Zwei sind eine zu viel
s ten in der Buchhandlung wieder anfangen könnte. Sie würde einfach ihre restlichen Sachen, so viel war es ja nicht, zusammenpacken und verschwi n den. Ein klärendes Gespräch mit Simon musste sie noch führen. Aber das würde sie auch überstehen. Schließlich war sie eine starke Frau.
Das hoffte sie jedenfalls.
Sie schluckte alle Zweifel hinunter und griff nach dem Türgriff. Ihre Beine waren wie Gummi. Im Eingangsbereich blickte sie in Richtung Treppenhaus. War es wirklich erst drei Wochen her, dass sie hier angefangen hatte zu arbe i ten? Alles kam ihr so vertraut vor. Immer hatte sie sich vorgenommen, die Treppen zu steigen. Immer hatte sie gedacht, Treppen steigen würde ihr he l fen, die zusätzlichen Kalorien zu verbrennen, denen sie einfach nie widerst e hen konnte. Aber zu ihrer Schande musste sie sich eingestehen, dass sie nicht ein einziges Mal das Treppenhaus benutzt hatte. Sie wusste nicht einmal, in welcher Farbe die Wände gestrichen waren. Nicht, dass das jetzt noch wichtig gewesen wäre.
Sie war viel zu sentimental veranlagt. Heute würde sie sich die Wandfarbe auch nicht mehr ansehen. Trotzig drehte sie sich zu den Aufzügen und drückte den Knopf für den Fahrstuhl. Der Aufzug war bereits da und die Schiebetüren öffneten sich. Sie trat ein. Die Türen wollten sich wieder schli e ßen, als sich eine Hand dazwischenschob und der Sicherheitsmechanismus die Türen wieder auseinanderfahren ließ.
Ihr blieb fast der Atem weg. Das konnte doch nicht wa h r sein! So viel hatte sie in ihrem Leben nicht verbrochen, dass ihr eine solche Bestrafung zustand.
Eben hatte sie gedacht, beschissener könnte ihr Leben nicht werden. Aber, als sie dem Mann, der in den Aufzug gestiegen war , ins Gesicht sah, wusste sie, dass es noch beschissener gehen konnte.
Jörn Römer sah sie äußerst selbstzufrieden an.
Sie reagierte einen Tick zu langsam. Als sie aus dem Aufzug stürmen wollte, packte Jörn sie am Oberarm und hielt sie fest. Er wartete, bis sich die Fah r stuhltüren geschlossen hatten und er mit ihr allein war. Dann griff er mit der anderen Hand hinter sie, wobei er seine Finger über ihre Haut stre i chen ließ, und drückte den roten Halteknopf. Sie stieß einen Schmerzen s schrei aus, als sein Händedruck um ihren Oberarm sich verstärkte .
„ Soso, unsere Prinzessin ist wieder da.“
Er betrachtete ihren Körper von oben bis unten, ohne sein Verlangen ve r stecken zu wollen. Ein Ausdruck tiefer Zufriedenheit huschte über sein G e sicht, als er auf ihren Busen starrte. Sie riss den Oberarm mit einem Ruck aus der Umklammerung und flüchtete in die Ecke des Fahrstuhls. Sie war von Natur aus nicht besonders ängstlich, aber mit diesem Knaller in einer vier Quadratmeter großen Kiste zwischen zwei Stockwerken eingesperrt zu sein, schien ihr alles andere als verlockend. Er lächelte selbstzufrieden und kein bisschen freundlich. Sie konnte zwischen seinen Augen die Wut aufblitzen sehen und das jagte ihr einen eiskalten Schauer über den Rücken. Der hatte sie nicht mehr alle.
Wie lange würde es dauern, bis dem Sicherheitsdienst auffiel, dass der Fah r stuhl feststeckte? Es gab im Verlagsgebäude zwei Aufzüge und konnte etwas dauern, bis überhaupt einer merkte, dass nur ein Fahrstuhl in Betrieb war. Letzte Woche hatte Emma in den Lokalnachrichten gehört, dass ein Pärchen sechs Stunden im Gebäude des Arbeitsamtes festgesteckt hatte, bevor jemand gemerkt hatte, dass es mit dem Aufzug ein Problem gab.
Sechs Stunden mit diesem Psychopaten würde sie nicht überleben.
Er trat einen Schritt näher. In dem kleinen Raum fühlte er sich sicher und wusste, dass sie keinerlei Chance gegen ihn hatte. Er lachte fies und streckte die Hand aus, um nach ihrem Busen zu greifen. Nicht ganz überrascht von seiner Bewegung, setzte sie zum Fußtritt an, um ihm in die Eier zu treten .
Er war darauf vorbereitet. Ein Mann, der dazugelernt hatte. Blitzschnell griff er nach ihrem Bein und stieß es weg. Dann holte er mit einer schnellen Handbewegung aus und schlug ihr ins Gesicht. Es klatschte laut. Sie stöhnte und spürte den Schmerz, bevor ihr überhaupt bewusst wurde, dass er sie a n gegriffen hatte. Überrascht taumelte sie ein Stück zurück. Tränen schossen ihr in die Augen. Vorsichtig hob sie die Hand und berührte die Stelle an ihrer Wange. Sie kribbelte und fühlte sich heiß an. Es tat höllisch weh.
Er lachte, genoss ihren Schmerz und verpasste ihr eine weitere schallende Ohrfeige. Es klatschte erneut,
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