Zwei Schritte hinter mir
Oder irgendwelche Sachen von ihm – eine Tasche oder ein Rucksack oder so etwas? Oder etwas zu essen?«
»Es war nichts zu essen in der Hütte. Ich habe nachgesehen. Da war nichts in der Richtung.«
»Okay, vielleicht auch der Geruch nach Essen. Wenn er etwas gekocht hat …«
»Es hat nicht nach Essen gerochen.« Ich war mir hundertprozentig sicher, dass ich es bemerkt hätte. »Es sah aus, als wäre seit Jahren niemand mehr dort gewesen. Es war alles voller Spinnweben.«
Er nickte bedächtig.
»Glaubst du, du könntest mir zeigen, wo diese Hütte ist?«
»Ich … ich weiß nicht. Ich glaube nicht.« Ich gab es nicht gerne zu, weil er mich so ansah. »Als ich mich befreit habe, war es dunkel. Ich habe mich so gut wie möglich umgesehen. Da war keine Straße, nicht einmal Reifenspuren. Ich weiß nur, dass ich, seit ich
mich befreit habe, immer nach Westen gegangen bin.«
Er horchte auf.
»Warum nach Westen?«
»Weil ich von einem Hügel in der Nähe der Hütte in dieser Richtung einen Lichtschein gesehen hatte.«
»Woher wusstest du, dass es westlich von deinem Standort war? Hattest du einen Kompass?«
Ich schüttelte den Kopf. »Aber ich wusste, wie ich die Richtung finde.« Ich erklärte es ihm und fügte hinzu: »Das hat mir mein Großvater beigebracht. Er wusste alles über das Leben im Wald.« Ich erzählte ihm auch von den »Wildnis-Spaghetti«.
»Es ist ein Glück, dass du so viel über das Überleben in der Wildnis wusstest, Stephanie«, sagte er. »Ich habe nichts davon in den Berichten gelesen, die deine Mutter bei der Polizei abgegeben hat.«
»Sie wusste es nicht.« Als ich von Grandpa zurückgekommen war, war sie so mit ihrem neuen Leben beschäftigt gewesen, dass sie nicht viel danach gefragt hatte, wie mein Sommer gewesen war. Und ich war so wütend auf sie gewesen, dass ich es ihr nicht freiwillig erzählt hatte.
»Kannst du mir noch etwas erzählen, Stephanie? Irgendetwas?«
Plötzlich fiel mir die Kette wieder ein und ich holte sie aus meiner Hosentasche.
»Das hier habe ich im Futter meiner Jacke gefunden«, erklärte ich. »Sie gehört mir nicht. Ich habe sie noch nie gesehen. Und ich weiß, dass sie noch nicht da war, als ich in den Bus nach Hause gestiegen bin. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich sie meinem Entführer abgerissen habe.« Ich beschrieb ihm, an was ich mich erinnerte.
Mr Andruksen betrachtete die gerissene Kette. Ich wusste nicht, was er dachte. Er stand auf, holte ein Stück Papier und bat mich, die Kette darauf zu legen. Dann faltete er das Papier zu einem Umschlag zusammen und entschuldigte sich. Ich hörte ihn draußen im Flur mit jemandem sprechen, aber ich verstand nicht, was er sagte. Dann hörte ich, wie sich die Tür öffnete und wieder schloss. Mr Andruksen kam aus dem Flur wieder herein und Mrs Andruksen aus der Küche. Sie trug eine Schale dampfender Suppe und stellte sie vor mich hin. Es roch himmlisch.
»Iss, Stephanie«, forderte mich Mr Andruksen auf. »Dann lassen wir deinen Knöchel untersuchen.«
»Kann ich meine Mom anrufen?«
»Ich kümmere mich darum«, erwiderte er. »Susan, bleibst du bitte bei ihr? Ich muss telefonieren.«
Die Suppe schmeckte noch besser als sie roch. Ich verschlang sie, ohne innezuhalten und nickte eifrig, als mir Mrs Andruksen einen Nachschlag anbot.
13
Zuerst fuhren wir ins Krankenhaus, wo mein Knöchel geröntgt wurde. Zeke hatte recht gehabt, er war nicht gebrochen, sondern nur bös verstaucht. Nachdem mich der Arzt untersucht hatte, befahl er einer Schwester, mir einen starken elastischen Verband anzulegen.
»Du solltest ihn für mindestens eine Woche überhaupt nicht belasten«, sagte er. »Dann sehen wir ihn uns noch einmal an.«
Die Schwester brachte mir ein paar Krücken.
Als ich im Krankenhaus war, kam eine Polizistin, die mir saubere Kleidung brachte und mich fragte, ob ich Hilfe beim Umziehen brauchte, was ich ablehnte. Sie bat mich, meine alten Sachen ans Fußende des Bettes zu legen und dass sie sie später abholen würde. Bevor sie ging, kratzte sie mir den Dreck unter den Fingernägeln hervor und betrachtete sorgfältig die Stelle an meinem Arm, wo ich mit der Nadel gestochen worden war.
Nachdem ich mich umgezogen hatte, kam Mr – ich meine Sergeant – Andruksen wieder herein.
»Ich habe deine Mutter angerufen«, sagte er. »Sie und ihr Verlobter sind auf dem Weg zum Polizeirevier.«
Verlobter? Seit wann bezeichnete meine Mom Gregg denn als ihren Verlobten?
Als ich mit Sergeant
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