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Zwei Toechter und drei Hunde

Zwei Toechter und drei Hunde

Titel: Zwei Toechter und drei Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G Bentz
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sprechen, Herr Professor?< Als wir im Zimmer waren, schloß ich vorsichtshalber die Tür ab. Wir saßen uns, durch einen Tisch mit dicken Wälzern getrennt, feierlich und auf unbequemen Stühlen gegenüber. Und ich sagte: >Laß den Unsinn mit dem Professor, Kind! Du hast was auf dem Herzen — los, pack aus!<
    Sie packte aus, und ich erfuhr auf diese Weise, daß ihr Jugendgespiele und quasi Verlobter in letzter Zeit Eigenschaften entwickelt hatte, die in ihr Zweifel aufkommen ließen, ob es sich hier wirklich um eine schicksalhafte Bindung fürs ganze Leben oder nur um eine Jugendliebelei gehandelt habe. Sie war absolut schonungslos gegen sich selbst und äußerte sich mit der heutzutage üblichen Nonchalance der Jugend.«
    »Na und?«
    Enrico klebt bedächtig ein Deckblatt seiner Zigarre fest: »Ich sagte: >Da du es warst, kleine Margot, die mich um diese Unterhaltung gebeten hat, nehme ich an, daß du etwas mehr damit beabsichtigst, als dir von einem bedeutend älteren Mann einen guten Rat zu holen. Schließlich habt ihr ja euren Colonel für seelisches Magendrücken.<«
    »Das war eine ausgesprochen niederträchtige Formulierung!«
    »Entschuldige, sie war aber nicht so gemeint. Ich mußte doch herausfinden, was sie eigentlich wollte! Und ich saß da auf meinem Stühlchen mit einem Haufen alter Bücher vor der Nase, und das Herz schlug mir bis zum Hals. Kannst du dir das vorstellen?«
    »Hm...«
    »Zunächst sagte sie gar nichts, worauf ich die ganzen Staubfänger mit einem Ruck auf die Erde schmiß, damit ich sie ganz und gar sehen konnte, alles von ihr, ihr Gesicht, ihre Hände: >Also?< fragte ich, als sie schwieg. Sie sah mir ganz gerade in die Augen und sagte: >Ja, es war mehr.<«
    Er schweigt, betrachtet seine Zigarre, die am Mundende wie eine Fächerpalme aussieht, und wirft sie schließlich weg.
    »Na und?«
    »Dann erwies es sich als sehr nützlich, daß ich die Tür abgeschlossen hatte. Ich redete eine Menge Unsinn und entsinne mich dunkel, daß es derweilen zweimal wenigstens klinkte. Na, und zum Schluß einigten wir uns, daß ich heute mit ihren Eltern sprechen sollte, was ich eben getan habe.« Er besieht angelegentlich seine Fingernägel und sagt dann: »Glaube nicht, daß der Unterricht in puncto Frauen, den du mir erteilt hast, umsonst war! Ich hab’ eine Menge gelernt, und es ist mir natürlich klar, daß Margots Aktion einen negativen Ausgangspunkt hat, nämlich die Enttäuschung. Und daß ich für sie zumindest zunächst nicht mehr bin als — na, sagen wir mal, als so eine Art Zuflucht, ein Trostpreis in der Lebenslotterie. Aber mir ist auch das mehr als genug. Ich habe mal irgendwo gelesen, daß es genüge, wenn der eine liebt und der andere sich von ihm lieben läßt, und daß das sogar die glücklichsten Ehen sind.«
    Wir schweigen eine Weile.
    Ich sehe mir Enrico von der Seite an, sein klares, männliches Profil, die langen Chirurgenhände, die nervös auf den Lehnen des Stuhls trommeln.
    »Du bist, was Margot anbetrifft, völlig auf dem Holzweg.« Und als er mich erschrocken ansieht: »Sie hat mir nämlich schon vor längerer Zeit gesagt, daß du sie als Mann — und nur als Mann — ganz ernsthaft in Versuchung geführt habest. Und dies zu einer Zeit, als mit Buddy noch alles in bester Ordnung war...«
    Er starrt mich an, schluckt ein paarmal und sagt dann:
    »Dafür — also dafür erlasse ich dir das Hochzeitsgeschenk!« Dann haut er mich auf den Rücken: »Was sagst du denn nun zu uns beiden, Colonel?«
    »Ja, was sage ich zu euch beiden?« Mir wird plötzlich übel, und alles beginnt sich zu drehen wie in einem Karussell. Margot und Buddy im See, sich an den Haaren reißend, gegenseitig untertauchend. Buddy, der Anführer der >Blase<, Türklinken und Klinken mit Alleskleber beschmierend, Buddy, mit gestohlenen Zündschlüsseln führerscheinlos Fahrten unternehmend. Dann die interessante Periode, als man entdeckte, daß man verschiedenen Geschlechtes war, und sich abends auf der Hausbank knutschte. Buddy, der für die Sommergäste und für fünfzig Pfennig Honorar auf dem Holzgeländer der Landungsbrücke balancierte und Margot die erste Bonbonniere ihres Lebens schenkte. Zuletzt die Turtelei in ihren Münchner Studentenbuden —. Und immer wieder diese beiden, die das Schicksal füreinander bestimmt zu haben schien und mit deren Liebe ich so lange Jahre mitlebte und mitbangte...
    Und dann zuletzt, diese Szene am See! Die letzte, stumme, verzweifelte, nicht endenwollende Liebkosung —

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