Zwei Seiten
glaub ich hab Vanilleeis im Tiefkühlfach. Interessiert?«
Was für eine Frage.
* * *
Das Herz schlug mir bis zum Hals, als Olivers Eltern die Haustür öffneten.
»Mama, Papa, das ist meine Freundin, Scarlett Winter.«
Olivers Eltern schüttelten mir die Hand und lächelten.
Mir war schlecht. »Herr und Frau Liebknecht, es freut mich sehr, Sie kennenzulernen. Und herzlichen Glückwunsch zur silbernen Hochzeit.«
Frau Liebknecht lächelte mich an. »Danke, Scarlett. Schön, dass Sie kommen konnten.«
Ich schlängelte mich vorbei an Grüppchen älterer Leute, die ich alle nicht kannte, und rettete mich zu Julia, Nathalie und Daniel in eine Ecke.
Obwohl wir uns erst zwei Stunden vorher gesehen hatten, begrüßte mich Nathalie mit einer dicken Umarmung. »Lass mich bloß nicht allein. Die sind hier alle todlangweilig.«
Ich kämpfte hart, nicht laut loszulachen.
Als Nathalie sich von mir löste, kam Daniel und gab mir einen Kuss auf die Wange. »Schön, dass du hier bist.« Er beugte sich weiter vor und flüsterte mir ins Ohr: »Ich glaube, Nathalie langweilt sich fürchterlich.«
Ich grunzte. Irgendwie schaffte ich es, ihn halbwegs ernst anzusehen. »Wirklich?«
Er nickte.
Jetzt tauchte Julia auf. Sie trug einen schwarzen Hosenanzug mit einer weißen Bluse. Ihre Haare waren in einem geflochtenen Zopf zusammengebunden.
Ich betrachtete sie. Wir hatten uns seit unserem kleinen Streit am Montagabend nicht mehr gesehen, und ich war immer noch unsicher bezüglich ihres Verhaltens beim Essen. War Julia meine Anwesenheit hier unangenehm? War ich ihr unangenehm?
Julia lächelte mich an und gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
War jetzt wieder alles in Ordnung zwischen uns?
Oliver trat einen Schritt näher. »Möchtest du auch etwas trinken?«
»Sicher.«
»Sekt?«
»Lieber Apfelschorle.«
Oliver war kaum verschwunden, da wendete ich mich Julia zu, deren Blick durch den Raum voller Menschen wanderte. »Wie läuft‘s im Krankenhaus?«
Julia lächelte. »Ziemlich gut.« Sie nahm einen Schluck aus ihrem Sektglas. »Es ist vieles neu, aber ich habe das Gefühl, langsam in so etwas wie einen Rhythmus reinzukommen.«
»Das klingt toll«, sagte Nathalie.
Ich starrte sie an. Wie hatte ich nur vergessen können, dass sie auch noch hier war? »Macht es denn Spaß?«
»Es ist toll, mit Menschen zu arbeiten. Meistens ist so wenig Zeit für das Patientengespräch, obwohl das ja eigentlich am wichtigsten sein sollte.«
»Ganz meine Meinung«, sagte Oliver, der gerade wieder auftauchte und mir ein Glas reichte.
Ich nahm einen Schluck und lächelte dankend.
Daniel, der einige Minuten verschwunden gewesen war, stellte sich jetzt neben Nathalie. »Ich habe mal nachgedacht. Was haltet ihr davon, wenn wir für eine Woche zum Strandhaus meiner Eltern nach Sylt fahren? Also wir zwei Pärchen.« Er schaute zu Julia, dann wieder zu uns. »Julia muss ja arbeiten.«
Julias Gesicht war vollkommen ausdruckslos. Sie sagte nichts und nahm einen Schluck.
Ich runzelte die Stirn. »Hm. Ich liebe das Meer, aber das Wetter jetzt im März ist ja nicht so gut.«
»Das Haus hat einen Kamin auf jeder Etage und wir könnten es uns richtig gemütlich machen.« Daniel grinste. »Außerdem kann man sich ja dick einpacken, wenn man zum Strand geht.«
»Ich finde die Idee klasse«, sagte Oliver.
Mir kam das Ganze ziemlich geplant vor. Und natürlich war Oliver Feuer und Flamme. Was für ein Zufall. Aber andererseits war es auch keine schlechte Idee. »Was meinst du, Nathalie?«
»Warum eigentlich nicht?«, sagte sie. »Wann geht‘s los?«
»Samstag?«
Nathalie und ich sahen Daniel erstaunt an.
»Schon übermorgen?« Kurzfristiger ging es ja kaum.
»Klar. Warum nicht?«
Oliver hatte recht. Warum eigentlich nicht?
»Okay«, sagten Nathalie und ich gleichzeitig und grinsten einander an.
Daniel und Oliver strahlten um die Wette.
Julia sagte nichts und betrachtete stattdessen ihr Sektglas.
* * *
»Wow.« Nathalie schaute sich mit großen Augen im riesigen Wohnzimmer des Strandhauses um. Sie nahm mir das Wort aus dem Mund.
Ich sah mich um. »Wer schläft denn wo?«
»Nathalie und ich schlafen oben und du und Oliver in einem der beiden unteren. Irgendwelche Einwände?«
Oliver und ich schüttelten die Köpfe.
Daniel entzündete ein Feuer im Kamin und Oliver verstaute die mitgebrachten Lebensmittel in der Küche.
Nathalie und ich gelangten unterdessen durch die Glastür auf die Terrasse.
Der Sternenhimmel und das
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