Zwei Schwestern
ersparte, und einen Theil ganz nach ihrem Ermessen verwenden durfte. Sie ließ das Haus damit gänzlich herstellen. Sie ließ das Dach und die Mauern ausbessern, ließ leztere mit der schönen weißen Farbe übertünchen, die sie jezt haben, und ließ im Innern die Zimmer, wenn sie auch nicht bewohnt waren, in vollkommenen Stand sezen. Als sie wieder eine solche Ersparung machte, ließ sie schöne Geräthe verfertigen, ließ Teppiche und Vorhänge herbei kommen, und richtete für die Mutter und Camilla eine Wohnung ein. Später ließ sie die schönen ebenholzenen Dinge für Camillas Geigenspiel machen, und überreichte sie ihr zum Namensfeste - und endlich kaufte sie noch Wolle, Seide, Zeuge und Zugehör, daß mir Victoria und Camilla die Deken, Teppiche, Schämel und andere wohlthätige Dinge in meine Wohnung verfertigen konnten. Für sich that sie nicht viel, als daß sie sich ihr Zimmer einrichtete, wie es jezt ist, mit den Geräthen, die sie eben vorfand.«
Bei diesen Worten schwieg Rikar plözlich, wir gingen schweigend unseres Weges auf dem Rasen zwischen den grauen Steinen dahin; denn auch ich mochte die Stille nicht unterbrechen.
Dann fuhr er wieder fort: »Ich wurde nach und nach gesünder, und endlich so wohl, daß ich auch bei der Führung unseres neuen Geschäftes, und unserer neuen Haushaltung thätig sein konnte. Es wurden die Erdbrennereien angelegt, es wurden die Glashäuser errichtet, es kamen die Lastthiere in das Haus, und es mehrten sich die Leute, die wir brauchten. Die erste von denen, die in früherer Zeit bei uns dienten, und die von Maria wieder gerufen wurde, war die Amme Cornelia. Sie war, da wir Meran verließen, zu einer armen Verwandten gegangen, und hatte bei derselben gelebt. Sie folgte dem Rufe recht gerne, kam herauf in unsere Einsamkeit, und schloß sich Maria bei der Führung der häuslichen Angelegenheiten an. Außer ihr kamen noch zwei andere, die sonst bei uns gewesen waren. Da alles schon gehäbiger und freundlicher war, ließen wir die Nebengebäude verfertigen, die Laube in dem Kastanienwäldchen zimmern, und zur Erheiterung den Springbrunnen graben. So wurde es uns immer besser und einträglicher. Unsere Erzeugnisse gehen unter dem Namen »vom Berge Sanct Gustav« in die Thäler, hauptsächlich aber über den See in die südlichen Gegenden, wo besonders Ableger, Knollen und Pflanzen unserer Blumen begehrt werden. Unter diesem Namen kommen auch die Briefe zu uns herauf, daher mag es gekommen sein, daß euch in Riva auf meinen eigentlichen Namen niemand Auskunft zu geben vermochte. In jüngster Zeit wurden auch die andern Zimmer eingerichtet, daß wir doch einem Gaste, wenn einer zu uns herauf kömmt, eine Wohnung anweisen können. Von den alten Einrichtungsstüken sind manche geblieben, wie ihr werdet gesehen haben, es wäre auch Schade, wenn wir sie weg thäten; denn sie sind noch brauchbar, und erweken, wenn sie an der rechten Stelle stehen, manche Erinnerung an vergangene Zeiten. Ich glaube, wir können in der Zukunft ohne Sorgen leben, da die Dinge, die wir hervor bringen, ein wirkliches Bedürfniß der Menschen sind, da wir sie immer auf das beste zu erzeugen bemüht sind, und da wir uns um alle neuen Wege, Erfindungen und Begehrungen bekümmern. Wenn es so fort geht, so kömmt doch vielleicht wieder eine Zeit, wo wieder Gemälde in dem Hause sind, und wo wieder die Bücher da sind, die ich verloren habe - zwar nicht die nehmlichen, die in meines Vaters Sammlung waren, - wo werden die sein - aber doch andere desselben Inhalts, die ich dann so binden lasse, wie die Victorias, die sie aus der alten Sammlung gerettet hat. - Doch lassen wir das. - - Daß ich wieder auf den Punkt zurük komme, um den es sich eigentlich handelt, dessentwillen ich euch heraus geführt habe, und dessentwillen ich euch alles erzählt habe, - ich habe den Brief, den ich versprochen hatte, nicht geschrieben, weil ich so arm war, daß ich mich schämte, an euch zu schreiben. Später hätte ich es wohl thun können, aber da dachte ich immer, was wird er denken, daß du nun plözlich den Brief sendest. So unterblieb es bisher. Aber es war schon beschlossen, daß es geschehen sollte, und daß euch alles dargelegt werden sollte - da kamt ihr selber, was recht gut und recht schön und recht lieb von euch ist - und ihr verzeiht mir wohl meine Scham, gedacht habe ich immer an euch, und euer Benehmen gegen mich habe ich nie vergessen.«
»Freund Rikar,« antwortete ich, »da ist ja gar nichts zu
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