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Zwei Sonnen am Himmel

Titel: Zwei Sonnen am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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ihren Gedanken. »Genug Zeit ging verloren! Es eilt, wir müssen fort von hier!« Mit ihrem Bogen in der Hand trat sie den Männern entgegen. »Ich bin Zena, die Herrscherin der Insel-Amazonen. Kraft meines Willens seid ihr frei.« Als ranghöchster Offizier ergriff Torr das Wort. »Du hast uns von einem Los befreit, das schlimmer war als der Tod. Sei unserer Dankbarkeit gewiss.«
    Zena musterte ihn mit einem seltsamen Glitzern in den Augen. »Ich glaube, ich erkenne dich wieder«, sagte sie eisig. »Warst du nicht unter den Männern, die uns angegriffen und meine Tochter entführt haben?«
    Torrs dunkle Augen hielten ohne Wimpernzucken dem Blick der Königin stand. »Du irrst dich nicht«, sagte er ruhig. »Ich befehligte die Schiffe.«
    Zenas Hand schloss sich fester um ihren Bogen. Einige Atemzüge lang betrachtete sie den Admiral mit steinernem Gesicht. Torr rührte sich nicht.
    Unvermutet glitt ein Lächeln über das Antlitz der Königin. »Es fehlte dir nicht an Tapferkeit«, sagte sie. »Ich achte dich.«
    Die Männer traten einer nach dem anderen vor, um Zena und Usir ihre Ehrerbietung zu bezeugen. Sie nannten ihre Namen und ihren Rang. Einige - wie Torr und Haku, der Wachthauptmann - waren erst vor ein paar Tagen eingekerkert worden. Sie waren noch bei Kräften und hatten geistig keinen Schaden erlitten. Diejenigen aber, die Monate oder Jahre in diesem unterirdischen Gewölbe verbracht hatten, waren erschreckend mager und abgezehrt. Ihr Verstand war nur wenig aufnahmefähig und sie hatten jeden Zeitbegriff verloren. Sie wussten nicht, dass ein unbekanntes Gestirn Atlantis bedrohte. Es kostete einige Mühe, ihnen die Situation zu schildern.
    Schließlich sagte Zena: »Es bleibt uns nicht viel Zeit. Trotzdem müssen wir versuchen unser Leben zu retten. Ich kenne den Weg, der ans Tageslicht führt. Er ist lang und unbequem, aber wir werden nirgendwo auf gefährliche Hindernisse stoßen.« Sie warf ihren Bogen über die Schulter. »Folgt mir, ich führe euch!«

19
    Auf Zenas Befehl nahmen sie die Fackeln aus den Haltern. In der feuchten, salzigen Luft rauchten sie und knisterten. Wasser sickerte durch das Gewölbe und rann in durchsichtigen Tropfen über die blassblauen Stalaktiten. In ausgehöhlten Steinen glänzten Pfützen. Verfaultes, übel riechendes Moos zerfraß das Kalkgestein. Die Gänge zweigten oftmals ab und endeten in tiefen Spalten oder Grotten. Es schien unmöglich, den Weg durch dieses dunkle Labyrinth zu finden. Dennoch schritt Zena sicher und fast ohne zu zögern vorwärts. Sie hatte beim Eindringen in die Grotte ihren Weg markiert, indem sie mit der Dolchspitze Kerben in den Fels geritzt oder das Gestein mit Ruß geschwärzt hatte. Isa schritt neben ihr und leuchtete mit der Fackel. Im flackernden Licht schien das Felsgestein zu zittern und seine Struktur zu verändern. Schwarze, vor Feuchtigkeit glänzende Klippen tauchten wie aus dem Nichts auf und senkten sich in finstere Schächte hinab. Spalten klafften im Boden. Gleich einem Teilstück, das von einem Meteoriten abgesprungen und tief in die Erdrinde eingetrieben war, hob sich eine gigantische Basaltwand, Überrest eines in längst vergangenen Zeiten erloschenen Vulkans, aus den dunklen Tiefen. Manchmal war ein dumpfes Grollen zu vernehmen. Der Erdboden vibrierte. Es war, als erschütterten die Schläge auf einen weit entfernt liegenden, riesigen Amboss das Gestein. Das Dröhnen währte eine Weile, während die Fliehenden voller Entsetzen den Atem anhielten. Hier und da lösten sich Steine, polterten dröhnend in die Tiefe. Dann wurde das Beben ruhiger und hörte schließlich ganz auf. Eine unheimliche, bedrückende Stille setzte wieder ein.
    Wie lange irrten sie so dahin? Niemand hätte es sagen können. Jedes Gefühl für Zeit war verloren gegangen, während sie den gewundenen, endlosen Weg fortsetzten. Die Finsternis hörte nicht auf. Die Schwindel erregenden Schluchten, die von Ausdünstungen schwere Luft ließen bei ihnen die unheimliche Vorstellung aufkommen, immer tiefer in das unbekannte Erdinnere vorzudringen.
    Schließlich glaubten sie jedoch, in der Ferne eine fahle, rötliche Helle sich abzeichnen zu sehen. Als sie einen schmalen Übergang beschritten, blieb Zena plötzlich stehen und streckte die Hand aus. Nicht weit von ihnen war ein Eisengitter in die

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