toll.«
»Das wäre es also?« Dermot dreht sich langsam zu mir um, während ich Conor hinterherschaue, wie er über den Hügel verschwindet, eine Angelrute über der Schulter. »Wo fangen wir an, Darcy?«
»Keine Ahnung … wie wäre es mit diesem Weg hier?« Im Augenblick sieht hier für mich alles gleich aus. Als ich mich selbst dazu überredet hatte, die Insel zu besuchen, hatte ich die leise Hoffnung gehegt, mich nach meiner Ankunft hier Hals über Kopf in diese Insel zu verlieben und genau zu wissen, warum Molly wollte, dass ich herkomme und die Insel nie wieder verlasse. Aber jetzt bin ich hier, und alles ist nur ein bisschen grün, dafür aber umso kälter und einsamer. Ich deute vage in die entgegengesetzte Richtung von der, in die Conor verschwunden ist, und schon laufen wir einen steinigen Weg entlang. Wir sehen aus wie Dorothy, die Vogelscheuche und der Zinnmann aus dem Zauberer von Oz , als wir uns über Glentaras Version der gelben Ziegelsteinstraße einen Weg bahnen.
Ich fühle mich so unübersehbar wie Dorothy, mit dem recht kleinen Niall und seinem mausbraunen Haar auf der einen Seite und dem weit über ein Meter achtzig großen, dunkelhaarigen Dermot auf der anderen. Die beiden sind wirklich so verschieden wie Tag und Nacht; zwei unterschiedlichere Männer hätte man nicht finden können. Während wir dem Pfad rund um die Insel folgen, kommt es mir fast wie in einem Märchen vor – ganz gleich, wohin wir gehen: Überall springen uns wilde Tiere vor die Füße, und große dunkle Vögel tauchen wie aus dem Nichts plötzlich am Himmel auf. Die sind von einem anderen Kaliber als die kleinen Spatzen und das Rotkehlchen, denen ich normalerweise hin und wieder begegne, wenn ich in London Brotkrumen auf unsere Fensterbänke streue, und die schon beim bloßen Anblick eines Menschen verschreckt davonfliegen. Oh nein – diese Vögel hier sind große, laute Tiere, die von den Klippen her plötzlich auf uns herabstürzen und die es offenbar nicht im Geringsten zu stören scheint, dass wir auf ihrer Insel zu Gast sind.
»Was zum Teufel war das ?«, frage ich und zucke erschrocken zusammen, als vor uns etwas über den Weg huscht und schnell im Unterholz verschwindet.
»Ich glaube, das war ein Kaninchen.« Niall schaut in das Gebüsch, in das die Kreatur gerade verschwunden ist.
»Und die leben hier draußen?«, rufe ich und muss unweigerlich an die süßen, flauschigen kleinen Häschen denken, die man in Tierhandlungen findet. »Die armen Dinger.«
Dermot schnaubt. »Sie können tatsächlich auch außerhalb eines Kaninchenstalls überleben! Zumindest so lange, bis ein Fuchs beschließt, dass es Kaninchenragout zum Abendessen geben soll. Außerdem glaube ich nicht, dass es ein Kaninchen war, dafür war es zu groß und zu schnell. Wahrscheinlich war es ein Feldhase.«
Ich starre Dermot einen Augenblick an, entscheide dann aber, lieber nicht darauf einzugehen. Ich brauche ihn an meiner Seite, denn trotz all seiner Schroffheit entpuppt er sich auf unserem Rundgang über die Insel als eine wirklich unbezahlbare Quelle praktischer Informationen.
»Also«, ergreift Dermot das
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