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Zwei Seiten

Zwei Seiten

Titel: Zwei Seiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Grey
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Meeresrauschen waren einfach der Hammer.
    »Hier lässt es sich aushalten«, sagte Nathalie.
    Ich nickte.
    »Ist alles in Ordnung mit dir, Scarlett? Du bist so still.«
    »Ach, es ist nichts. Wirklich.«
    Nathalie starrte mich an. »Jetzt weiß ich mit Sicherheit, dass etwas nicht in Ordnung ist. Schieß los.«
    Ich sah sie einen langen Augenblick stumm an. »Ich … ich weiß nicht, wie ich Oliver sagen soll …« Ich ließ meinen Atem langsam entweichen. »Ich will noch warten.«
    Nathalies Gesichtszüge wurden sanfter. »Du meinst, ihr habt noch nicht?«
    »Ich bin nun mal nicht wie du.«
    »Dann sag ihm das. Also nicht das mit mir. Du weißt, was ich meine.«
    Ich musste grinsen. Nathalie schaffte es doch immer wieder, mich aufzuheitern. »Ich hab Angst, er versteht es nicht oder ist enttäuscht.«
    Nathalie legte den Arm um meine Taille. »Keine Sorge. Er wird es verstehen. Sag ihm, wie du fühlst, und alles ist gut.«
    In diesem Moment tauchte Daniel auf. »Es ist kalt hier draußen. Kommt doch wieder rein. Dann können wir vorm Kamin kuscheln.«
    Nathalie gab Daniel einen Kuss. »Wie könnte ich da Nein sagen?«
    »Ich bleib einen Moment länger hier draußen.«
    Nathalie nickte und gab mir einen feuchten Schmatzer auf die Wange.
    Ich lächelte und schaute aufs dunkle Meer hinaus.
    Als die Glastür erneut aufging, wusste ich sofort, wer es war.
    »Oliver, kann ich mal eben mit dir sprechen?«
    »Sicher.«
    Ich blickte über meine Schulter und sah, wie Oliver die Tür hinter sich schloss.
    Dann umarmte er mich von hinten.
    Ich genoss die Wärme und lehnte mich an ihn. »Fändest du es sehr schlimm, wenn ich dir sagen würde, dass ich warten möchte?«
    »Warten? Worauf?«
    Ich drehte mich in seiner Umarmung und sah ihm tief in die Augen. »Ich bin nicht frigide oder so, aber ich bin auch nicht jemand, der schon nach kurzer Zeit mit jemandem in die Kiste hüpft.« Gott, was für eine lahme Ansprache.
    »Du sprichst von Sex?«
    Hatte ich mich so unklar ausgedrückt? »Ja.«
    Zu meiner Überraschung küsste mich Oliver und der Kuss war alles andere als schüchtern. Danach betrachtete er mich ernst. »Solange ich dich so küssen darf, warte ich so lange du willst. Möchtest du alleine schlafen?«
    »Nein, mit dir ist okay«, sagte ich.
    Wir lächelten einander an.
    Jetzt, wo das geklärt war, fühlte ich mich befreit, und wir gingen wieder rein, um vorm Kamin zu schmusen.
    * * *
    Oliver und ich gingen nach dem gemeinsamen Frühstück mit Daniel und Nathalie mehrere Stunden am Strand spazieren.
    Ein strammer Wind peitschte die Wellen in die Höhe und die weiße Gischt bildete einen extremen Kontrast zum grau-grünen Meer. Ich genoss es sehr, mit Oliver Hand in Hand die Wellen zu betrachten und über alles und nichts zu reden. Wir waren schon fast wieder am Haus, als mir etwas einfiel. »Ich glaube, Julia war ziemlich traurig, nicht mit uns kommen zu können.«
    »Meinst du?«
    Ich nickte.
    »Sie hätte sich wahrscheinlich eh wie das fünfte Rad am Wagen gefühlt«, sagte Oliver. »Wenn sie eine Freundin hätte, wäre das anders, aber ich glaube, bevor sie eine Freundin findet, bin ich schon verheiratet und hab drei Kinder.«
    »Warum sagst du das?«
    »Diese Miriam, das Mädel, das dich angemacht hat, war die erste Verabredung seit mehreren Monaten und Julia wollte nicht mal mit ihr ausgehen.«
    »Wieso hat sie es dann getan?«
    »Miriam hat sie gefragt und ich hab ihr gesagt, es kann nicht schaden. Weißt du, Julia ist zwar lesbisch, aber sie schaut nur selten Frauen an, wenn du weißt, was ich meine.«
    Nein, eigentlich nicht. »Ich verstehe nicht.«
    »Na ja, sie ist ziemlich zurückhaltend.« Er gestikulierte mit beiden Händen. »Ihre Ex … Silke, hätte sie Julia nicht so umgarnt, die beiden wären wahrscheinlich nie zusammengekommen. Ich glaube, meine liebe Schwester ist, wenn es um Liebe und Sex geht, ziemlich schüchtern.«
    Schüchterne Homosexuelle? Mein bisheriges Bild schien vollkommen falsch zu sein. Obwohl … »Ist es Schüchternheit oder ist sie sich vielleicht doch nicht sicher, ob sie wirklich …?«
    »Nein, nein. Sie ist so lesbisch, wie ich hetero bin. Aber sie gehört halt nicht zu den Menschen, die ständig auf der Suche sind. Sie war immer ein ziemlicher Einzelgänger, und ich denke, sie glaubt einfach nicht daran, dass die Richtige für sie da draußen ist.«
    Erstaunlicherweise konnte ich das sehr gut verstehen. Ich hatte zwar immer diesen Drang, einen Freund zu haben, aber ich glaubte

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