Zwei Toechter auf Pump
beschließt Cocki, ebenfalls mein Bett zu entern. Er haut sich mit seinen achtundvierzig Pfund eisenharter Muskeln gegen meine Brust, bläst die schnurrbärtige Flappe auf und entläßt einen tiefen Schnarcher.
»Dicker«, sage ich, »das ist ja nun Quatsch. Dir wird doch viel zu warm! Was soll denn dieser Blödsinn?«
Ein schläfriges Löwenauge öffnet sich und sieht mich vorwurfsvoll an: >Du solltest froh sein, daß ich dich mit meiner Gegenwart beehre — verstehst du natürlich wieder nicht!< Flappe aufgeblasen, Schnarcher.
Ich seufze: »Also schön, versuchen wir’s.« Ich lösche das Licht und beginne, zwischen den beiden Kumpanen hingebogen wie ein Fragezeichen, zu entschlummern. Als sich eben meine Sinne verwirren, gibt es einen Ruck. Die Matratze, von Cockis Gewicht befreit, schnellt hoch, Weffi brummt empört, ich höre Cockis dicke Löwentatzen patsch-patsch aus meinem Zimmer in die angrenzende Bibliothek latschen. Dann ein dumpfes Knarren, er ist in den großen Lehnsessel gesprungen. Und dann, von dort her, der erste Schnarcher, gefolgt von einem dünnen Pfiff und erneutem Federknarren.
>Das ist ja unmöglich«, denke ich, >wer soll das aushalten? Wenn es mir nicht gelingt, diesen Kerl irgendwo anders hin abzuschieben, werde ich vier Wochen lang kein Auge zutun...<
Und dabei bin ich auch schon eingeschlafen.
2
Da haben sie mich also doch erwischt — die Gangster. Sie drängen mich in eine Mauernische. Der Große mit der niedrigen Stirn gibt mir einen Kinnhaken, während der Kleine mit dem Mausgesicht mir die Pistole in den Rücken drückt.
Ich hole aus, bekomme aber sofort wieder von dem Gorilla einen Schlag — und bin wach.
Dicht vor meinem schweißbedeckten Gesicht ist ein Löwenkopf mit langen Ohren und goldenen Augen. Cocki sitzt vor meinem Bett und holt eben wieder mit der Tatze aus. Er läßt sie sinken, als er sieht, daß ich die Augen aufmache.
Hinter der Tür rumort es, etwas Hölzernes, anscheinend ein Kleiderbügel, fällt klappernd auf den Boden, und die Stimme der Mama sagt: »Schläft denn Hans immer noch?«
»Weck ihn auf«, erwidert Frauchens Stimme, »er soll schon die Koffer in die Diele tragen.«
Ich setze mich mit einem Ruck auf: Sie verreist ja! Einen flüchtigen Moment fällt mir der Gorilla ein, Spuk aus dem angeritzten Unterbewußtsein, psychoanalysiere ich. Aber warum angeritzt? Weil Frauchen verreist? Was ist man doch für ein Gewohnheitstier! Oder ist da noch etwas anderes — etwas mehr?
Da ist schon die Mama. Sie bemüht sich, streng auszusehen. »Na, alter Faulpelz, bist du noch nicht auf?«
Ich gähne: »Psychoanalyse.«
Als ich nach einer halben Stunde angezogen aus meinem Zimmer komme, tritt Frauchen gerade aus ihrem Schlafzimmer, das heißt, genauer gesagt, sie hinkt. Bekleidet ist sie mit Schlafrock, unter dem ein Stück Nachthemd vorschaut: »Komm schnell nach oben, frühstücken«, sagt sie, »es ist ja schon neun Uhr!«
»Es ist sogar Viertel zehn«, sage ich, während wir die Treppe hinaufsteigen. »Außerdem — warum hinkst du?«
»Weil ich den zweiten Pantoffel nicht gefunden habe.« Sie bleibt stehen und sagt mit gedämpfter Stimme: »Achte darauf, daß die Mama beim Essen nicht so schmatzt und nicht alle Türen offenläßt, damit ihr nicht nur für das Treppenhaus heizt. Vor allem soll sie die Hunde nicht überfüttern und ihnen nicht wieder das Betteln angewöhnen.«
»Mach’ ich.«
»Und achte darauf, daß sie nicht zuviel trinkt, ein Gläschen Vermouth am Abend ist genug.«
Im großen Zimmer oben hat die Mama schon den Frühstückstisch gedeckt und rumort in der benachbarten Küche. Frauchen geht zu ihr. Die Herren Hunde sind auch schon zur Stelle, aber sie belagern nicht wie sonst den Frühstückstisch. Weffi sitzt mit zitternden Fellbeinchen an der Tür, den Ball neben sich. Cocki hat sich in seinen Schmollwinkel neben dem Kamin zurückgezogen. Ein hellblauer Gegenstand schaut unter seiner Flappe hervor. Als ich ihn mir näher betrachte, sehe ich, daß es Frauchens Pantoffel ist. Ich greife danach, worauf er die Flappe hochzieht und mir den Eckzahn zeigt. Worauf er von mir eins hinter die Ohren und den Pantoffel weggenommen bekommt. Er reicht mir eine dicke Knudelpfote und seufzt.
Ich streichele ihm über die langen Ohren und die hohe Stirn: »Frauchen kommt ja bald wieder!« Und dann starren wir beide auf die Küchentür.
Dahinter höre ich Frauchens Stimme: »Und vor allem, Mami, achte darauf, daß er nicht zuviel trinkt. Eine
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