Zwei sind eine zu viel
sein Glas. Morgen, wenn sie zur Arbeit erschien, würde er sie in sein Büro zitieren und nicht eher gehen lassen, bis alles geklärt war. Er würde ihr sagen, wie sehr er sie liebte und so lange küssen, bis sie ihn verstanden hatte.
Er war am nächsten Morgen außerordentlich früh im Büro. Er hatte schlecht geschlafen wie lange nicht mehr. Alle paar Minuten hatte er auf die Uhr ges e hen. Um fünf war er aufgestanden, hatte kalt geduscht und sich angezogen. Er fühlte sich elend und gerädert. Er wollte Emma zurück. Er wollte sich entschuldigen und anschließend Versöhnungssex haben . Er versuc h te, sich zu beruhigen. Sie würde zu ihm zurückkommen.
Um halb acht würde sie zur Arbeit erscheinen und dann würde er alles kl ä ren. Meine Güte, war er nervös. Er glaubte nicht, dass Emma wegen dieser Geschichte mit Lucy die Arbeit schwänzen würde. Dafür war ihr der Job zu wichtig. Sie würde kommen und er seine Chance erhalten.
Um zwanzig vor acht war er mit einem Kaffee, der so schwarz wie die Nacht war, an seinem Schreibtisch. Diana war noch nicht da. Seit einigen M i nuten tigerte er durchs Büro und blickte ständig durch das Fenster auf die Straße. Wo blieb sie nur? Hatte er sie doch falsch eingeschätzt?
Er schnappte sich seine mittlerweile leere Kaffeetasse und machte sich auf den Weg in die Küche, um sich eine weitere Tasse zu holen. Sein Magen zog sich zusammen. Er hatte noch nichts gegessen und dieses starke Gebräu griff seine Magenwände an. Vielleicht bekam er ein Magengeschwür?
Er ging an Emmas Schreibtisch vorbei, stutzte und blieb stehen. Ein junges Mädchen saß dort und studierte einige Papiere. Sie achtete nicht auf ihn.
„ Hallo.“
Sie sah erschrocken auf. „Oh, hallo.“ Sie streckte ihm die Hand entgegen. „Ich bin Pat. Patrizia Seifert.“
Simon ergriff die Hand. „Was machen Sie an diesem Schreibtisch?“ Er war so durcheinander, dass er vergaß, sich vorzustellen.
„ Ich arbeite ab heute hier.“
Er ließ ihre Hand los, als hätte er sich verbrannt.
„ Das Personalbüro hat mich gestern angerufen. Der Platz ist ganz plötzlich frei geworden. Glück muss man haben.“
Wo war Emma? Was machte diese Patrizia hier? Und warum war Diana nie da, wenn man sie brauchte? Seine Sekretärin könnte ihm das ganze Durche i nander sicher erklären.
Emma redete nicht mit ihm. Er hatte schon etliche Male versucht, sie auf dem Handy zu erreichen, aber es ging immer nur die Mailbox ran. Mittlerwe i le hatte er ihr zehn Nachrichten hinterlassen. Bei der Letzten hatte er keinen freundlichen Tonfall mehr zustande gebracht. „Ruf an!“, war alles, was er in den Hörer gebrüllt hatte. Er presste die Lippen zusammen, um sich unter Kontrolle zu halten, so wütend war er. Panik schnürte ihm die Kehle zu und ließ seinen Blutdruck steigen. Etwas war gestern passiert, als er nicht im Haus gewesen war. Da war er sicher. Verwirrt griff er zum Telefonhörer und drückte die Kurzwahltaste des Personalbüros. Es war noch früh, aber vie l leicht hatte er Glück und es war bereits jemand da. Es dauerte nicht lange, da wurde der Hörer am anderen Ende abgenommen.
„ Rodenheimer Verlagsgruppe, das Personalbüro, Sie sprechen mit Frau Ma r tina Hochwein-Tungelhagen. Was kann ich für Sie tun?“
„ Wo ist Frau Jakobsen?“
Martina schlug einen süffisanten Ton an. Wie immer, wenn sie mit ihm sprach. „Herr Bogener, guten Morgen. Sie sind heute früh dran. Ich hoffe, Sie übertreiben es nicht. Auch ein Chef braucht seinen Schlaf. Ich weiß doch, dass Sie täglich Überstunden machen.“
Er würde sie gleich durch den Hörer ziehen. Heute Morgen lagen seine Nerven blank. „Wo ist Frau Jakobsen?“
„ Frau Jakobsen ist nicht mehr für uns tätig.“
Er unterbrach sie, bevor sie zu einer Erklärung ansetzen konnte. „Soweit ich mich erinnern kann, war sie es gestern Morgen noch.“
„ Ja, das ist richtig.“ Er konnte spüren, wie Martina am anderen Ende z u stimmend nickte. „Sie ist gestern zum wiederholten Male zu spät zur Arbeit erschienen, und da ich Frau Jakobsen bereits zweimal ermahnt hatte, sah ich mich gezwungen, ihr fristlos zu kündigen. Eine unprofessionelle Einstellung zum Thema Pünktlichkeit können wir in unserem Team nicht gebrauchen. Ich denke, das ist in Ihrem Sinne, Herr Bogener.“
Er sagte nichts. Es war still in der Leitung. Nicht mal ein leises Rauschen war zu hören. Das ganze Blut wich aus seinem Gesicht. Er fühlte sich schlecht. Sollte er
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