Zwei Toechter auf Pump
wer?«
»Ich bin’s.«
»Ach so. Ich dachte, da ist wer. Du kannst schon mal den großen Koffer zumachen. Er ist fertig gepackt.«
Ich hänge den Mantel auf. Als ich mich umdrehe, steht Weffi wedelnd hinter mir. Er hat sich die tote Krähe, in der er sich wälzen wollte, wiedergeholt. Ich entreiße sie ihm und werfe sie in den Garten. Sie ist noch ganz steif gefroren. Dann hole ich mir die Hundetücher aus dem Bad, hocke mich hin und beginne mit der Säuberung. Ja, also diese Reise nach St. Moritz — sie kam dadurch zustande, daß Frauchen von Tante Lola dazu eingeladen wurde. Tante Lola aus Philadelphia, Witwe eines millionenschweren Konservenfabrikanten. Wenn ich an sie denke, sehe ich sie immer noch so vor mir, wie ich sie als kleiner Junge erlebte: als eine schlanke dunkle Frau mit Gazellenaugen, einer tiefen Stimme und einem wunderbaren Parfüm. Vor ein paar Tagen erhielten wir die Nachricht, daß sie nach Europa komme, und zwar nach St. Moritz, das ihr von ihrem Arzt empfohlen worden sei. Meine Gefährtin wolle sich für vier Wochen ebenfalls dort einfinden. Eingeladen — und tausend Dollar Taschengeld! Abholung in einem für diesen Zweck in der Schweiz gemieteten Cadillac, pünktlich morgen, zehn Uhr vormittags.
Vier Wochen St. Moritz und tausend Dollar Taschengeld! Ich finde es verständlich, wenn auch nicht gerade ermunternd, daß man total vergaß, mein Einverständnis einzuholen. Ich fragte Teddy, ob das nicht etwas viel sogar für mein sowieso wackliges häusliches Prestige sei. Er sah mich mitleidig an: »Prestige! Weißt du, was du machst, du Glückspilz? Du hältst die Klappe und gehst auf Zehenspitzen, bis sie weg ist!« Er schlug mir auf die Schulter, daß meine Lungenflügel schlotterten: »Mensch — vier Wochen Strohwitwer! Und ganz umsonst! Das verdienst du ja gar nicht!«
Ich überlegte mir die Sache und beschloß, eine Haltung würdigwohlwollender Neutralität einzunehmen. Schade nur, daß niemand bemerkte, wie gut ich diese nicht einfache Rolle spielte.
Unsere drei Frauen, Addi, die Mama und mein Exemplar waren nämlich vollauf damit beschäftigt, die Garderobe für die Reise zusammenzustellen. Sie hatten sich auf den Grundsatz geeinigt, daß dieselbe einerseits nicht zu ärmlich, andererseits aber so bemessen sein solle, daß Tante Lola genügend Lücken darin aufzufüllen fände. Addi erhielt die Zusage, von einem eventuellen Überfließen dieser Lückenauffüllung zu profitieren, und schwelgte in seligen Erwartungen. Auf diese Weise kam es, daß auch Teddy von einer Art Strohwitwertum betroffen wurde, zumal sogar seine Töchter nichts anderes im Kopf hatten als eventuelle indirekte Erbschaften aus diesem sagenhaften Unternehmen.
Nach Säuberung der Hunde werde ich damit beschäftigt, Koffer zu- und wieder aufzumachen. Es stellt sich nämlich heraus, daß manche der bereits geschlossenen Koffer Dinge enthalten, die entweder zu Hause bleiben oder durch andere ersetzt in einen anderen Koffer verpackt werden sollen. Nach einer halben Stunde entläßt man mich aus meiner Hausdiener-Tätigkeit. Zu viert gehen wir nach oben ins Zimmer der Mama, sitzen dort völlig erschöpft um den Tisch, und Addi greift zur Cognacflasche.
»Heute nacht werde ich aber schlafen!« sagt sie gähnend. »Mensch, ist das aufregend!«
Ihr Gähnen steckt mich an. Wir schwatzen nur noch kurze Zeit, essen eine Kleinigkeit, dann geht Addi zu sich hinüber und Frauchen ins Bad. Ich wanke in mein Schlafzimmer und finde dort zu meinem Erstaunen die beiden Herren Hunde, die sonst in Frauchens Zimmer zu schlafen pflegen. Beide scheinen begriffen zu haben, daß man sie nicht mitnimmt, und haben mich mit einem Opportunismus., den ich als schamlos empfinde, zu ihrem neuen Schlafburschen ernannt. Weffi liegt auf meiner Decke und knurrt, als ich mich auf das Bett setze.
»Na, erlaube mal!« sage ich. »Vielleicht ist auch noch ‘n bißchen Platz für mich da!«
Er wirft mir einen scheelen Blick zu, seufzt und steckt dann die Nase wieder zwischen das Kuddelmuddel aus Vorder- und Hinterpfoten. Cocki liegt vor dem Bett.
Ich beschließe, auf alle Waschzeremonien zu verzichten und einfach ins Bett zu gehen. Das Unhygienische dieses Vorgangs erfüllt mich mit Erinnerungen an meine Knabenzeit und außerdem mit ausgesprochenem Behagen. Nach längerem Handgemenge einige ich mich mit Weffi dahin, daß er in der rechten unteren Ecke meiner Schlafcouch sein Quartier aufschlägt. Gerade, als ich die Lampe auslöschen will,
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